Der verachtete Rat.

Man darf nie weniger geschwind tun, wenn etwas geschehen soll, als wenn man auf die Stunde einhalten will. Ein Fussgänger auf der Basler Strasse drehte sich um und sah einen wohlbeladenen Wagen schnell hinter sich hereilen. „Dem muss es nicht arg pressieren“, dachte er.--“Kann ich vor Torschluss noch in die Stadt kommen?“ fragte ihn der Fuhrmann.--“Schwerlich“, sagte der Fussgänger, „doch wenn Ihr recht langsam fahrt, vielleicht. Ich will auch noch hinein.“--“Wie weit ist’s noch?“--“Noch zwei Stunden.“--“Ei“, dachte der Fuhrmann, „das ist einfältig geantwortet. Was gilt’s, es ist ein Spassvogel.“ Wenn ich mit Langsamkeit in zwei Stunden hineinkomme, dachte er, so zwing’ ich’s mit Geschwindigkeit in anderthalber und hab’s desto gewisser. Also trieb er die Pferde an, dass die Steine davonflogen und die Pferde die Eisen verloren. Der Leser merkt etwas. „Was gilt’s“, denkt er, „es fuhr ein Rad vom Wagen?“ Es kommt dem Hausfreund auch nicht darauf an. Eigentlich aber, und die Wahrheit zu sagen, brach die hintere Achse. Kurz, der Fuhrmann musste schon im nächsten Dorf über Nacht bleiben. An Basel war nimmer zu denken. Der Fussgänger aber, als er nach einer Stunde durch das Dorf ging und ihn vor der Schmiede erblickte, hob er den Zeigfinger in die Höhe. „Hab ich Euch nicht gewarnt“, sagte er, „hab’ ich nicht gesagt: Wenn Ihr langsam fahrt!“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 2