Westslawen

2. Westslawen: sie dehnten sich westlich der Weichsel bis zur Eider und Elbe aus: in Mecklenburg, Pommern, Schlesien, Brandenburg, Sachsen, bis nach Franken hinein. Im Laufe der Jahrhunderte sind sie kolonisiert und germanisiert, wie die Obotriten in Mecklenburg, ein Stammname, der ebenso in alter Zeit in Serbien wiederkehrt. Am längsten gehalten haben sich Polaben im hannoverschen Wendland, deren Sprache um 1700 ausstirbt; geblieben sind bis heute die Sorben in der Lausitz und die Slovinzen im östlichen Teil von Pommern noch in einigen Dörfern. Der deutsche Osten ist voll von slawischen Namen, man denke nur an Pommern aus slavisch po more „am Meere“, Fehmarn gleich vmore „im Meere“ usw. usw. So ist Naugard gleich „Neustadt“, dasselbe wie Nowgorod, Stargard bedeutet „Altstadt“, und Belgard, „die weiße Stadt“, ist derselbe Name wie Belgrad. Dann die Czechen in Böhmen, dem alten Bojerheim. Diese Bojer sind Kelten, die im ersten vorchristlichen Jahrhundert aus Böhmen auswanderten. Ihnen folgten die germanischen Markomannen; diese verließen das Land im sechsten Jahr hundert n. Chr. und eroberten Bayern, das von ihnen, den Bajovarii, d. h. den im Bojerland Wohnenden, den Namen trägt. Nun kamen die Czechen in ihre Wohnsitze: die Deutschen nennen sie Böhmen, Baiawenden, während Czechen die slawische Bezeichnung ist. Wenn heute die Czechen sich selbst „Böhmen“ nennen, um auch in ihrem Namen ihre Ansprüche auf das ganze Land geltend zu machen, die Deutschen umgekehrt die Bezeichnung „Czechen“ auf sie anwenden, so hat sich das ehemalige Verhältnis also grade umgekehrt. Östlich von ihnen sitzen die Mähren, dann die Polen in Galizien, Russisch-Polen, Posen usw.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Russlands Entwicklung und die Ukrainische Frage