Ludwig Bechstein - Hünenspiel.

Bei Höxder, zwischen Godelheim und Ameluxen, liegen der Brunsberg und der Wiltberg, auf welchen die Sachsen im Kampf mit Karl dem Großen ihre Burgen gehabt haben sollen. Nach der Sage des Godelheimer Volks wohnten dort ehedem die Hünen, die so groß waren, daß sie morgens, wenn sie aufstanden, aus ihren Fenstern grüßend die Hände herüber und hinüber reichten. Sie warfen sich als Ballspiel Kugeln zu und ließen sie hin und her fliegen. Einmal fiel eine solche Kugel mitten ins Tal herab und schlug in den Erdboden ein gewaltiges Loch, das man noch heute sieht. Die Vertiefung heißt die Knäuelwiese.

Die Riesen herrschten im Lande, bis ein mächtiges kriegerisches Volk kam und mit ihnen stritt. Da gab es eine ungeheure Schlacht, daß das Blut durchs Tal strömte und die Weser rot färbte. Alle Hünen wurden erschlagen, ihre Burgen erobert, und das neu angekommene Volk schaltete von nun an in der Gegend.


Nach einer andern Erzählung sandte der Riese von Brunsberg dem von Wiltberg täglich einen Brief, der in ein großes Knäuel Garn gewunden war, und so warfen sie es hinüber und herüber. Eines Tages fiel das Knäuel im Lauh, einem Holz unter dem Brunsberg, nieder, und da ist's ein großer Teich geworden, wo lauter Weiße Lilien aufwachsen und wo noch zu dieser Stunde alle Jahre am Ostermontag die Weiße Frau kommt und sich wäscht.

Hünengräber und Hünenbetten, aus gewaltigen Steinen machtvoll aufgetürmt, zeugen noch heute von dem mächtigen Geschlecht. Bei Sievern ruht noch unangetastet ein Hünengrab, das Pülzenbette geheißen, von besonderer Art und Größe. Es ist nicht gut, die Hünengräber zu durchwühlen und die längst Begrabenen in ihrer Ruhe zu stören. Ein Kanonikus zu Rammelsloh grub nach an einem Riesendenkmal bei Steinfeld; dem erschienen in der Nacht drei Männer, von denen der eine einäugig war, mit drohenden Blicken, und sprachen zu ihm mit wunderbaren Lauten in uralter Stabreimweise:

Heldentod haben hier wir erlitten.
Für das Vaterland fochten und starben wir.
Störern unsres Staubes strahlt Glücksstern nimmer.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen