Johann Georg Theodor Gräße - Die Entstehung der Porta Westfalica.

Einst in uralten Zeiten quälte der Teufel die Bewohner des Wesertales, ihm zu dienen; aber sie wollten nicht. Da dämmte er die Wallücke unweit Bergkirchen in der zum Kreis Herford gehörigen Herrschaft Vlotho, durch welche die Weser ihr Wasser in die Ebene nach Norden ergoß, zu, und nun schwoll der Strom im Tale an und stieg fast bis zur Krone des Gebirges. Die Leute retteten sich auf die Berge, aber immer höher wurde das Gewässer und immer größer die Not der armen Menschen. Schon hielt der Teufel sein Rachewerk für vollendet und alle Menschen für verloren, da kam plötzlich ein Gewitter und ein gewaltiger Sturm, ein Blitzstrahl spaltete das Gebirge und bildete eine Schlucht, durch die Bergscharte floß das Wasser ab, und die Täler und Tiefen wurden nach und nach frei. Als der Teufel sah, daß ihm das Spiel verdorben war, geriet er in Wut, erhob sich in die Luft, eilte in die Höhe, packte einen ganzen Berg, nahm ihn auf den Rücken und wollte ihn in die Schlucht stopfen und so die Bergscharte zudämmen. Doch die Last wurde ihm unterwegs zu schwer; an der Grenze des heutigen Lippischen Landes fiel er mit seiner Bürde zu Boden, und die Masse begrub ihn. Die Höhe heißt jetzt noch der Bohnstapel oder Bohenstapel, und noch soll der Teufel dort sitzen und von Zeit zu Zeit rumoren. Die Bergschlucht aber ist die Porta Westfalica. Nach einer andern Sage ist das ganze Wesertal früher ein gewaltiger See gewesen, bis Gott ein Erdbeben geschickt hat, wo sich dann die Gewässer bei Hausberge Bahn gebrochen haben und zum Meere hinabgeströmt sind. Als dann das Land frei geworden ist, da hat man es zu bebauen angefangen und hat zuerst Ahe, dann Fischbeck, beide an der Weser, und dann Deckbergen am Fuße des Süntel gebaut; das sind die ersten Dörfer der Gegend gewesen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen