Ein Hausmittel.

Ein fremder Mann in einem Wirtshause bemerkte lange bei seinem Schöpplein, wie die Frau Vogtin (der Vogt führte die Wirtschaft) unaufhörlich am Stricken gehindert wurde durch etwas anderes. Endlich sagte er: „Es scheint, Ihr wollt ander Wetter prophezeien, Frau Vögtin. Euere braunen Tierlein machen Euch viel Zeitvertreib.“ Die Wirtin ward dessen fast verschämt und sagte: „Ihr habt mir nicht sollen zusehen.“ Darauf erwiderte der Fremde: „Ein Floh ist doch auch ein Geschöpflein, und ich weiss nicht, warum man nicht davon reden soll. Wenn sie Euch aber zur Plage sind, und es kommt Euch auf einen Vierundzwanziger nicht an, ich wollte Euch wohl sagen, was Ihr tun müsstet, damit Ihr nie in Euerm Leben einen Floh bekämet.“ Die Wirtin sagte: „Einen Vierundzwanziger wär’ es wohl noch wert“, und als er sich denselben voraus hatte bezahlen lassen, sagte er mit schelmischem Lächeln: „Nämlich, wenn Euch ein Floh am rechten Arm beisst, müsst Ihr ihn am linken suchen. Beisst er Euch aber am linken, so sucht ihn am rechten. Alsdann bekommt Ihr gewiss keinen. Ich hab’s von der Polizei in Brassenheim gelernt“, sagte er. Es war der Zirkelschmied.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 3