Beschreibung der Insel Sylt als Einleitung. I

Die Insel Sylt, auf welcher ich Sie umher zu führen gedenke, gehört zu der nordfriesischen Inselgruppe, welche an der Westküste des Herzogtums Schleswig in der West- oder Nordsee liegt und welche ehemals mit dem Namen der friesischen Uthlande bezeichnet wurde. Sylt ist, obgleich selber nur ein Rest eines durch Erd- und Meeresumwälzungen untergegangenen größeren Insellandes, für die niedrigen Küstengegenden Westschleswigs ein äußeres, höheres, gegen die Stürme und Wellen der Nordsee schützendes Vorland und unter den spezifisch friesischen Inseln die größte und nördlichste, deren, meistens seemännische Bevölkerung noch ihre friesische Sprache, Sitte und Nationalität ziemlich unvermischt bewahrt hat. Wohl meinen einige Forscher, dass auch die Bewohner der nördlicher liegenden Inseln Fanöe, Mandöe und Römöe friesischer Abkunft sind; allein es sind nach meiner Meinung keine sichere Anhaltspunkte für diese Annahme. Die friesische Nationalität ist aber ohne Zweifel auf keiner Insel unter deren Bewohnern bestimmter ausgeprägt, als unter den Einwohnern Sylts.

Doch abgesehen davon: ich möchte Sie besonders auf die Natur, die natürliche Beschaffenheit und die Bestandteile meiner Heimatinsel Sylt aufmerksam machen. — Es ist schon so manchem denkenden Reisenden aufgefallen, wie die Insel Sylt aus so verschiedenartigen Landflächen besteht, und es möchte vielleicht kaum eine zweite so kleine Insel geben, die aus so verschiedenartigen Bestandteilen zusammengesetzt wäre wie die Insel Sylt.


Das Mittelstück der Insel von dem östlichen Ufer Keitums bis zum Badestrande bei Westerland und bis zu den Abhängen der Kamperhöhen im Norden, ist ein in der Vorzeit durch vulkanische Kräfte aus dem Meere gehobenes Diluvialland von 30 bis 100 Fuß Höhe über dem Niveau des Meeres, von 1 Meile Länge und ¼ bis ½ Meile Breite. Die südliche Hälfte dieser Landfläche, zwischen Keitum und Westerland, hat die größere Breite, die nördliche aber die größere Höhe. Dieses Mittelstück der Insel kann übrigens jetzt wie ein vom Meere, besonders an der Westseite stark abgenagtes und im Osten und Süden hin und wieder durch ehemalige, jetzt vertrocknete Flussbetten und Talschluchten unterbrochenes Bergplateau und mit den auf dem westlichen Rande dieser Landhöhe bis zu 160 Fuß über das Meer sich erhebenden Dünen wie ein kleines Gebirgsland im Meere angesehen werden. Die Dünen bestehen, wie Sie ohne Zweifel wissen, aus bloßem Flugsande und sind ein Erzeugnis des offenen Meeres und des Windes; sie gehören zu den allerneuesten Bildungen auf der Erdoberfläche und sind fast fortwährend Wandelungen und Wanderungen ausgesetzt ihres lockeren Inhalts wegen. Sie sind mit See- und Sumpfvögeln, Hasen und weidenden Schafen und Lämmern gewöhnlich bevölkert und außerdem durch ihre langen schilfartigen Pflanzen besonders nutzbringend; sind wegen ihrer malerischen Formen und Schattierungen, wegen ihrer Pflanzen — wozu nicht bloß der Sandroggen und Sandhafer, sondern auch die Heide und die Sandweide und verschiedene eigentümliche Gras- und Moosarten gehören — wegen ihrer stillen, einsamen, aber oft so niedlichen Täler und Seen nicht selten wahrhaft schön; erinnern namentlich dann, wenn ein leichter Nebel sie bedeckt, lebhaft an schweizerische Landschaften mit weißen Bergkuppen, grünen oder violettfarbigen Abhängen, dunkeln Spalten und Schluchten, grünen Tälern und kleinen blauen Seen; sie erregen sogar durch ihre Zusammensetzung aus lauter losen Sandkörnern, wegen der Art ihrer Entstehung und Bildung durch den Wind und das Meer, so wie durch ihre Wanderung und ihr kurzes, ungewisses — ich möchte sagen rätselhaftes — Dasein gewöhnlich das Erstaunen fremder, diese Gegenden besuchender Reisenden. Allein die Dünen haben auch ihre sehr ernste Seite, haben ihre Geschichte und tiefere Bedeutung und vor allen auch ihren größeren, als bisher erwähnten Nutzen, so wie freilich auch ihre oft so schlimmen Wirkungen; ja sie bedürfen selbst, wie jede andere der Kultur unterworfene Gegend, ihrer sorgfältigen Pflege, Leitung und Bepflanzung. Man erkennt daher überall in den Dünen, und namentlich in der Gegend des Kirchspiels Westerland auf Sylt, die fleißige, pflanzende, aber auch schneidende Hand der Menschen, der Bewohner und Bewohnerinnen dieser Gegend. Unter Millionen Pflanzen, namentlich des Sandroggens, die man an den Dünenabhängen und in den Dünenschluchten erblickt, möchte mindestens der zehnte Teil von den Bewohnern des Kirchspiels mit großer Mühe gepflanzt sein. Die geraden, bisweilen etwas gebogenen, überwiegend parallel laufenden, oft auch sich durchkreuzenden Reihen der Pflanzen sind in der Regel die gepflanzten. Diese Arbeiten geschehen wahrlich nicht des weidenden Viehes oder der Hasen und Vögel oder deren Eier, noch der Heide- und Moosbeeren wegen, die hier wachsen, sondern diese große Mühe, die Dünen sorgfältig zu bepflanzen, müssen meine Landsleute und Landsmänninnen (denn die Letzteren tun oft das meiste dabei) übernehmen und regelmäßig fortsetzen, wenn sie nicht dem Flugsande und den Meereswellen freien Lauf ins Land lassen, ihre Felder, ihre Gärten, ihre Häuser, sich selber samt ihrem Vieh den Verwüstungen des Meeres und des Sandes Preis geben wollen. *) — Im Sturme und Wogendrange aber, im Aufruhr der Natur schwindet alles Liebliche, alle Schönheit der Dünen und des Meeres. Dann bleibt nur das Großartige, das Wilde, das Schauerliche und Verwüstende derselben. —

Seit 1869 lässt die Regierung auf Kosten des Staates die weitläufigen Dünen bei Rantum und nördlich von Kampen unter Aufsicht eines Düneninspektors bepflanzen. Zur Befestigung des Ufers bei Westerland lässt sie aber Steindämme anlegen. Zur Haltung der südlichen Marschufer Sylts geschieht aber bisher nichts.

Bei östlichen Stürmen ist die Oberfläche des Meeres natürlich in Bewegung nach Westen; zur Herstellung des Gleichgewichts muss aber tief unten im Meere alsdann eine entgegengesetzte Strömung stattfinden. Diese löset nun Sandteile von dem Meeresboden ab und spült sie ostwärts nach den westlichen Ufern der Insel Sylt. Bei westlichen Stürmen erfasst aber der Wind diese Sandkörner und jagt sie weiter landeinwärts, bis sie Widerstand finden, liegen bleiben und zuletzt Sandhügel und ganze Dünenketten bilden. An den westlichen Seiten und Ecken der Dünen hat jedoch, der vorherrschenden westlichen Winde und Stürme wegen, der Sand nicht Ruhe genug, um Festigkeit gewinnen und mit Dünenpflanzen bewachsen zu können; daher werden bei jeder Sturmflut Massen desselben teils von den Wellen wieder in den Schoß der Nordsee zurück geführt, teils von dem Sturme fortgerissen und nach den östlichen Abhängen der Dünen geführt. Diese Abhänge sind daher in der Regel sanft abgerundet und wohl bepflanzt oder bewachsen, während die westlichen Dünenabhänge kahl, schroff, oft schaufelartig ausgehöhlt erscheinen. Diese Dünenbildung ist die gewöhnliche in unsern Gegenden; solcher Dünen, die der Länge nach hauptsächlich von Westen nach Osten gedehnt, übrigens je nach ihrem Alter, ihrer Lage oder wegen teilweiser Zerstörung von sehr verschiedener Größe, Form und Verbindung unter einander sind, gibt es eine große Menge längs der Westküste der Insel Sylt, auch auf dem erwähnten hohen Mittelstück der Insel, wenn gleich hier in einer geringeren Breite als weiter nach Süden und Norden. Jedoch auch die Hörnumer- und Listerdünen haben, obgleich ausgedehnter als die der mittleren Gegenden Sylts, im Allgemeinen denselben Charakter wie diese. — Abgesehen nun von den, so bedeutende Flächen der Insel bedeckenden, Dünen besteht die obere größere Hälfte der oft genannten älteren und festeren Landhöhe, welche das Mittelstück der Insel ausmacht, aus Lehm- und eisenhaltigem Geschiebe-Sand mit vielen erratischen Blöcken und Feuersteinen, in welchen letzteren Versteinerungen von Muscheln, Seeigeln und Korallen häufig vorkommen. Die untere kleine Hälfte dieser Landhöhe besteht aus schierem, weißen Meeressande, doch hin und wieder mit Porzellanerde und Glimmer vermischt. Die oberste Schicht dieser Landhöhe bildet fast überall ein dichtes Lager von Roll» steinen, mit einer dünnen, 1 bis 4 Fuß dicken, schwärzlichen, doch nicht unfruchtbaren Ackerkrume, die ursprünglich Heidesand war, bedeckt. Der westliche oder richtiger nordwestliche, hohe und steile Abhang dieser Landhöhe heißt das rote Kliff; die nördliche Abdachung der Kamperdeich und die östlichen vorspringenden Höhen und steilen Absätze das weiße oder Braderupkliff und das Keitumkliff. Es scheint, dass dieser ganze mittlere Teil der Insel auf Limonitgestein oder eisenhaltigen Sandsteinriffen, vielleicht auch auf Braunkohlenlagern ruhet. Es treten mindestens braune Sandsteinriffe und Blöcke am Ufer bei Munkmarsch, sowie am nördlichen Ende des roten Kliffs hervor, auch ähnliche Massen in den sogenannten Klisterbänken bei Keitum, Tinnum und Westerland. Spuren von Brannkohlen sind aber am Fuße des roten Kliffs, sowohl südlich als nördlich, namentlich auch am „Riesgap" (Riesenloch, Durchfahrt im roten Kliff) bemerkt worden. Ungeachtet dieser harten und zähen Massen, auf welchen ein Teil der Insel ruhet, zerbricht das gewaltige Meer doch auch diesen, scheinbar so festen, Unterbau der Insel immer mehr, so dass die oft erwähnte mittlere Landhöhe derselben eigentlich jetzt wie ein an der Westseite bereits zur Hälfte von der See abgenagter Berg gedacht werden muss.

Von dieser mittleren Landhöhe der Insel Sylt muss man eine davon getrennte und wesentlich verschiedene östliche höhere Landfläche unterscheiden. Diese östliche Landhöhe der Insel, die Morsumheide mit deren nördlichen, überwiegend steilen Abhängen, das Morsumkliff, ist ohne Zweifel zu einer andern Zeit als das Mittelstück der Insel durch ein Erdbeben aus dem Meere empor gehoben worden. Es ist hier aber ein viel vollkommener Durchbruch der Erdrinde als dort zwischen Keitum und Kampen geschehen, indem viele Produkte der tertiären oder Braunkohlen-Formation im Morsumkliff zu Tage treten, die anderwärts vielleicht einige hundert Fuß tief unter der Oberfläche liegen, z. B. die Braunkohle und der Braunkohlenthon mit vielen Schnecken und Muschelschalen und andern Tierresten, die einer längst untergegangenen Vorwelt angehören. Die sonst in unsern Gegenden und auch in der oft genannten mittleren Landhöhe Sylts durchgängig horizontal auf einander ruhenden Erdschichten liegen im Morsumkliff in Winkeln von circa 45° gegen einander getürmt oder richtiger von Südwest nach Nordost übereinandergestürzt. Von Westen angerechnet, folgen im Morsumkliff folgende, Hügel und Abhänge bildende, Massen wiederholt auf einander: Porzellansand oder Kaolin, Braunkohlenthon nebst Alaunerde, Limonit oder eisenhaltiger Lehm und Sand auch wohl Sandstein. In dem Porzellansande kommen häufig Feuersteine mit ähnlichen Versteinerungen wie im roten Kliff vor, die wohl eigentlich zu der sekundären Formation gehören; in dem Braukohlenton und dem Limvnitssande aber findet man die Conchylien zc. der eigentümlichen tertiären Bildungen des Morsumkliffs, z. B. Isocardia, Astarte, Nucula, Cassidaria, Fusus, Conus, Cassis, Pleurotoma, Buccinus, Natica zc.

Ursprünglich mögen diese beiden geschilderten Landstriche Sylts zwei getrennte kleine Inseln im Meere ausgemacht haben, teilweise umgeben von versunkenen Wäldern, von welchen noch jetzt in den Seetorflagern an der Südseite Sylts bedeutende Reste übrig sind. Das Meer selber, wird aber einst in diesen Gegenden ein mehr ruhiges als jetzt, vielleicht ein, durch westliche, etwa auf dem Meridian von Helgoland einst vorhandene Felsriffe von dem größeren Becken der Nordsee geschiedenes Binnenmeer gewesen sein. So viel ist gewiss, dass nur in einem ruhigen Binnenmeere so großartige Niederschläge von Erd- und Tonteilen oder Landanschwemmungen durch das Wasser entstehen konnten, wie die alten sogenannten Seemarschen dieser Gegend waren. Diese lehnten sich überwiegend an die bereits vorhandenen höheren Landstriche und Inseln an, verbanden sie teilweise mit einander und füllten nach und nach das innere seichte Meeresbecken aus, so dass nur Rinnen, Wehlen, Schloten, Tiefen, Meeresbuchten und See-Gaaten dazwischen blieben, bis nach der Durchstechung des britischen Kanals — welche, einer friesischen Sage zufolge, die britische Königin Garhören einst aus Rache gegen ihren ungetreuen Liebhaber, den derzeitigen König von Dänemark, unternahm, um sein ganzes Reich zu ersäufen — nunmehr an den nordfriesischen Küsten ein doppelter Flutstrom entstand, durch diesen die äußere Schutzwehr, die Felsriffe im Westen des Landes, die nach Hans Kielholt Eisen ähnlich gewesen wären, durchbrochen und das niedrige, innerhalb der Felsriffe liegende Land zum Teil wieder zerstört wurde. Es mögen auch noch später ab und zu durch vulkanische Kräfte partielle Erdsenkungen, aber auch Erdhebungen und Landversetzungen in diesen Gegenden vorgekommen sein, mithin Veränderungen des Landes und des Meeresbodens veranlasst haben; auf solche Weise mögen z. B. die jetzigen fruchtbaren Ackerfelder Morsums und Archsums, sowie die südlichsten bei Keitum und Tinnum, die ohne Zweifel ursprünglich Marschboden waren, ihre jetzige Höhe, die um mehrere Fuß über die Seemarschen hervorragt, erhalten haben.

Die von den einstmaligen alten sehr ausgedehnten Seemarschen Sylts übriggebliebenen Flächen liegen fast alle zwischen den beiden noch älteren Landhöhen und südlich von denselben längs dem inneren südlichen Meere oder Haff zwischen Föhr und Sylt. Sie sind nicht zu verwechseln mit den neuesten marschartigen Landansetzungen an dem inneren nordöstlichen Haff oder dem sogenannten Anwuchs zwischen Morsum und Keitum. Die Seemarschen sind in der Regel sandiger, höher und weniger fruchtbar als die neueren Marschbildungen.

Viel neueren Ursprungs als die alten Seemarschen Sylts sind auch die, überwiegend auf alten Schlick-und Sandplatten, oder Moor- und Sandwiesen ruhenden, Dünenhalbinseln, Hörnum im Süden und Listland im Norden der mittleren Landhöhe Sylts. Sie sind wahrscheinlich durch Fluten und Strömungen des Meeres versetzte oder angespülte und durch Stürme und Überschwemmungen vielfach veränderte Landreste von untergegangenen Inseln, die wailand westlicher gelegen als Sylt. J. Meier nennt in seinen Charten von 1240: Mabberum und Ostum, (oder Rüstum jetzt Rüstsand) z. B. als solche im Nordwest von Sylt einst gelegene Inseln. Die Halbinsel Hörnum und List sind mindestens durch mehrfache hauptsächlich neptunische Prozesse entstanden und dem Mittelstück der Insel angehängt worden; sind viel loseren und leichteren Inhalts als die Keitumer und Morsumer Höhen und die kompakten und zähen Tonwiesen oder Seemarschen der Insel; sind überwiegend ohne Fruchtbarkeit und werden ohne Zweifel lange vor den übrigen Teilen der Insel im Meere gänzlich untergehen oder vielleicht anf ihrer Wanderung nach Osten noch vor ihrem gänzlichen Verschwinden durch Fluten und Strömungen wieder von der Insel losgerissen werden. Von Hörnum befürchtet man solches bereits seit mehr als 50 Jahren. — Diese beiden Halbinseln sind jetzt fast ganz mit Sandbergen bedeckt, weshalb die Dünen daselbst den Charakter eines kleinen Gebirges in ihren Formen, Zusammenstellungen, Schluchten und Tälern und sonstigen Abwechslungen mehr noch als die mittleren Gegenden Sylts angenommen haben. Sie haben ihren eigentümlichen Charakter und ihren Zusammenhang unter einander aber hauptsächlich durch die sogenannten Längendünen, d. i. die in Süd und Nord oder richtiger in Südsüdost und Nordnordwest gedehnten, oft Meilen langen, sehr hohen und kahlen Sandberge oder Dünenwälle erhalten, deren Entstehung und Bildung ich mir folgendermaßen erkläre. Ein Teil des Meeres oder Flugsandes findet keinen Widerstand bei westlichen Stürmen nahe an dem Ufer, fliegt daher unaufgehalten zwischen den Uferabsätzen und den bereits vorhandenen, vielleicht schon durch Stünne und Meereswellen wieder halb zerstörten älteren Dünen hindurch, und pflegt um so schneller und weiter durch diese Dünenschluchten gejagt zu werden, je enger diese und je heftiger die sie fortreißenden Stürme sind. Diese Sandteile finden in der Regel erst einige hundert Schritte innerhalb der westlichsten mehr vereinzelt stehenden Dünen Ruhe, nachdem die Kraft des Windes sich bereits an diesen gebrochen und der fliegende Sand einen vor dem Winde mehr geschützten Punkt gefunden hat. Hier senken sich die Sandkörner daher und bilden, da dieser Prozess unter gleichartigen Umständen oft wiederholt wird, am Ende einen großen, der Länge nach in Südsüdost und Nordnordwest ausgedehnten, nach Ost und West ziemlich gleichmäßig abgerundeten Sandrücken oder Sandberg, welcher bisweilen eine Höhe von mehr als 100 Fuß erreicht. Diese Längendünen bedecken sich selten mit den sonst stark wuchernden Dünenpflanzen, vielleicht deshalb, weil sie aus gröberem Sande als die gewöhnlich früher geschilderten Queerdünen bestehen; sie sind aber eben ihrer Nacktheit wegen bei Stürmen, in deren Bereich sie, je höher sie werden, um so mehr kommen, wie rauchende Berge anzusehen, welche Massen von Sand über das ostwärts liegende Land schütten und unaufhaltbar todbringend sich ostwärts wälzen. Die Queerdünen sind die Wirkungen der westlichen und südwestlichen Stürme, die Längendünen aber die der nordwestlichen Stürme. Die Regierung hat durch die Bepflanzung einer Längen- oder Wanderdüne nördlich von Kampen dieselbe jetzt zum Stehen gebracht. Ob aber die Bepflanzung des Klappholtthales durch den Düneninspektor Hübbe mit Bäumen von Erfolg sein werde, ist noch unentschieden. Bisher haben Baumpflanzungen im Freien auf Sylt nicht sonderlich gedeihen wollen. Es sind schon 1814 Versuche der Art in einem Dünenthale bei Eiduminge, ferner 1820 und 1821 auf der Keitumheide, und in neuerer Zeit durch eine königliche Baumschule bei Tinnum gemacht worden; allein alle diese Anlagen kränkeln mehr oder minder durch häufig wehende, scharfe und salzhaltige Seewinde und die Anlage bei Eidum ging durch salze Fluten zu Grunde. Lornsens Holzanlage auf der Heide scheint um besten gelungen zu sein, wird jetzt von Badegästen oft besucht. Birken, Eichen und Nadelhölzer sind dort am besten fortgekommen.