Karl IX.

Das Werk Gustav Wasas wurde fortgesetzt von seinem jüngsten Sohn, „dem gestrengen Eisenherzog“, vor dem mehr als einer gezittert hatte. Bald fand er, dass ein Vogt der Landbevölkerung zu viel Steuern abgenommen und den Überschuss in seine eigene Tasche gesteckt hatte, bald, dass er sich von Verbrechern hatte bestechen lassen. Aber wehe dem Beamten, der mit schuldbeladenem Gewissen vor Karl erschien! „Diebesgesindel“ , war der nicht sehr schöne Name, den Karl oft den Vögten gab. „Wir wollen Rechenschaft mit ihnen halten, so dass sie am Galgen stecken bleiben“, äußerte er. Unter seiner Regierung soll es nichts Seltenes gewesen sein, dass Vögte eines Kreises an dem Galgen des Kreises hängend angetroffen wurden. Der Schluss in Karls Briefen an die Vögte war oft: „Danach habt Ihr Euch zu richten und damit basta!“

Auch gegen hochgestellte Männer konnte Karl handgreifliche Bestrafungen anwenden. Für das Volk war er aber ein guter König. Seine biedere Natur nahm das Volk ein, und jeder Bauer wusste sicher, dass er bei seinem König Schutz fand. Der Adel nannte ihn aber deshalb höhnisch den Bauernkönig.


Dass die Rechtspflege Karl besonders am Herzen lag, davon zeugen viele Erzählungen. Eine arme Witwe hatte Unrecht erlitten, hatte sich aber vergeblich an das Gericht gewandt. Sie ging dann mit ihren Papieren zum König und klagte ihm ihre Not. Karl las sie durch und fand, dass die Witwe recht habe. Da schrieb er hinten auf das Aktenbündel an die Richter: „Falls Ihr dieser armen Witwe nicht ihr Recht verschafft, so denkt daran, dass mein Stock Polka auf Eurem Rücken tanzen wird!“

Als Karl IX hinschied, herrschten kummervolle Zeiten in Schweden. Das Reich war mit Russland, mit Dänemark, der damals noch stärksten der skandinavischen Mächte, und mit Polen, dem umfangreichsten Reiche Europas, in Feindschaft verwickelt. Bei dem Gedanken an die Gefahren, die drohten, war der alte König oft düsteren Sinnes gewesen. Aber sein Blick hellte sich auf, wenn er auf den reichbegabten Sohn Gustav Adolf fiel. Er sah in ihm den, der vollenden werde, was er selbst nicht hatte ausführen können. „Ille faciet“ (er wird es tun), sagte er und strich dem Sohn das blondlockige Haupt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden