27. Judengasse in Wilna

Dies Gekribbel und Gekrabbel,
Dies Gekreisch und dies Geschnabbel,
Wie es durch die Judengasse
Wogt und schrillt in ems'ger Masse,
Klang einst um des Tempels Hallen,
Eh' die hohe Stadt zerfallen.

Alte Laute hört man sagen
Aus Jesajas schweren Tagen,
Mosis Wort und Davids Psalter.
Zwischen Schrot und Kleiderhalter
Aus Gerumpel, täglich feuchter,
Ragt ein siebenarm'ger Leuchter.


Um die Türen Lumpen wehen,
Zions Lettern drüber stehen.
Alles, was hier lacht und handelt,
Ist seit Jakob kaum verwandelt.
Ew'ges Volk, umhergetrieben,
Bist du selbst dir treu geblieben!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Skizzen aus Litauen, Weißrussland und Kurland