Die Zeit des Friedens, des Dampfes und der Elektrizität

Der klugen und friedlichen Politik Karl Johanns und seiner Nachfolger hat Schweden es zu verdanken, dass es von 1814 an, also länger als jemals zuvor, die Ruhe des Friedens genossen hat. Während dieser Zeit sind auch der Wohlstand und die Bildung des schwedischen Volkes gestiegen. Dieser Entwicklung war nicht der ungestörte Friede allein günstig: die Anwendung des Dampfes und der Elektrizität im Dienste der menschlichen Arbeit vor allem hat in der ganzen Welt eine so durchgreifende Umwälzung herbeigeführt, wie sie die Weltgeschichte nicht vorher aufzuweisen hat.

In seinen Erzbergen, seinen Wäldern und seiner gewaltigen Wasserkraft besitzt Schweden große Voraussetzungen in dem friedlichen Wettstreit der Nationen. Auch auf wissenschaftlichem und künstlerischem Gebiete hat das letzte Jahrhundert Schweden einen geachteten Platz unter den Kulturvölkern gegeben. Besonders bekannt sind Verfasser wie Tegner, der Dichter der Frithjofs Sage, deren Stoff der Wikingerzeit entnommen ist, Runeberg, der in der unsterblichen Gedichtsammlung „Die Sagen des Fähnrich Stål“ die derben aber warmherzigen Helden des letzten finnischen Krieges gezeichnet hat, Strindberg, besonders durch seine Schauspiele und Schilderungen der Schären berühmt, Fröding und der Vaterlandssänger Verner von Heidenstam, der Dichter der „Karoliner“, sowie Selma Lagerlöf, die große Märchenerzählerin, die in „Gösta Berlings Sage“ uns die wunderbaren Abenteuer in den tiefen Wermlandwäldern miterleben lässt, und die uns in dem Buche „Jerusalem“ in das Land der Dalekarlier unter uralte Familien von Bauern führt, die sanftmütig und wortkarg hinter dem Pfluge gehen, ihre Ehre aber darin setzen, ihren von den Vätern erworbenen Hof ordentlich zu bestellen, und gleichzeitig nach etwas Höherem streben. Solche Bauersleute waren es, die einstmals das Teuerste, was sie besaßen, verlassen und mit Engelbrecht und Gustav Wasa ausziehen konnten, um für Recht und Freiheit zu kämpfen. Sie konnten auch Hab und Gut verkaufen, wenn der Traum ihnen die wunderbaren Mahnworte zurief: Nach Jerusalem, der heiligen Stadt Gottes!


Unter schwedischen Künstlern sind besonders Zorn, Maler, Bildhauer und Ätzer zugleich, Liljefors, der Tiermaler vor allen anderen, und Carl Larsson, der liebenswürdige Schilderer der sonnigen Häuslichkeit, über die ganze Welt berühmt. Carl Milles ist der größte Bildhauer des heutigen Schwedens.

Was Schwedens Heerwesen betrifft, so steht dieses Land jetzt, infolge der Reformen in den letzten Jahrzehnten auf dem Gebiete des Heerwesens, kräftiger gerüstet, als jemals seit den Tagen Karls XII. Besonders das freiwillige Schützenwesen hat hierbei eine große Bedeutung, denn dank ihm steht die Geschicklichkeit im Schießen, möglicherweise die Schweiz ausgenommen, höher als in irgendeinem europäischen Lande.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden