Das Branntweingläslein.
Ein Unteroffizier trat im Roten Rösslein ein von der Parade. Der Wirt sagt zu ihm: „Aber den habt Ihr nicht schlecht getroffen heut in dem Kasernenhof. Was hat er angestellt?“--“Nicht wahr, ich hab’ ihn gut getroffen?“ sagte der Unteroffizier. „Es ist ein ausgelernter Spitzbube, gegen den keine Vorsicht hilft. Er ist imstand und stiehlt Euch ein Rad vom Wagen, während Ihr darauf sitzt und Wein holt im Ramstal. Kommt Ihr herein, so habt Ihr noch drei Räder.“ Der Wirt sagt: „Mir ist keiner schlau genug. Der ist noch nicht auf der Welt.“ Denn der Wirt war ein wenig dumm. Es ist fast immer ein Zeichen von Unverstand, wenn man allein klüger zu sein glaubt als alle andern. Deswegen sagte er: mir ist keiner schlau genug. Der Unteroffizier sagte: „Gilt’s einen Taler, er führt Euch an?“ Der Wirt geht die Wette ein. Nachmittags kommt der Soldat mit einem Branntweinfläschlein in der Hand und verlangt für einen Sechser Branntenwein. Er habe daheim einen kranken Kameraden. Er hatte aber noch ein anderes Fläschlein von gleicher Grösse und Gestalt in der Tasche, darin war Brunnenwasser, so viel als man Branntwein bekommen mag für sechs Kreuzer. Als er in das leere Fläschlein den Branntwein bekommen hatte, steckte er es zu dem andern in die nämliche Tasche und gab dem Wirt einen Sechser, der war falsch. Als er aber schon an der Türe war, während der Wirt den Sechser umkehrte, ruft er dem Soldaten: „Guter Freund, Euer Sechser ist falsch auf der untern Seite. Gebt mir einen andern.“ Der Soldat stellte sich schrecklich erbost über den Spitzbuben, der ihm den falschen Sechser gegeben hatte, und zum Unglück habe er keinen andern bei sich. Er wolle aber sogleich einen holen.--“Nein“, sagte der Wirt, „so ist’s nicht gewettet. Gebt den Branntwein wieder heraus, und holt zuerst das Geld.“ Da stellte ihm der Soldat das Fläschlein auf den Tisch, wo das Brunnenwasser drin war, und ging und kam nicht wieder. Abends kam der Unteroffizier.
„Ei, seid Ihr es?“ sagte der Wirt und lachte aus vollem Halse. „Was gilt’s, Ihr wollt mir einen Taler bringen.“ Der Unteroffizier aber lächelte nur, zwar etwas spöttisch und sagte: „Nein, ich will einen holen. Versucht einmal Euern Branntwein, ob er nicht schmeckt akkurat wie Brunnenwasser.“ Da wusste der Wirt vor Verwunderung und Beschämung nicht, was er sagen wollte. Der Unteroffizier aber sagte spöttisch: „Euch ist keiner schlau genug.“ Also hatte er den Taler gewonnen, doch durfte der Wirt sechs Kreuzer davon abziehen, was der Branntwein kostete, und bekam, wie das Sprichwort sagt, zum Schaden den Spott.
„Ei, seid Ihr es?“ sagte der Wirt und lachte aus vollem Halse. „Was gilt’s, Ihr wollt mir einen Taler bringen.“ Der Unteroffizier aber lächelte nur, zwar etwas spöttisch und sagte: „Nein, ich will einen holen. Versucht einmal Euern Branntwein, ob er nicht schmeckt akkurat wie Brunnenwasser.“ Da wusste der Wirt vor Verwunderung und Beschämung nicht, was er sagen wollte. Der Unteroffizier aber sagte spöttisch: „Euch ist keiner schlau genug.“ Also hatte er den Taler gewonnen, doch durfte der Wirt sechs Kreuzer davon abziehen, was der Branntwein kostete, und bekam, wie das Sprichwort sagt, zum Schaden den Spott.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 1