Schweizerskizzen
Autor: Jäger, August (1808-1848) deutscher Schriftsteller. Pseudonym: August von Schlumb. Verfasser des Deutschen in Paris, des deutschen Studenten usw., Erscheinungsjahr: 1838
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Schweiz, Reisen, Reisebeschreibung, Sittenbild, Gebräuche, Religion, Naturschönheiten, Bewohner, Merkwürdigkeiten
Vorwort
Nachstehende Bilder aus der Schweiz entstanden bereits vor einigen Jahren und sind das Produkt eines halbjährigen Aufenthalts in den bedeutenderen Kantonen und größeren Städten jenes Landes. Eine mehrjährige Abwesenheit aus Deutschland verhinderte den Verfasser an eine frühere Veröffentlichung, er schmeichelt sich jedoch, dass die etwas mutwilligen Kinder seiner Laune, wie frische, lebendige Eindrücke sie erzeugten und er sie alsbald niederschrieb, noch jetzt nicht alles Interesse verloren haben, zumal er Veraltetes strich, Zeitgemäßes einschaltete und die Schweiz gerade in dieser Zeit die Augen von dem gebildeten Teile ihrer Nachbarvölker, bezüglich der Wirren in Schwyz und Louis Napoleons auf sich zieht. —
Es lag nicht in der Absicht des Verfassers, eine sogenannte Reisebeschreibung liefern, die Schweiz geographisch und statistisch darstellen zu wollen, denn das ist in vielen Werken weitläufig genug geschehen; man wird eben so wenig die Angaben der Höhen der Berge, der Breite und Länge der Seen, Täler, Flüsse u. s. w. finden, denn in dem Falle hätten wir Andern nachschreiben müssen, indem wir, vielleicht eben so wenig wie Jene, nichts von dem Allen ausgemessen haben. Man kann hierüber viele andere Bücher, jede Geographie nachlesen, wir glauben jedoch, dass unsere Leser ohnehin wissen, dass die Schweiz ein gebirgiges Land ist, dass sie nicht zu den fünf Großmächten gehört, ihr Flächeninhalt dem Deutschlands nachsteht, dass auf diesem, der Natur des Bodens nach, zahlreiche, arbeitsame Menschen leben, die das schönste Rindvieh besitzen, den besten Käse und die wohlschmeckendste Butter bereiten. Ebenfalls wird jedem Leser bekannt sein, dass die Schweiz aus einigen und zwanzig Kantonen besteht, die unter verschiedenen republikanischen Verfassungen gemeinschaftlich die Tagsatzung beschicken, in welcher über das Wohl und Wehe des gesammten Republikenbundes in deutscher, französischer und italienischer Sprache verhandelt wird. Auch aus der altern Geschichte des Landes, die rühmlicher, als die neuere, kennt jedes Kind die Namen eines Wilhelm Tell, des erschossenen Geßler, welche Sage neuerdings sogar bezweifelt ist*), — Arnold Winkelrieds und anderer Schweizerhelden, die Tage von Sempach, Murten, Granson usw., daher wird man über diese und ähnliche allbekannte Sachen wenig oder gar nichts in diesem Büchlein finden.
*) Ein Franzose oder Däne gab vor einigen Jahren eine Broschüre heraus, in welcher er bewies, dass jene Schweizersage eine fable danoise sei, die ganze Begebenheit sich vor uralter Zeit in Dänemark, aber nie in der Schweiz zugetragen habe. Der unglückliche Autor war seitdem in der Eidgenossenschaft seines Lebens nicht mehr sicher, in Bern ward er fast zu Tode geprügelt.
Nachstehende Bilder aus der Schweiz entstanden bereits vor einigen Jahren und sind das Produkt eines halbjährigen Aufenthalts in den bedeutenderen Kantonen und größeren Städten jenes Landes. Eine mehrjährige Abwesenheit aus Deutschland verhinderte den Verfasser an eine frühere Veröffentlichung, er schmeichelt sich jedoch, dass die etwas mutwilligen Kinder seiner Laune, wie frische, lebendige Eindrücke sie erzeugten und er sie alsbald niederschrieb, noch jetzt nicht alles Interesse verloren haben, zumal er Veraltetes strich, Zeitgemäßes einschaltete und die Schweiz gerade in dieser Zeit die Augen von dem gebildeten Teile ihrer Nachbarvölker, bezüglich der Wirren in Schwyz und Louis Napoleons auf sich zieht. —
Es lag nicht in der Absicht des Verfassers, eine sogenannte Reisebeschreibung liefern, die Schweiz geographisch und statistisch darstellen zu wollen, denn das ist in vielen Werken weitläufig genug geschehen; man wird eben so wenig die Angaben der Höhen der Berge, der Breite und Länge der Seen, Täler, Flüsse u. s. w. finden, denn in dem Falle hätten wir Andern nachschreiben müssen, indem wir, vielleicht eben so wenig wie Jene, nichts von dem Allen ausgemessen haben. Man kann hierüber viele andere Bücher, jede Geographie nachlesen, wir glauben jedoch, dass unsere Leser ohnehin wissen, dass die Schweiz ein gebirgiges Land ist, dass sie nicht zu den fünf Großmächten gehört, ihr Flächeninhalt dem Deutschlands nachsteht, dass auf diesem, der Natur des Bodens nach, zahlreiche, arbeitsame Menschen leben, die das schönste Rindvieh besitzen, den besten Käse und die wohlschmeckendste Butter bereiten. Ebenfalls wird jedem Leser bekannt sein, dass die Schweiz aus einigen und zwanzig Kantonen besteht, die unter verschiedenen republikanischen Verfassungen gemeinschaftlich die Tagsatzung beschicken, in welcher über das Wohl und Wehe des gesammten Republikenbundes in deutscher, französischer und italienischer Sprache verhandelt wird. Auch aus der altern Geschichte des Landes, die rühmlicher, als die neuere, kennt jedes Kind die Namen eines Wilhelm Tell, des erschossenen Geßler, welche Sage neuerdings sogar bezweifelt ist*), — Arnold Winkelrieds und anderer Schweizerhelden, die Tage von Sempach, Murten, Granson usw., daher wird man über diese und ähnliche allbekannte Sachen wenig oder gar nichts in diesem Büchlein finden.
*) Ein Franzose oder Däne gab vor einigen Jahren eine Broschüre heraus, in welcher er bewies, dass jene Schweizersage eine fable danoise sei, die ganze Begebenheit sich vor uralter Zeit in Dänemark, aber nie in der Schweiz zugetragen habe. Der unglückliche Autor war seitdem in der Eidgenossenschaft seines Lebens nicht mehr sicher, in Bern ward er fast zu Tode geprügelt.
Inhaltsverzeichnis
Unsere Aufgabe war dagegen, ein treues Gemälde über das innere Leben der Schweizer, über ihre Sitten, Gebräuche, Einrichtungen, Verfassungen, Religionen, über ihren Charakter und ihre Bildungsstufe zu geben, dies um so mehr, weil sich gerade in diesen Beziehungen in dem letzten Dezennium Vieles verändert und umgestaltet hat. Dabei werden wir nicht unterlassen einige Merkwürdigkeiten des Landes und mancher Städte, großartige Anstalten und Bauten zu erwähnen, uns aber enthalten zu oft über die Naturschönheiten, welche die Schweiz bietet in Ekstase zu geraten und so vielen Vorgängern aus allen Nationen, aus allen Ständen und aus beiden Geschlechtern nachzufühlen und nachzubeten, denn die Schweiz mit ihren ewigen Gebirgen, riesigen Gletschern, Seen und Flüssen bleibt dieselbe, aber die Bewohner haben sich zumal mit der Oberfläche der wenigen Ebenen verändert, das Licht der Aufklärung ist auch bis in ihre reizenden, stillen Täler gedrungen, schon längst in vielen Kantonen heimisch, verbreitet es sich mehr und mehr über andere, in denen es bis dahin oft noch unter einem bergenden Scheffel stand.
So verschieden, oft vielleicht irrig, des Verfassers Ansichten und Behauptungen von denen Anderer sein mögen, eben so war es auch die Wahl der Jahreszeit , in welcher er die Schweiz bereiste. Mit Recht wählt man hierzu das Ende des Frühlings, um den Sommer und den Anfang des Herbstes benutzen zu können; viele Berge sind nur in den Sommermonden besteigbar, das Land gewahrt in dieser Zeit den erhabensten Anblick, den tiefsten Eindruck: aber auch der Winter hat seine Schönheiten, ganz anders gestaltet sich dann Berg, Wald, Tal, See und Fluss. Wir haben bis jetzt noch von keiner „Schweizerwinterreise“ gehört und gelesen, im Sommer kann sie Jeder, jedes Weib leicht unternehmen, wir beschlossen, es im Winter zu tun, um manches neue, vielleicht interessante, wenn auch den Schilderungen in günstigerer Jahreszeit nachstehende Bild entwerfen zu können; die Zahl der Reiseskizzen, und Reisebeschreibungen, welche die Sommermonate in sich begreifen, wollten wir nicht vermehren, zogen daher vor die entgegengesetzte Jahreszeit dazu zu wählen, gleich jenem Engländer, welcher vom Ende Oktober bis Ende März im Tal Chamouny, da, wo die Kälte am ärgsten, der Schnee fast undurchdringlich, lebte und als Grund dieser sonderbaren Wahl seines Aufenthalts angab, dass im Sommer jeder Narr dort wohnen könne!
Leipzig, im Oktober 1833.
Inhalt.
I. Schwaben. Mörsburg. Bodensee. Kanton Thurgau. Kloster Kreuzlingen. Klöster in der Schweiz. Aufklärung in den katholischen Kantonen. Frauenfeld. Winterthur.
Kutscher in der Schweiz. Zürich.
II. Schweizerische Gasthöfe. Das Schwert in Zürich. Pensionsanstalten. Misstrauen gegen Fremde. Deutsche in der Schweiz. Schweizerische Regierungen, — die Züricher. Festungswerke. Patrizier. Die Stadt Zürich. Die Universität. Die Umgebungen der Stadt. Der See. Charakteristik der Schweizer, besonders der Züricher.
III. Politisches Treiben in der Schweiz. Fremde Flüchtlinge. Handwerkervereine. Einschreiten fremder Mächte. Theater in Zürich. Merkwürdigkeiten. Naturschönheiten. Pintenschenken. Präsidenten als Wirte. Titelsucht der Schweizer.
IV. Maria Einsiedeln. Luzern. Die Einwohner. Der Katholizismus. Patrizier. Soziale Verhältnisse. Das Werbesystem für fremde Mächte. Musegger Umzug. Geistliche Orden. Aberglaube. Die Luzernerinnen. Karneval.
V. Umgebungen Luzerns: Gebirge, der Vierwaldstädter See. Erinnerungen an Tell. Merkwürdigkeiten in Luzern. Die drei Brücken. Der Schwan. Belle vue. Der Löwe. Das Zeughaus. Bas relief vom Rigi. Besteigung des Rigi.
VI. Von Luzern nach Bern. Die Stadt Bern. Zünfte. Gesellschaftliche Verhältnisse. Politische Parteien. Sehenswürdigkeiten. Die Berner Bären. Der Hirschengraben. Museum. Die Plattform. Die Matten. Das Zeughaus und Bürgerhospital.
VII. Die Universität in Bern. Das Osterfest. Schwingen. Feste und Aufzüge des Berner Landvolks. Arnold Winkelrieds Tod in Berns Straßen. Das Fellenberg’sche Institut in Hofwyl. Monument in Heidelbank
VIII. Freiburg. Größte Kettenbrücke der Erde. Aux marchands. Jesuiten; deren Kollegium. Die Bewohner Freiburgs. Reise von Freiburg nach Lausanne. Die Waadtländer.
IX. Genfer See. Dampfschiff. Genf. Hôtel de Bergues. La balance. Das Innere von Genf; das Äußere. Pensionen. Lebensart. Allgemeine Bildung. Uhrmacher und deren Kunst. Patriotismus und Wohltätigkeitssinn der Genfer. Eynard. Vereinigung des deutschen, italienischen und französischen Bluts in Genfs Bewohnern.
X. Polen in der Schweiz. Der Zug nach Savoyen.
So verschieden, oft vielleicht irrig, des Verfassers Ansichten und Behauptungen von denen Anderer sein mögen, eben so war es auch die Wahl der Jahreszeit , in welcher er die Schweiz bereiste. Mit Recht wählt man hierzu das Ende des Frühlings, um den Sommer und den Anfang des Herbstes benutzen zu können; viele Berge sind nur in den Sommermonden besteigbar, das Land gewahrt in dieser Zeit den erhabensten Anblick, den tiefsten Eindruck: aber auch der Winter hat seine Schönheiten, ganz anders gestaltet sich dann Berg, Wald, Tal, See und Fluss. Wir haben bis jetzt noch von keiner „Schweizerwinterreise“ gehört und gelesen, im Sommer kann sie Jeder, jedes Weib leicht unternehmen, wir beschlossen, es im Winter zu tun, um manches neue, vielleicht interessante, wenn auch den Schilderungen in günstigerer Jahreszeit nachstehende Bild entwerfen zu können; die Zahl der Reiseskizzen, und Reisebeschreibungen, welche die Sommermonate in sich begreifen, wollten wir nicht vermehren, zogen daher vor die entgegengesetzte Jahreszeit dazu zu wählen, gleich jenem Engländer, welcher vom Ende Oktober bis Ende März im Tal Chamouny, da, wo die Kälte am ärgsten, der Schnee fast undurchdringlich, lebte und als Grund dieser sonderbaren Wahl seines Aufenthalts angab, dass im Sommer jeder Narr dort wohnen könne!
Leipzig, im Oktober 1833.
Inhalt.
I. Schwaben. Mörsburg. Bodensee. Kanton Thurgau. Kloster Kreuzlingen. Klöster in der Schweiz. Aufklärung in den katholischen Kantonen. Frauenfeld. Winterthur.
Kutscher in der Schweiz. Zürich.
II. Schweizerische Gasthöfe. Das Schwert in Zürich. Pensionsanstalten. Misstrauen gegen Fremde. Deutsche in der Schweiz. Schweizerische Regierungen, — die Züricher. Festungswerke. Patrizier. Die Stadt Zürich. Die Universität. Die Umgebungen der Stadt. Der See. Charakteristik der Schweizer, besonders der Züricher.
III. Politisches Treiben in der Schweiz. Fremde Flüchtlinge. Handwerkervereine. Einschreiten fremder Mächte. Theater in Zürich. Merkwürdigkeiten. Naturschönheiten. Pintenschenken. Präsidenten als Wirte. Titelsucht der Schweizer.
IV. Maria Einsiedeln. Luzern. Die Einwohner. Der Katholizismus. Patrizier. Soziale Verhältnisse. Das Werbesystem für fremde Mächte. Musegger Umzug. Geistliche Orden. Aberglaube. Die Luzernerinnen. Karneval.
V. Umgebungen Luzerns: Gebirge, der Vierwaldstädter See. Erinnerungen an Tell. Merkwürdigkeiten in Luzern. Die drei Brücken. Der Schwan. Belle vue. Der Löwe. Das Zeughaus. Bas relief vom Rigi. Besteigung des Rigi.
VI. Von Luzern nach Bern. Die Stadt Bern. Zünfte. Gesellschaftliche Verhältnisse. Politische Parteien. Sehenswürdigkeiten. Die Berner Bären. Der Hirschengraben. Museum. Die Plattform. Die Matten. Das Zeughaus und Bürgerhospital.
VII. Die Universität in Bern. Das Osterfest. Schwingen. Feste und Aufzüge des Berner Landvolks. Arnold Winkelrieds Tod in Berns Straßen. Das Fellenberg’sche Institut in Hofwyl. Monument in Heidelbank
VIII. Freiburg. Größte Kettenbrücke der Erde. Aux marchands. Jesuiten; deren Kollegium. Die Bewohner Freiburgs. Reise von Freiburg nach Lausanne. Die Waadtländer.
IX. Genfer See. Dampfschiff. Genf. Hôtel de Bergues. La balance. Das Innere von Genf; das Äußere. Pensionen. Lebensart. Allgemeine Bildung. Uhrmacher und deren Kunst. Patriotismus und Wohltätigkeitssinn der Genfer. Eynard. Vereinigung des deutschen, italienischen und französischen Bluts in Genfs Bewohnern.
X. Polen in der Schweiz. Der Zug nach Savoyen.
Das Telldenkmal in Altdorf am Vierwaldstätter See
Die Schweiz - Landkarte 1
Die Schweiz - Landkarte 2
Basel - Im weiten Bogen durchfließt der Rhein die Stadt
Baden an der Limmat war schon den Römern als Schwefelbad bekannt
Stadtansicht Bern
Stadtansicht Genf
Lausanne
Die Klosterkirche der ehem. Benediktinerabtei Muri / Kanton Aargau
Ansicht der Brücke und des Schlosses von St. Maurice