Christina und Karl X. Gustav

Gustav Adolf folgte seine reichbegabte Tochter Christine auf den Thron. Aber unruhig und launenhaft, wie sie war, wurde sie der Regierungsbürde bald überdrüssig und entsagte zugunsten ihres Vetters Karl Gustav der Krone. Hierauf verließ sie Schweden, ging zur römisch-katholischen Lehre über und brachte den Rest ihres Lebens in Rom zu, in einem Kreise von Künstlern und Gelehrten.

Karl X. Gustav war ein gewaltiger Krieger. Während er sich mit den Polen schlug, wollte der König von Dänemark die Gelegenheit benutzen, die Gebiete zurückzugewinnen, die er während eines vorherigen Krieges an Schweden verloren hatte. Bevor aber die dänische Regierung es ahnte, hatte Karl Gustav sich von Polen fortbegeben, war durch Norddeutschland geeilt und hatte sich Jütland unterworfen.


Nun kam ihm die Natur selbst zu Hilfe. Im Januar 1658 war die Kälte so stark, wie sie seit Menschengedenken nicht gewesen war. Der Kleine Belt fror zu. Als die Sonne am 30. Januar aufstieg, stand das schwedische Heer in Schlachtordnung mitten auf dem Kleinen Belt. Am Ufer von Fynen wartete eine dänische Stärke. Das Eis ging unter den Vorrückenden in Wogen — aber es hielt. Die schwedischen Regimenter, die zuerst ankamen, stürzten sich sofort auf den Feind. Da hörte man plötzlich vom Eise her einen Schrei der Angst. Das Meer hatte sich geöffnet, und zwei Schwadronen, Menschen und Pferde, versanken ip die Tiefe. Die anderen Truppen, die nicht hinübergekommen waren, stutzten ... Sollte es ihnen ebenso ergehen? Da eilte Karl Gustav, der hinübergekommen war, mit Gefahr seines Lebens zurück bis zum Rande der Öffnung. Er rief seinen Leuten zu, ruhig zu bleiben. Durch sein Beispiel wurde ihre Unruhe gestillt, und alle kamen glücklich hinüber. Bald wurde der Feind geschlagen, und die ganze Insel eingenommen.

Jetzt kam der gefährlichste Teil des Unternehmens der Schweden, nämlich der Übergang über den Großen Belt. Denn das Ziel war Kopenhagen. Der König ließ seinen Adjutanten, den kühnen und tüchtigen Erik Dahlberg, das Eis untersuchen. Dieser kam mit der Versicherung zurück, dass es halte. Da schlug der König vor Freude die Hände zusammen und rief aus: „Nun, Bruder Friedrich“ — so hieß der dänische König — „wollen wir gut Schwedisch miteinander sprechen!“

Schon in derselben Nacht setzte sich das Heer gegen Langeland in Marsch. Der mitfolgende französische Gesandte sagt in seiner Beschreibung: „Es war etwas Schreckliches, dieser Zug in der Nacht über das gefrorene Meer. Die Tritte der Pferde hatten den Schnee aufgetaut, so dass das Wasser einen halben Meter hoch auf dem Eise stand. Jeden Augenblick musste man fürchten, an einer Stelle das Meer offen zu finden.“ Der Zug ging aber glücklich über die kleinen Inseln nach der Südspitze von Seeland.

Die Befestigungen Kopenhagens waren verfallen. Die ganze Bevölkerung war schreckgelähmt. Dänemark musste 1658 In Roskilde Frieden schließen. Hier erhielt Schweden von Dänemark .Schonen und Bleking, von Norwegen Bohuslän. Damit hatte das ganze Schweden natürliche Grenzen erhalten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden