Mohammed.

Dem Mohammed wollten es anfänglich nicht alle von seinen Landsleuten glauben, dass er ein Prophet sei, weil er noch kein Wunder getan hatte wie Elias. Dazu sagte Mohammed ganz gleichgültig, wie einer, der eine Pfeife Tabak raucht und etwas dazu redet, „das Wunder“, sagte er, „macht den Propheten noch nicht aus. Wenn ihr’s aber verlangt, so werden ich und jener Berg dort geschwind beieinander sein.“ Nämlich, er deutete auf einen Berg, der eine Stunde weit oder etwas entfernt war, und rief ihm mit gebietender Stimme, dass der Berg sich soll von seiner Stätte erheben und zu ihm kommen. Als aber dieser keine Bewegung machen und keine Antwort geben wollte, wiewohl keine Antwort ist auch eine, so ergriff Mohammed sanftmütig seinen Stab und ging zum Berg, womit er ein merkwürdiges und nachahmungswertes Beispiel gab, auch für solche Leute, die keine Propheten zu sein verlangen, nämlich, dass man dasjenige, was man selbst tun kann, nicht von einem wunderbaren Verhängnis oder von Zeit und Glück oder von andern Menschen verlangen soll. Z.B. hast du etwas Notwendiges und Wichtiges mit jemand zu reden, so warte nicht, bis er zu dir kommt. Weit geschwinder und vernünftiger gehst du zu ihm. Ein hübscher Kirschenbaum in dem Garten wäre eine schöne Sache. Das Plätzchen schickte sich dazu. Warte nicht, bis er selber wächst, sondern setze einen. Ferner, ein Abzugsgraben, ein guter Weg durch das Dorf, wenigstens ein trockener Fussweg, ein Geländer am Wasser oder an einem schmalen Steg, damit die Kinder nicht hineinfallen, kommt viel geschwinder zustande, wenn man ihn macht, als wenn man ihn nicht macht. Man sollte nicht glauben, dass es Leute gibt, denen erst ein arabischer Prophet oder ein Kalenderschreiber so etwas muss begreiflich machen.

Selbst der Kalenderschreiber, der doch einem Propheten nicht viel nachgibt,--es liesse sich noch ein Wort mehr sagen,--verlangt nicht, dass das alte Jahr fortdauern soll, bis der neue Kalender fertig ist, sondern er schreibt den neuen, wenn das alte noch währet.


Summa Summarum:

Schick dich in die Welt hinein, Denn dein Kopf ist viel zu klein, Dass die Welt sich schick’ in ihn hinein.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 4