Brüder Grimm - Des Rechenbergers Knecht.

Es sagte im Jahre 1520 Herr Hans von Rechenberg im Beisein Sebastian Schlicks und anderer viel rechtlicher und ehrlicher Leute, wie seinem Vater und ihm ein Knecht zur Zeit, da König Matthias in Ungarn gegen die Türken gestritten, treulich und wohl gedienet hätte viel Jahr, also daß sie nie einen besseren Knecht gehabt. Auf eine Zeit aber ward ihm eine Botschaft an einen großen Herrn auszurichten vertraut, und da Herr Hans meinte, der Knecht wäre längst hinweg, ging er von ohngefähr in den Stall, da fand er den Knecht auf der Streu bei den Pferden liegen und schlafen, ward zornig und sprach, wie das käme. Der Knecht stand auf und zog einen Brief aus dem Busen, sagte: »Da ist die Antwort.« Nun war der Weg ferne und unmöglich einem Menschen, daß er da sollte gewesen sein. Dabei ward der Knecht erkannt, daß es ein Geist gewesen wäre.

Bald nach diesem wurde er auf eine Zeit bedrängt von den Feinden, da hob der Knecht an: »Herr, erschrecket nicht, gebt eilends die Flucht; ich aber will zurückreiten und Kundschaft von den Feinden nehmen.« Der Knecht kam wieder, klingelte und klapperte feindlich in seinen vollgepfropften Taschen. »Was hast du da?« sprach der Herr. »Ich habe allen Pferden die Eisen abgebrochen und weggenommen, die bring' ich hier.« Damit schüttelte er die Hufeisen aus, und die Feinde konnten Herrn Hansen nicht verfolgen.


Herr Hans von Rechenberg sagte auch, der Knecht wäre zuletzt weggekommen, niemand wüßte wohin, nachdem man ihn erkannt hätte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen