Gustav II. Adolf

Ein drückendes Erbe übernahm der 16-jährige Gustav Adolf von seinem Vater. Wohin der junge König seine Blicke wendete, traf er auf Not und Armut, eine Folge der langen, erbitterten Fehden. Frischen Mutes ging er jedoch ans Werk, der lichte nordische Jüngling, und sein hoffnungsvoller Sinn riss sein schwedisches Volk mit sich zu neuen, frischen Taten. So wurde das Unglaubliche möglich: es gelang Schweden, den Kampf mit den drei gefährlichen Feinden zu einem glücklichen Ende zu führen. Und kaum war es ihm gelungen, sich vom Untergange zu retten, da war Gustav Adolf schon bereit, den Protestanten Deutschlands eine hilfreiche Hand zu bieten. In dem furchtbaren Religionskrieg, der im Jahre 1618 seinen Anfang nahm, drohten sie eben zu erliegen. Wild waren diese Zeiten des Glaubenshasses, wo die verschiedenen christlichen Glaubensbekenner nicht friedlich nebeneinander wohnen konnten, sondern ein Gott wohlgefälliges Werk zu tun glaubten, ihre Ansichten einander mit Gewalt aufzuzwingen. Die protestantischen Fürsten Deutschlands vermochten den gewaltigen Streitkräften der Katholiken nicht Widerstand zu leisten, und der König von Dänemark, der den Protestanten zu Hilfe eilte, wurde von Wallenstein gründlich besiegt und konnte mit genauer Not sich selbst retten.

Durch den Siegeszug Wallensteins war auch Schweden bedroht, denn wie sollte es diesem Lande ergehen, wenn der Kaiser der Herr der Ostsee würde? Wie sollte es mit dem protestantischen Glauben gehen, wenn dieser Glaube in der Nachbarschaft Schwedens ausgerottet werden würde?


Seit dem Hinscheiden König Gustavs hatte das schwedische Land wenig Friedensjahre gehabt. Es ist daher nicht zu verwundern, dass durch das ganze Volk eine Sehnsucht nach der gesegneten Zeit des Friedens ging. Sollte man ihn aber dadurch erkaufen, dass man eine künftige Freiheit opfert und seine Glaubensbrüder vergehen lässt? Nein, dann lieber die äußersten Kräfte des Landes anspannen. Wo es das Wohl des ganzen Staates galt, durfte niemand an seinen eigenen Vorteil und seine Bequemlichkeit denken. Die Stände gaben ihre Zustimmung zu dem Krieg und legten sich mehrere neue Steuern auf. Neben den schweren Geldsteuern wurden beinahe jährlich neue Soldatenaushebungen vorgenommen, die dem Lande die Blüte der Jugend nahmen.

So wagten es anderthalb Millionen Menschen, den Kampf mit der größten kriegerischen Macht Europas aufzunehmen, gegen Heere, die auf 150.000 Mann geschätzt und von Feldherren geführt wurden, die den Ruf der Unüberwindlichkeit hatten.

Zu Johanni 1630 ankerte die schwedische Flotte mit den 13.000, die gelandet werden sollten, an der Küste Pommerns. Von den Einwohnern Pommerns wurden die Schweden und ihr König als Befreier aufgenommen. Wie verschieden war er nicht von den Fürsten und Söldnerhäuptlingen, die man früher gesehen hatte: „Ein sanfter, leutseliger Herr“, sagte man von ihm. Er sprach selbst freundlich mit dem Volke, das herbeigeströmt war, um die Glaubensgenossen jenseits der Ostsee zu begrüßen.

Nicht weniger waren die Deutschen über die Manneszucht und den guten Geist, die in den schwedischen Armeen herrschten, verwundert. Hiervon zeugen auch Gustav Adolfs Kriegsgesetze. Da heißt es u. a.: „Jeder Missbrauch des Namens Gottes durch Fluchen und Schwören ist verboten.“ Die Strafe war körperliche Züchtigung oder eine harte Buße. Weiter heißt es: „Wer Vieh oder anderes in Freundesland oder dem, der Vorräte ins Lager bringt, raubt oder stiehlt, oder wer in Feindesland ohne Erlaubnis nimmt, wird wie wegen Raubmordes oder Diebstahls bestraft. Auch soll niemand Gewalt üben gegen Priester, Alte, Frauen und Kinder.

Trinkt sich jemand an Bier oder Wein trunken, die er im Lager der Feinde oder in der Stadt findet, bevor der Feind vollständig verjagt ist, so mag er straflos von jedem erschlagen werden, der ihn trifft.“

Der König ging auch seinen Soldaten mit einfachen Sitten, Sittlichkeit und Gottesfurcht voran.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden