11. Bestrafte Tanzlust.

Am Sonntage nach Laurentii im Jahre 1381 wurde Ludwig, ein Markgraf zu Meißen, Administrator des Erzbisthums Magdeburg. Erzbischof wollte er nicht werden, weil sein Sinn nach Mainz stand, wo er schon zum Erzbischofe postulirt war, und weil er zwei Erzbisthümer zusammen nicht behalten konnte. Er war überhaupt ein weltlicher Herr; deshalb regierte er denn auch nicht lange, und es traf ihn bald der Zorn des Himmels. – In der Fastnacht des Jahres 1382 ließ er nämlich ein großes Bankett zu Calbe an der Saale bestimmen, wohin er seine Brüder, die Markgrafen zu Meißen, nebst vielen andern großen Leuten berief. Da geschah es denn nun, als der Administrator am Montage in der Fastnacht, des Abends nach dem Essen mit seiner ganzen Gesellschaft zum Rathhause gegangen war, den Abendtanz und gute Kurzweil zu vollbringen, daß in einer kleinen Kammer nebenan das Bettstroh aus Versehen anfing zu brennen, und darüber ein groß Gerücht entstand, daß sich ein gefährliches Feuer erhoben hätte, obgleich die Sache doch ohne alle Gefahr gewesen, worüber denn nun Jedermann bestürzet, und gesuchet, der Erste aus dem Rathhause zu entkommen. In solchem Gedränge und Tumult ist die Rathhausstiege zerbrochen, und viel Volk hart beschädigt worden. Zu Tode ist aber blos gekommen der Administrator Ludwig von Meißen mit noch zwei Anderen. Er ist die zerbrochene Stiege herunter gefallen, hat den Hals abgestürzet und ist in Puncto todt geblieben.

Gottfried Gengenbacher, Magdeb. Chr.


Andr. Werner, Magdeb. Chronik.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagenaus dem Magdeburgischen