Gustav I. Die Reformation

Als Gustav die Krone annahm, war Schweden durch die langen Verheerungskriege, wie er sagte, „ein ödes und gelähmtes Reich“ geworden. Mitten in der allgemeinen Armut fanden sich aber Reichtümer in Kirchen und Klöstern gesammelt. Der Staat konnte aber ohne Genehmigung des höchsten Lenkers der katholischen Kirche, des Papstes in Rom, nichts von diesen Reichtümern erhalten. Und der Papst hätte niemals eine solche Genehmigung erteilt.

Doch Gustav hatte beschlossen, mit dem Papste zu brechen. Durch einen schwedischen Studenten, namens Olaus Petri, einen Schüler Martin Luthers, wurde er mit dessen Ansichten bekannt, und allmählich schloss sich Gustav selbst Luthers Lehre an. Auf einem Reichstag in Västerås, 1527, beschloss er, das schwedische Volk selbst entscheiden zu lassen, wie man das Reich davor erretten könne, aus Mangel an dem Notwendigsten zugrunde zu gehen.


Erst bat der König die Stände, dem Reiche aus der Not zu helfen. Nun verstanden die Geistlichen, dass es ihnen gelte. Einer der mächtigsten Bischöfe, der herrische Hans Brask, ergriff das Wort und erklärte, die heilige Kirche könne unmöglich ohne die Genehmigung ihres allerheiligsten Vaters, des Papstes, etwas von ihrem Eigentum abtreten.

Da riss Gustav die Geduld, und von dem, was nun geschah, berichtet der Freund des Königs, Bischof Peder Svart, in seiner Chronik: „Unter solchen Bedingungen“, sagte der König, „habe ich keine Lust Euer König zu sein. Ich muss für Euer Bestes sorgen, so viel ich kann und vermag, ohne einen anderen Lohn dafür zu haben, als dass Ihr gerne sähet, die Axt säße mir im Kopfe, nur wagt es keiner, den Stiel zu halten. Seid daher darauf bedacht, mir zu ersetzen, was ich dem Reiche aus meinen eigenen Mitteln gezahlt habe. Dann will ich gern das Reich verlassen und nie mehr in dieses mein undankbares Vaterland zurückkehren.“ Gegen das Ende der Rede brach der König selbst in ein bitteres Weinen aus und wollte mit ihnen kein Wort mehr reden, sondern ging zur Tür hinaus und begab sich in das Schloss. Als nun der König so begann Tränen zu vergießen, weinte auch der größte Teil des Volkes mit.

Hiernach saßen die Stände ratlos da. Sie konnten sich zu keinem Beschluss aufraffen. Aber alle empfanden, dass das Reich König Gustav nicht entbehren könne.

Am dritten Tage beschloss man den König zu bitten, die Regierung wieder zu übernehmen; die Stände würden dann gern seinen Wünschen willfahren. Sie mussten aber Boten auf Boten senden, ehe er sich bewegen lies. Am vierten Tage trat der König vor die Stände. „Da wurde er“, berichtet Peder Svart, „mit solch einer Ehrfurcht, solchen Tränen und Ehrenbezeugungen empfangen, dass wenig daran fehlte, dass das Volk ihm die Füße geküsst hätte.“

Nun wurde ein Reichstagsbeschluss nach den Wünschen des Königs aufgesetzt. Zur Verbesserung der Staatseinnahmen sollten die überflüssigen Einkünfte der Bischöfe, Domkirchen und Klöster verwendet werden.

In der Kirchenlehre schloss sich das schwedische Volk allmählich der lutherischen Reformation an.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden