Die Schlacht bei Breitenfeld

Bei Breitenfeld, nahe Leipzig, wurde an einem Septembertag des Jahres 1631 die Entscheidungsschlacht zwischen den Heeren Gustav Adolfs und der Katholiken ausgekämpft. Die letzteren führte der alte erprobte Tilly, der sich rühmen konnte, niemals in einer Feldschlacht besiegt worden zu sein. Gustav Adolf war dorthin gekommen, um den Sachsen zu helfen, die von den katholischen Heermassen bedroht waren. Stattlich war der Anblick der Tillyschen Regimenter. Sie bestanden aus wohlgeübten, abgehärteten, an beständige Erfolge gewöhnten Kämpfern. Ein schwedischer Augenzeuge schreibt: „Zerrissen, zerschlissen, schmutzig sah unser Volk aus gegen die versilberten, vergoldeten, helmbuschgeschmückten Kaiserlichen.“ Allein es waren Männer, die durch manchen harten Kampf in den russischen und polnischen Kriegen gehärtet waren. Und im Heere wohnte der Trost, den Gustav Adolf in dem Feldlied ausgesprochen hatte:

„Verzage nicht, du Häuflein klein,
wenn auch der Feinde Lärm und Schrei'n
von allen Seiten schallen.
Es freuet sie dein Untergang,
doch ihre Freude währt nicht lang,
lass drum den Mut nicht fallen!“


An diesem Tage sollten zwei Arten der Kriegskunst sich miteinander messen. Tillys Heer stand in ungeheuren Karrees mit bis 50 Gliedern aufgestellt — schwere Massen, deren Anfall bisher stets die Gegner erdrückt hatte. Gustav Adolf hatte dagegen seine Truppen in kleine, leichtbewegliche Abteilungen verteilt.

Die sächsischen Regimenter unter dem Befehl ihres Kurfürsten reihten sich an den linken Flügel. Gleich am Anfang des Kampfes rückte Tilly gegen die Sachsen. An Feldschlachten ungewohnt, wurden diese bald vom Schreck ergriffen und „wie Spreu über das Feld verstreut“, um die Worte des alten Feldherrn zu gebrauchen. Jetzt war der linke Flügel der Schweden entblößt, und hier mussten 7.000 Mann einen verzweifelten Streit gegen 17.000 Mann der Truppen, die bis dahin als die besten der Welt betrachtet worden waren, bestehen. Ganze Reihen fielen, jeder Mann auf seinem Posten. Sollte es Tilly gelingen, sich durch die Lücken der Schlachtlinie durchzubrechen?

Da stutzten die kaiserlichen Truppen plötzlich in ihrem Anlauf. Was war geschehen? Gustav Adolf war unterdessen mit seinem rechten Flügel zum Angriff geschritten, hatte den linken Flügel Tillys geschlagen und seine Kanonen erobert. Nun richtet er sie gegen Tillys eigene Truppen. Da lösen sich diese in Flucht auf.

So war denn endlich der protestantische Glaube gerettet. Die kleine schwedische Nation, die vor zwei Jahrzehnten alle ihre Kräfte anspannen musste, um ihre Selbständigkeit zu retten, hatte nun die Welt mit Staunen geschlagen; ihre Großmachtzeit beginnt.

Der Zug der Schweden ging nun nach Süddeutschland. Überall flohen die katholischen Fürsten und Prälaten bei dem Gerüchte ihres Nahens. Doch Gustav Adolf kam nicht als Rächer, sondern nur als Befreier der Protestanten. Er störte keinen in seinem Gottesdienst; im Gegenteil, er ermahnte die Flüchtigen zurückzukehren. Glaubensfreiheit war sein edles Ziel. In Augsburg ließ er seinen Hofprediger gegen die Glaubensverfolgungen predigen. So hatte dieser edle Geist sich über die Engherzigkeit seiner Zeit dazu erhoben, das Recht der Menschen anzuerkennen, zu denken und zu glauben, was ihr Gewissen ihnen gebot, und zu der Einsicht, dass auf Erden kein Frieden dadurch zu gewinnen sei, dass dieses oder jenes Bekenntnis das andere unterdrücke.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden