Der geschlossene Magen.
Als einst der Zirkelschmied wieder auf vier bis sechs Wochen in gute Umstände gekommen war, lebte er so lange gar ehrbar und häuslich mit seiner Frau, der Bärbel, und war in keinem Wirtshaus mehr zu sehen. Nein, er ass alle Mittag ein Pfündlein Fleisch mit ihr daheim und liess eine halbe Mass Wein dazu holen aus dem Adler und gab auf ihre Ermahnungen. Einmal jedoch, als es ihm besonders schmeckte, schickte er nach dem Essen das Büblein heimlich in das Wirtshaus, dass es noch eine Halbe holen sollte. Als aber das Büblein die zweite Halbe brachte und auf den Tisch stellte, schaute seine Frau ihn bittend an: „Männlein“, sagte sie, „lass es jetzt genug sein! Weisst du nicht, was im Doktorbuch steht, dass der Magen nach dem Essen geschlossen sei.“ Dem entgegen schaute der Zirkelschmied so lieb und freundlich zuerst den Wein, hernach die Bärbel an: „Liebes Weiblein“, sagte er, „sei unbesorgt! Soll der Magen auch geschlossen sein, so viel bring’ ich noch wohl durch das Schlüsselloch.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 1