Bernhard Bader - Karlsruhes Ursprung und Name.

Markgraf Karl Wilhelm wollte sein Schloß und dessen Garten in Durlach vergrößern, die Stadt gegen Grötzingen erweitern und sie durch gerade Straßen verschönern; allein die Durlacher verweigerten sowohl die Abtretung der erforderlichen Grundstücke, als auch die Umänderung ihrer krummen Gassen. Da selbst eine Drohung wegzuziehen, sie nicht umstimmte, wurde er sehr ungehalten, und in dieser Stimmung ging er nachmittags in den Hartwald auf die Jagd. Beim Verfolgen des Wildes kam er von seinen Leuten ab und setzte sich zuletzt ermüdet auf den Stumpf einer Eiche. An die Verlegung seines Wohnsitzes denkend, fiel er in Schlaf, woraus er erst nach mehreren Stunden erwachte. Sein Gefolge, das ihn endlich nach langem Suchen gefunden hatte, stand um ihn und wurde von ihm mit folgenden Worten angeredet: »So gut wie jetzt habe ich in meinem Leben nicht geschlafen! Zum Andenken will ich hier meinen Wohnsitz bauen, welcher Karlsruhe heißen soll, und über dem Stumpfe die Kirche errichten und einst darin begraben werden.« Sogleich mußten die Jäger durch Bezeichnung mehrerer Bäume den Platz kenntlich machen, und bald wurde daselbst die Stadt Karlsruhe mit geraden Straßen erbaut und ihr Schloß vom Markgrafen bezogen. Auf die Stelle des Eichstümmels kam der Altar der Kirche und darunter eine kleine Gruft, worin Karl Wilhelm seit seinem Tode beigesetzt ist. Über ihr steht jetzt, wo die Kirche abgerissen und deren Platz dem Markte beigeschlagen ist, eine steinerne Pyramide mit folgender Inschrift:

Hier, wo Markgraf Karl einst im Schatten des Hartwalds Ruhe suchte und die Stadt sich erbaute, die seinen Namen bewahrt, auf der Stätte, wo er die letzte Ruhe fand, weiht ihm dies Denkmal, das seine Asche verschließt, in dankbarer Erinnerung Ludwig Wilhelm August, Großherzog, 1823.


Abweichend wird von vielen so erzählt:

Karl ließ da, wo er geschlafen, den Bleiturm des Schlosses aufführen, der bekanntlich zuerst gebaut ward und im Mittelpunkt der ganzen Stadt- und Waldanlage liegt. Unter dem Turme steht noch der Eichenstumpf mit den Wurzeln im Boden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen