Scharlach und Haupt - Das Bild des großen Christoph im Dom zu Erfurt.

An einer Wand der Domkirche zu Erfurt ist in Riesengröße der große Christoph dargestellt, wie er das Jesuskind durch den Fluß trägt. Nach der Sage war der große Christoph ein starker, wilder Riese, der jedem, den er auf seinem Wege traf, zu Leibe ging, und immer siegte. Nun wollte er zwar gern dienen, aber nur einem solchen Herrn, der mächtiger und stärker sei als die andern alle, und den fand er immer nicht. Er diente einem mächtigen Könige, der fürchtete den Teufel; er diente dem Teufel, der aber fürchtete das Zeichen des Kreuzes. Da nahm er sich vor, dem Herrn Christus seine Dienste anzubieten; aber wo sollte er ihn finden? So stellte er sich an das Ufer eines großen Flusses und trug die Menschen, die hinüber wollten, durch das Wasser. Das war sein Tagewerk. Da kam einst ein Kind an den Fluß und bat ihn, daß er's auch hinübertrüge. Und da er's auf den Rücken nahm und in das Wasser schritt, da wurde ihm die Last immer schwerer, daß er fast zusammenbrach. Und als er sich darüber verwunderte, sprach das Kind: »Wundere dich nicht, denn du trägst Christum, den Herrn des Himmels und der Erde.« Da beugte sich sein stolzer Sinn; er diente fortan diesem Herrn und ward ein frommer Christ.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen