17. Blick auf den Schlossberg in Wilna

Schwarz-weiß-rote Fahne oben auf der Bastion des Schlossbergs zu Wilna, wie oft haben dich deutsche Augen gegrüßt! Nicht nur die blitzenden Augen der ersten einziehenden Truppen, die in stolzem, schönem Selbstgefühl dich flattern sahen, als hätte jeder einzelne von ihnen dies Banner über der alten Jagellonen Stadt aufgehisst. Nein, auch die vielen Blicke der Tausende von Deutschen, die nach den Eroberern kamen, die wochen- und monatelang hier in Wilna lagen und die Stadt und das Land ringsum zum Besten unseres Heeres und unserer Heimat verwalteten, haben sich häufig auf die Fahne dort oben gerichtet und sich gleich müden Soldaten aus ihr Trost gezogen. Wenn die Sorgen um den Kleinkram des Krieges den Sinn für die Größe des Ganzen, dem man diente, trüben wollten, hat das Anschauen dieses bunten Zeichens, das im Sturm und Sonnenschein auf seiner luftigen Höhe wehte, die sinkenden Herzen erhoben. „Du möchtest ihn doch nicht aus deinem Dasein missen, den Anblick der fliegenden Fahne auf jenem Berge!" hat sich manch einer gesagt, wenn ihn das Heimweh packen wollte, das Heimweh mit dem verlockenden Kehrreim: „Nur in Deutschland, ja, nur in Deutschland, da möcht' ich ewig leben!"
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Skizzen aus Litauen, Weißrussland und Kurland