Der Landesvater Gustav Wasa

Gustav Wasa ist der große „Reichsbaumeister, der das schwedische Reich vom Fußboden bis zum Dache aufgemauert hat“. Die Einkünfte der 12.000 Bauernhöfe, welche die Kirche abtreten musste, wandte er zum größten Teil dazu an, die Wehrkraft des Reiches zu stärken. Er schaffte ein starkes, stets gerüstetes Kriegsheer und eine gute Flotte. Krieg vermied er so lange wie möglich und folgte der klugen Regel: „Willst du den Frieden, so rüste dich für den Krieg!“ Und so lange König Gustav lebte, konnte sich das schwedische Volk des Friedens erfreuen.

Er bewahrte aber nicht allein den Frieden, er lehrte auch sein Volk, ihn wohl anzuwenden. Für alles interessierte sich Gustav, an alles wollte er selbst Hand anlegen. Über seine Statthalter und Vögte hielt er strenge Aufsicht. Sie gewöhnten sich auch daran, sich in allem an den Landesvater zu wenden. Brauchte man Fische und Salz oder Bretter und Nägel, einen Baumeister oder einen Bootbauer, so wendete man sich an ihn. Er wollte aber auch, dass die Statthalter und Vögte an ihren Herrn und König zuweilen mit „etwas Gutem“ aus ihren Gegenden denken sollten. Einmal schrieb er beispielsweise an den Schlosshauptmann von Älfsborg:


„Du hast ohne Zweifel vernommen, dass Unser Körper beinahe seit einem Vierteljahre nach Gottes Willen schwach und kränklich gewesen ist. Und hätten Wir deswegen vermutet, dass Du mit irgendetwas Gutem, das es bei Dir gibt, besonders mit einem Fass guten Emdener Bieres an Uns gedacht hättest. Davon haben Wir jedoch bis jetzt nicht sehr viel vernommen. Es scheint Uns jedoch, dass es für Dich eine große Ehre und eine geringe Entbehrung wäre, wenn Du zuweilen, und besonders jetzt in dieser Unserer Krankheit, auch an Uns denken wolltest. Denn Du kannst dies gut und weißt, dass Du alle deine Wohlfahrt Gott und Uns zu verdanken hast.“

Gustav verstand mehr als irgendein anderer vom Ackerbau. Überall im Lande hatte er Höfe, die der Landbevölkerung als Vorbild für die Pflege des Ackers dienten. Auf seinen Reisen im Lande ermahnte der ehrfurchtgebietende Landesvater die Bauern unermüdlich, neues Land anzubauen, die Felder mit Gräben zu versehen und die Ernte zur rechten Zeit einzufahren. Wo Ermahnungen nicht halfen, drohte er mit Strafen. Er legte den Vögten auf, für verwahrloste Höfe Besteller zu schaffen und ließ die Besitzer solcher nicht allein die Arbeitslöhne bezahlen, sondern auch Geldstrafen erlegen.

Über die Art und Weise, wie die Schweden den Handel betrieben, hatte er auch Grund, scharfe Worte zu sagen. Sie bemühten sich um ausländische Waren, sagte er, „wie hungrige Schweine um Maische und Treber“, und treiben die Preise sich gegenseitig in die Höhe. Sie führten gute und „unvergängliche“ Waren, wie Kupfer, Eisen, Lachs, finnländische Hechte und Butter aus dem Lande, und an Stelle dessen führten sie „schlechte und zerbrechliche“ Waren ein. Er befahl nun den Kaufleuten mit königlicher Macht, nur solche Waren einzuführen, die für das Reich von Nutzen sein konnten. Ja, er rief sie zu sich und unterrichtete sie im Handel. Für alles hatte er Zeit und Interesse.

So regierte der alte König Gustav sein Schweden, gleichwie der Herr eines großen Gutes. Und die Früchte all seiner Umsicht zeigten sich in dem steigenden Wohlstand seines Volkes. Seine Regierung war eine segensreiche Zeit.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden