18. Das Wunderblut zu Wilsnack.

In der Priegnitz lebte im Jahre 1383 ein Edelmann, mit Namen Heinrich von Bülow; der verbrannte und zerstörte feindlicher Weise eilf Dörfer in der Priegnitz, unter denselben auch das damalige Dorf Wilsnack. In diesem Dorfe brannte die Kirche ab mit Allem, was darin war. Der Pfarrer von Wilsnack, Herr Johannes, hatte zu damaliger Zeit drei Hostien, um der Kranken willen, sonderlich in der Kirche verwahret. Als er nun in der Nacht nach dem Feuer auf seinem Lager lag und schlief, da vernahm er auf einmal eine Stimme, die ihm zurief: Stehe auf, Johannes, und mache dich fertig, an dem Altare der verbrannten Kirche die Messe zu lesen. Anfangs glaubte er, ein böser Bube wolle ihn foppen, und er blieb liegen. Als er aber dieselbe Stimme zum zweiten und dann gar zum dritten Male vernahm, da stand er auf und ging zu dem Orte der verbrannten Kirche. Und siehe, hier stand mitten in der Verwüstung unversehrt der Altar der Kirche; zu dessen beiden Seiten brannten zwei helle Wachskerzen, und mitten auf demselben lag eine weiße Leinewand. In dieser aber lagen die drei Hostien, so der Pfarrer verwahrt hatte. Sie waren unversehrt, aber wunderbarer Weise ganz mit Blut besprengt. Ueber dieses Wunder erstaunte der fromme Mann mit Allen, denen er es zeigte. Die drei Hostien wurden sorgfältig aufbewahrt und verrichteten bald viele Wunderwerke, also daß große Haufen von Kranken aus Schweden, Norwegen, Ungarn, Frankreich, England, Schottland, Dänemark u.s.w. dahingekommen und gesund geworden. Solche Wunderthätigkeit hat gewährt bis zum Jahre 1552, wo die drei blutigen Hostien von dem damaligen Pfarrer zu Wilsnack, welcher der neuen Lehre angehangen, zerstöret worden.

Andreas Angelus Ann. March. Brand. pag. 167.


Zach. Garcaus Res Gesta March. II. pag. 144.


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