König Carl XII. von Esaias Tegnér

In Rauch und Dampf so mutig
Stand Carl, der junge Held,
Er schwang das Schwert, so blutig,
Drang übers Leichenfeld.
Nun mög' sich Jeder hüten.
Scharf beißt der schwed'sche Stahl!
Wahrt Euch, Ihr Moskowiten,
Auf, Schweden, allzumal!

Ein gegen zehn sie standen,
Nicht bangt dem Wasasohn,
Und die den Tod nicht fanden,
Sind eilig ihm entflohn!
Europa trat zusammen; f|
Drei Kön'gen beut er Spott,
Sieht lächelnd rings die Flammen,
Bartloser Donnergott.


Grauhaar'ge Staatskunst dachte
Zu fangen ihn gewiss.
Allein der Jüngling lachte,
Ein Wort — das Netz zerriss.
Schlank und mit goldnen Haaren
Aurora neu erschien,
Der Held von zwanzig Jahren —
Ließ ungehört sie ziehn.

Es schlug ein großes Herze
In seiner Schwedenbrust,
In Freude wie im Schmerze
War Rechttun seine Lust.
Gram könnt' den nicht erreichen,
Der selbst dem Glück gebot,
Er konnte nimmer weichen,
Ihn fällte bloß der Tod.

Bei Nacht die Sternwelt glänzet
Längst auf sein Grab von Stein,
Uraltes Moos bekränzet
Des Herrlichen Gebein.
Was groß auf Erden worden,
Vergänglich ist sein Los,
Sein Name ist im Norden
Bald eine Sage bloß.

Doch hoher Sage lauschet
Das alte Sagenland,
Der Tadel ist verrauschet,
Der Riese ganz erkannt.
Der Geist, den Ihr bewundert,
Lebt noch auf Schwedens Flur,
Wohl schwieg er ein Jahrhundert.
Doch lebt er, schlief ja nur!

Dies Grab sollst, Svea, lieben,
Hier schläft Dein größter Held!
Und was darauf geschrieben,
Als Lied tönt's durch die Welt.
Mit hellen Flammenzügen
Trägt Lehren dieser Stein:
Hier weiht zu neuen Siegen
Die schwed'schen Fahnen ein!

Esaias Tegnér
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden