Die Schären – herbe Schönheiten

Die Schären der westlichen Küstenlandschaft Bohuslän zeigen gewaltigere Formen und eine herbere Schönheit, wenigstens in den äußeren Regionen, die weiter landeinwärts gelegenen bohusländischen Fjorde haben nämlich üppige Vegetation. Die Reisenden, welche von England her mit dem Boot nach Göteborg („Gotenburg“) kommen, erblicken zuerst Felsenküsten, kahl wie Festungsmauern, aber mit ansprechenderen Formen sich aus den Wogen erheben. Karl Nordström, der auf der bohusländischen Insel Tjörn geboren ist, hat mit strenger Männlichkeit diese Granitfelsen mit ihren unbestimmten Linien dargestellt, das eine mal mit zischendem Schaum ringsum ihren Fuß, das andere mal mit auf den Gipfeln flammenden Feuern.

Nordströms Kunst hat einen gewissen Zusammenhang mit der Naturmystik unserer ältesten Vorväter. Wenn man seine Bilder mit dem Titel „Osterfeuer“ (Thielsche Galerie) sieht, auf denen die Lohe den anbrechenden Lenz begrüßt (S. 23), so denkt man von selbst daran, dass seit Jahrtausenden Schweden um diese Feuer herum gejubelt haben und sich dessen gefreut, dass die Herrschaft des Dunkels und der Kälte wieder einmal gebrochen war. Karl Nordström und Carl Wilhelmson sind es, die Natur und Volk an der Westküste geschildert haben, der erstere jene Felsen und die dekorativen Wolkenmassen, auf welchen sie sich abheben oder auch die weltentrückten Täler, wo die Sonne herabsticht und dichtbelaubtes Buschwerk, das vor dem Wind geschützt ist, die Bergritzen füllt; der letztere, Wilhelmson, malt das ernste Volk, welches diese Landschaft bewohnt und sich im Winter damit beschäftigt, den glitzernden Heringsschwarm in Silbermünzen umzusetzen.


Aus Wilhelmsons Bildern weht einem ein Atem entgegen von jenem tiefen Ernste, der sich in ganz natürlicher Weise bei einer Küstenbevölkerung entwickelt hat, die so oft die Lebsucht mit Todesgefahr erkaufen muss. Wilhelmson liebt die starken Farben, die dieser Landschaft eigen sind, wenn die Sonne die ins Rosenrote hinüberschimmernden Klippen bescheint und sich die hellbraunen, breiten Boote mit den weißen Segeln gegen die roten Fischerhütten abzeichnen. Für die Fischer dieser Gegend, die Anhänger von Schartaus harter und enger Religionsauffassung, wird die Kirche zum Gegenstand der Sehnsucht während ihrer mühevollen Arbeit, und besonders die Frauen in ihren schwarzen seidenen Kopftüchern und mit dem Gesangbuch ins Schnupftuch gewickelt schauen so sorgenbeladen drein als gingen sie zu einer Beerdigung, wenn sie sich zu Fuß oder im Boot ihren gewöhnlichen Weg zum Hause des Herrn begeben (S. 25).
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schweden im Auge des Künstlers
06 Skånisches Gehöft. Lithographie nach Ernst Norlind

06 Skånisches Gehöft. Lithographie nach Ernst Norlind

07 Krebsfang. Aquarell von Carl Larsson

07 Krebsfang. Aquarell von Carl Larsson

08 Draußen. Ölbild von Anders Zorn

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09 Skibinder. Zeichnung von Gunnar Hallström

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10 Osterfeuer. Ölbild von Karl Nordström. Thiels Galerie, Stockholm

10 Osterfeuer. Ölbild von Karl Nordström. Thiels Galerie, Stockholm

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