16. Das Wunderblut zu Belitz.

Im Jahre 1247 nach Christi Geburt haben in der Stadt Belitz etliche Juden mit einer Magd gehandelt, daß sie zum Sacrament gehen, ihren Gott im Munde empfangen, hinter dem Altare aber aus dem Munde in die Schürze fallen lassen und ihnen sodann zubringen solle; sie wollten ihr ein gutes, namhaftes Geld dafür geben. Die Magd hat von dem Mammon sich verblenden lassen, und also gethan, wie die Juden von ihr begehret. Diese haben nun die geweihete Hostie dem Herrn Christo zu Unehren gemartert, zerhauen und gestochen, worauf sie aber sogleich angefangen zu bluten. Darüber haben die Juden sich gefürchtet, es möchte offenbar werden, und solche That ihnen übel bekommen. Sie haben die Hostie daher der Magd wiedergebracht, diese auch gebeten und ihr Geld gegeben, daß sie dieselbe wieder angenommen und in ihrem Hause unter dem Dache verstecket. Da trug es sich aber zu, daß daselbst unter dem Dache die Nachtwächter jede Nacht viele Lichter und Kerzlein gesehen, welches sie den Herren der Stadt angezeiget. Diese haben eine Haussuchung gehalten, die Hostie alsbald gefunden, auch die Thäterin ausgekundschaftet, und mit allen Juden, auf die sie bekannt, gefänglich eingezogen. Wie nun die Juden auch nicht lange haben läugnen können, wurden sie alle mit sammt der Magd zu einem Berge vor dem Müllerthore nach dem Dorfe Schönfeld zu geführet, und dort sammt und sonders lebendig verbrannt. Der Berg heißt davon bis auf den heutigen Tag der Judenberg.

Die Hostie hat man in einer herrlichen Prozession mit großen Klagen, Beten und Reverenz in die Kirche getragen und an einen besonderen Ort gesetzet, allwo sie von Stund’ an große Wunderwerke gethan. Weil sie fortwährend geblutet, so erhielt sie den Namen des Belitzer Wunderblutes. Es geschahen bald große Wallfahrten zu ihr.


Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 101.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sagen der übrigen Markten