SAALFELD. Sachsen-Meiningen Kreisstadt.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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SAALFELD. Sachsen-Meiningen Kreisstadt.

Johannis-K. 1209-1272; hiervon der Unterbau der beiden OTürme am Anfang des Chors. Erneuerung beg. 1389. Lhs. voll. 1456. — 3sch. Halle von 28 : 22 m, geteilt in 4 Joche, wovon das erste den Turm trägt. Gestreckter Chor mit 8Eck-Schluß. Im Lhs. einfache Kreuzgwbb., im Chor Netzgwb. (1514). In den Fenstern reiches Fischblasenmaßwerk. Der Hauptschmuck der Kirche die 2 Portale aus A. 15. Jh. (W und S); die Statuen ihrer Umgebung zerstört, erhalten die Tympanonreliefs (W Jüngstes Gericht, S Anbetung der Könige und Kreuzigung). An der letzten Fensterbrüstung der Sakristei NSeite Relief mit Schweißtuch der hl. Veronika (nach Lehfeldt 1. H. 13. Jh.). Der bar. Ausbau 1895 durch neugot. ersetzt. — Reste von spgot. Altären, einer von dem »Meister der architektonischen Baldachine«; bar. Kanzel; Relief von 1516 (ehemals an der Brückenkapelle) mit der hl. Kümmernis (S. Wilgefortis) und dem Spielmann; Tumbendeckel eines Gf. v. Orlamünde, 14. Jh., und zahlreiche Grabsteine und Gedenktafeln; Glasmalereien in den Langhausfenstern, hervorragend, im Entwurf Dürerische Anleihen. Im nördl. Sschiff hl. Grab, 15. Jh.

Siechenkapelle, Kernbau frührom. Die Fenster frgot. erweitert, im 17. Jh. dürftig rest. — Schnitzaltar M. 15. Jh.

Barfüßer-Klst., 13. Jh., im 17. als protestant. Predigt-K. umgebaut. Im 19. Jahrh. profanisiert. Im Erdgeschoß jetzt städt. Museum. Im obersten Geschoß Deckengemälde des 17. Jh. — Spgot. Kreuzgang z. T. erhalten.

Nikolai-K. (jetzt Armenhaus), von einem einfachen frührom. Bau, der die Kapelle der Kaiserpfalz gewesen sein könnte, nur die glatten Mauern und zugemauerte Rundbogenfenster (1912 alles barbarisch verputzt). Auch die späteren Veränderungen (1265 Einrichtung für Cisterciensernonnen?) nicht mehr erkennbar.

Amtsgebäude, 1610.

Rathaus 1526-37. Dachfirst parallel zur Hauptfront; in deren Mitte 8eckiger Treppenturm, zur Hälfte vorspringend und in kleinen Giebeln endigend; mit ihm gruppieren sich [pg 359] rechts und links 2 Zwerchhäuser (in etwas jüngeren Formen); 2 Erker modifizieren etwas die sonst festgehaltene Symmetrie der Gesamtkomposition. Die Formen spgot. im Übergang zur Renss.; an den Wandflächen Spuren von ornamentaler Malerei.

Herzogl. Schloß. An Stelle des völlig niedergelegten Benedikt.Klst. Schlichter großzügiger Bar.Bau von 1677. Hufeisenanlage. Großes Treppenhaus und Festsaal mit allegorischen Deckengemälden. Einige Zimmer in reicher Ausstattung des 17. Jh. erhalten. Kapelle 1719. Schloßgarten.

Hofapotheke um 1200; erste Bestimmung unbekannt; im 15. Jh. Rathaus; nach Brand 1880 stilgemäß hergestellt, mit Beseitigung aller Bestandteile eines spgot. Umbaues. Alt: das Erdgeschoß, das erste Zwischengesims, die Eckdienste, das Fensterpaar über der Tür der Marktfront, ein Teil der Fenster des ersten Obergeschosses und einige sonstige Details.

Stadtapotheke. Inschr. 1617 und 1620. Das Portal und die Giebel der 2 Zwerchhäuser in reicher, derb effektvoller Sp.Renss.

Haus Gerdts, 1609. Dem vorigen ähnlich und wohl von demselben Meister. — Sonstige Wohnhäuser des 15. und 16. Jh. in größerer Zahl.

Schloß Kitzerstein; in einigen Teilen bis 1435 hinaufreichend; sieben kleine spgot. Ziergiebel; die ganze Gruppe höchst malerisch.

Burgruine Hoher Schwarm, erb. nach 1200 an der Stelle einer weit älteren Kaiserpfalz. Großer quadr. Wohnturm mit kleinen Rundtürmen an den Ecken.

Von der Stadtbefestigung 4 Tore erhalten.

Friedhof mit Resten einer Renss.Halle.