August Stöber - Die Erfindung der Buchdruckerkunst. *) Außer Straßburg macht auch Harlem in Holland der Stadt Mainz den Ruhm streitig, als Ort der Erfindung der Buchdruckerzunft zu gelten; Mainz hat aber trotzdem recht.

Im Jahre 1440, nachdem der Münsterturm vollendet worden war, wurde zu Straßburg die herrliche Kunst der Buchdruckerei erfunden durch Johann Mentelin, am Fronhof zum Tiergarten. Sein Schwager, Peter Schöffer und Martin Flach verlegten seine Werke.

Aber Mentelins Diener, Johann Gensfleisch, nachdem er seinem Herrn die neue Kunst genugsam abgestohlen hatte, entfloh nach Mainz, seiner Heimat. Dort brachte er sodann durch den Gutenberg, der sehr reich war, alles noch besser in Ordnung.


Wegen dieser schändlichen Untreue seines Dieners bekümmerte sich Mentelin so sehr, daß er starb vor Leid. Zu Ehren seiner Kunst wurde er im Münster begraben und eine Druckpresse auf seinem Grabstein ausgehauen.

Hernach aber »strief« Gott des Mentelin Diener, den Gensfleisch, für die an seinem Herrn begangene Treulosigkeit, daß er des Lichtes beraubt wurde und blind war bis an sein Ende.

Lange Zeit bewahrte man noch zu Straßburg die erste Druckpresse des Erfinders samt den ersten Buchstaben, deren er sich bedient hatte. Daniel Specklin, der berühmte Baumeister und Geschichtschreiber, erzählt, daß beide noch zu seiner Zeit vorhanden gewesen und daß er sie mit eigenen Augen gesehen. »Ich habe,« sagt er, »die erste Preß, auch die Buchstaben gesehen, wahren von Holtz geschnitten, auch ganze Wörter von Sylaba; hatten Löchlen und faßte man an ein Schnur nacheinander mit einer Nadel, zöge sie dann, nach den Zeillen, in die Lenge. Es ist Schad das man solches Werk (welches das allererste in aller Welt gewessen ist) hatt lassen verloren werden.«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen