Travemünde - das eigentliche Sanssouci der Lübecker

Travemünde ist nun das eigentliche Sanssouci der Lübecker. Es ist ein Flecken, an der Mündung der Trave in die Ostsee gelegen, durch die Dorsche — Ostseefische, die hier am schmackhaftesten zubereitet werden — und sein Seebad auch dem Auslande wohlbekannt.

Es gibt bekanntlich viele Ostsee-Bäder: das hochadelige Doberan, das romantische Putbus auf Rügen, das berlinbesuchte Swinemünde; aber Travemünde ist das bürgerlichste, fashonableste Seebad des baltischen Meeres. Es waltet hier die echte, wahre Bade-Behaglichkeit, jenes soziale Leben, welches sich auf Freiheit und Gleichheit stützt und die Standes- Scheidungen verachtet.


Protonotarius Lembke, ein Mann der Courtoisie und Noblesse, heiter und lebensfroh, ein soziales Genie, hat viel dazu beigetragen, das junge Travemünde mit den anderen Ostsee-Bädern rivalisieren zu machen, und Hamburg flüchtet sich häufig in den Sommermonaten aus der dumpfen, stickigen Luft seiner engen, winkeligen, von hohen Gebäuden eingeschlossenen Straßen hierher, wo die Ostsee Kühlung und Stärkung bietet, und kein mecklenburgischer Adel den Ton angibt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Skizzen aus den Hansa-Städten