Russlands Entwicklung und die Ukrainische Frage
Autor: Hermann Jacobsohn (1879-1933) Professor der Sprachwissenschaft, Erscheinungsjahr: 1916
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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Ukraine, Russland, Schwarzes Meer, Kuban, Don, Tschernigow, Kiew, Charkow, Poltawa, Podolien, Kaukasus, Großrussen, Kleinrussen
Vorwort
Die folgenden Seiten geben im Wesentlichen einen Vortrag wieder, den ich am 5. Januar dieses Jahres in meiner Heimatstadt Lüneburg gehalten und bald darauf in Marburg wiederholt habe. Der erste Teil ist unverändert geblieben, dagegen habe ich den zweiten ziemlich stark erweitert. Dieser ist es auch, der mich veranlasst hat, die ursprünglich nicht für den Druck bestimmten Ausführungen zu veröffentlichen. Was das deutsche Publikum über die kleinrussische Frage erfährt, das geht fast durchweg aus von einer Anzahl österreichischer Ruthenen, die mit großer Energie seit Kriegs beginn für die Interessen ihres Stammes arbeiten. Aber ihre nationale Leidenschaft, die außerordentlich hochgespannten Hoffnungen, die sie für das Schicksal der Kleinrussen an den Sieg der Zentralmächte knüpfen, führen sie zu einer Auffassung der Dinge, die ernster Prüfung nicht standhält. Soviel ich sehe, hat in Deutschland nur einer, Alexander Brückner, einer der besten Kenner des Slawentums und seiner Geschichte, seine warnende Stimme dagegen erhoben, für diesen Krieg dem Gegensatz zwischen Groß- und Kleinrussen in Russland selbst irgendwelche Bedeutung beizulegen. Aber seine Stimme ist ungehört verhallt, und es gibt viele bei uns im Vaterlande, die, verführt durch die Agitation Österreichischer Ruthenen, auf einen Aufstand der Kleinrussen in Russland rechnen, die nicht wissen, dass der Krieg so gut wie anderwärts auch hier die bestehenden Gegensätze in den Hintergrund gedrängt hat. Die übertriebenen Erwartungen, denen man sich in der kleinrussischen Frage hingibt, sind schädlich wie alle Illusionen. Es ist gewiss dem Einzelnen nicht möglich, das Maß von Einsicht in die Dinge zu erwerben, das die leitenden Männer besitzen, die die Verantwortung für das Ganze tragen. Aber es bleibt eine Pflicht für uns alle, so gewissenhaft wie möglich über die Probleme nachzudenken, die jetzt an uns herantreten, und sich der Schwierigkeiten bewusst zu werden, die vielfach in den Dingen liegen. In diesem Sinne sind die Ausführungen über die kleinrussische Frage gemeint.
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Die folgenden Seiten geben im Wesentlichen einen Vortrag wieder, den ich am 5. Januar dieses Jahres in meiner Heimatstadt Lüneburg gehalten und bald darauf in Marburg wiederholt habe. Der erste Teil ist unverändert geblieben, dagegen habe ich den zweiten ziemlich stark erweitert. Dieser ist es auch, der mich veranlasst hat, die ursprünglich nicht für den Druck bestimmten Ausführungen zu veröffentlichen. Was das deutsche Publikum über die kleinrussische Frage erfährt, das geht fast durchweg aus von einer Anzahl österreichischer Ruthenen, die mit großer Energie seit Kriegs beginn für die Interessen ihres Stammes arbeiten. Aber ihre nationale Leidenschaft, die außerordentlich hochgespannten Hoffnungen, die sie für das Schicksal der Kleinrussen an den Sieg der Zentralmächte knüpfen, führen sie zu einer Auffassung der Dinge, die ernster Prüfung nicht standhält. Soviel ich sehe, hat in Deutschland nur einer, Alexander Brückner, einer der besten Kenner des Slawentums und seiner Geschichte, seine warnende Stimme dagegen erhoben, für diesen Krieg dem Gegensatz zwischen Groß- und Kleinrussen in Russland selbst irgendwelche Bedeutung beizulegen. Aber seine Stimme ist ungehört verhallt, und es gibt viele bei uns im Vaterlande, die, verführt durch die Agitation Österreichischer Ruthenen, auf einen Aufstand der Kleinrussen in Russland rechnen, die nicht wissen, dass der Krieg so gut wie anderwärts auch hier die bestehenden Gegensätze in den Hintergrund gedrängt hat. Die übertriebenen Erwartungen, denen man sich in der kleinrussischen Frage hingibt, sind schädlich wie alle Illusionen. Es ist gewiss dem Einzelnen nicht möglich, das Maß von Einsicht in die Dinge zu erwerben, das die leitenden Männer besitzen, die die Verantwortung für das Ganze tragen. Aber es bleibt eine Pflicht für uns alle, so gewissenhaft wie möglich über die Probleme nachzudenken, die jetzt an uns herantreten, und sich der Schwierigkeiten bewusst zu werden, die vielfach in den Dingen liegen. In diesem Sinne sind die Ausführungen über die kleinrussische Frage gemeint.
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Inhaltsverzeichnis
Der Osten Europas ist zuletzt in den Schauplatz der Geschichte eingetreten. Das hätte durchaus nicht so zu kommen brauchen, denn wenigstens der südlichste Teil des heutigen Russlands und der Balkan hatten bereits eine hohe Kultur, als in ganz Westeuropa die Kultur noch auf einer recht niedrigen Stufe stand.
Von Asien und Ägypten kam die höhere Kultur nach Europa. Kunst und bequemere Einrichtung des Lebens gehen zuerst nach Griechenland über; von diesem kleinen Lande aus ist dann eine selbständige Kultur ausgegangen, die wohl sich auf der älteren asiatisch-ägyptischen aufbaute, aber sich völlig selbst ständig entwickelte. An der Küste Kleinasiens saß der Stamm der Jonier, in den Seestädten und auf den Inseln, Menschen mit kühnen und neuen Gedanken. Hier ist die Wissenschaft im engeren Sinne und die Philosophie entstanden. Nach dem Vorbilde der Phönizier machten sie große Seefahrten und gründeten überall Handelsfaktoreien. Vor allem ward von Milet aus die Gegend des Schwarzen Meeres, auch ihr Nordrand, seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert mit Kolonien besiedelt, die sich hier gegen alle Kämpfe der einheimischen Stämme behaupteten und eine hohe Kultur festhielten, z. B. Olbia am Bug, Pantikapaion, das heutige Kertsch, Sewastopol, Feodosia usw. So lernten die Jonier, bei denen im Zusammenhang mit ihrer Kolonisation die geographische Wissenschaft entstand, Südrussland früh kennen. Besonders der, den man mit mehr oder weniger Recht den Vater der Geschichte nennt, Herodot (um 450 v. Chr.), hat eine ausführliche Darstellung der dort wohnenden Völker gegeben, Nachrichten sowohl über die, die mit den Griechen im Verkehr standen, wie über die, die weiter nördlich wohnten, und die die Griechen nur vom Hörensagen kannten. Freilich sind die Nachrichten über die Letzteren meist phantastisch und unglaubhaft. Was saßen für Völker in Südrussland? Vor allem Skythen! Wir wissen nicht, ob das nicht ein Sammelbegriff für Völker ist, die verschiedene Sprachen redeten. Vielfach aber sind es Stämme, deren Sprache nahe verwandt mit der persischen ist, die also eine asiatisch-indogermanische, genauer eine iranische Sprache redeten. Vor allem sind unter ihnen die Sarmaten zu nennen. Weiterhin sitzen sicher finnisch-tatarische Stämme, aber im Einzelnen ist schwer zu sagen, welcher Völkergruppe die einzelnen genannten Völker angehörten.
Die Griechenstädte im Norden des Schwarzen Meeres, die viel Getreide und Fische ausführten, hatten hier jahrhundertelang eine vorherrschende Stellung; dann aber, ohne rechte Verbindung mit dem Mutterlande, behaupteten sie sich nur kümmerlich gegen die Skythen, bis Mithridates, König von Pontos, der große Gegner der Römer, um 100 v. Chr. sie seinem Reich einfügte und sie so schützte. Nach. dessen Sturz wurden sie römisch, aber auch die Römer behaupteten nur das Küstenland.
In den Jahrhunderten nach Christi Geburt sind große Scharen von Ostgermanen von der Weichsel an diese Küsten des Schwarzen Meeres gezogen. Schon vorher treten hier gelegentlich Germanen auf: die Skiren, zu denen Odoakar später gehörte, werden auf einer griechischen Inschrift aus der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrhunderts mit Kelten zusammen genannt als solche, die der Stadt Olbia gefährlich werden. Das ist das erste Mal, dass ein germanischer Stamm in der lebendigen Geschichte genannt wird. Sie sitzen damals in Bessarabien. Bald darauf werden die Bastarner viel erwähnt; 182 v. Chr. will sie Philipp von Makedonien als Hilfsvölker anwerben; Mithridates haben sie viel geholfen. Auch sie müssen im dritten Jahrhundert v. Chr. von der Weichsel nach Bessarabien gezogen sein. Als Germanen erkannt sind sie erst von den Römern in der ersten Kaiserzeit. Dann folgen die Goten. Ermanarich, der sagenhafte König, hatte im vierten Jahrhundert ein großes gotisches Reich gegründet, das den größten Teil des heutigen westlichen und südlichen Russlands umfasste, das aber nach seinem Tode schnell zerfiel. Goten und Skythen sitzen hier zusammen, die letzteren nun Alanen genannt, und vollführen ihre Raubzüge nach Griechenland und Kleinasien im dritten nachchristlichen Jahrhundert, die die damalige Kulturwelt in Schrecken setzen. Von hier wandern sie zur Balkanhalbinsel, und dann weiter nach Italien, Spanien und Afrika. Rex Wandalorum et Alanorum heißt der König der zum gotischen Stamm gehörenden Wandalen in Afrika, zum Beweis, eine wie enge Verbindung diese Völker eingegangen waren. Auch die Hunnen stürme gehen über diese Gegenden hin und unterwerfen Goten und Alanen. Dann, im fünften Jahrhundert, wandern die Goten meist aus: nur in der Krim bleibt ein Rest sitzen; noch im neunten Jahrhundert finden wir bei ihnen die gotische Bibelübersetzung; um 1475 werden sie von den Türken unterworfen, erst im achtzehnten Jahrhundert stirbt ihre Sprache aus.
Vom sechsten Jahrhundert an treten die Slaven hier auf, die schon im vierten Jahrhundert in Rumänien genannt werden. Zuerst sind die Slaven erwähnt von den römischen Schriftstellern um 100 n. Chr., wie von dem Naturforscher Plinius, von Tacitus in seinem Buch über die Germanen. Sie sind nach ihrer Sprache ein indogermanisches Volk. Hier werden sie Venedi genannt, Wenden, wie sie bei ihren westlichen Nachbarn stets heißer, wie noch heute, während die südeuropäischen Völker sie unter dem Namen Slaven kennen. In dieser Zeit sitzen sie östlich der Weichsel im östlichen Polen, südlich von Ostpreußen, nördlich an der Dwina, nach Süden bis an die Karpaten, nach Osten bis zum Dnjepr. In den Jahrhunderten der Völkerwanderung machen sie nach allen Seiten Fortschritte. Vom sechsten Jahrhundert an fallen sie fortgesetzt in die Balkanhalbinsel ein; im östlichen Deutschland rücken sie in die Gegenden, die die Germanen verlassen, nach Osten und Norden gewinnen sie den finnisch-mongolischen Stämmen, die hier saßen, Terrain ab. Ein Schriftsteller des sechsten Jahrhunderts berichtet von ihnen: „Sie zerfallen in viele kleine Stämme, werden demokratisch regiert, einen König haben sie nicht. Sie verehren einen Gott als Weltschöpfer und Urheber des Blitzes, dazu Flüsse, Nymphen und andre göttliche Wesen. Sie wohnen in jämmerlichen Hütten weit voneinander und wechseln oft ihren Wohnort. Sie sind breit und wehrhaft und haben rötliche Haare; sie sind ohne Falsch und Arglist, grausam und wild.“ Allmählich sind dann die einzelnen Völker aus einer Anzahl von Stämmen zusammengeschlossen. Merkwürdig und noch nicht erklärt ist es, dass auf den verschiedensten Gebieten, die sie besetzt halten, dieselben Stammnamen wiederkehren. Im siebenten Jahrhundert erreichen sie ihre größte Ausdehnung. Von nun an unterscheidet man Südslawen, Westslawen und Ostslawen.
Von Asien und Ägypten kam die höhere Kultur nach Europa. Kunst und bequemere Einrichtung des Lebens gehen zuerst nach Griechenland über; von diesem kleinen Lande aus ist dann eine selbständige Kultur ausgegangen, die wohl sich auf der älteren asiatisch-ägyptischen aufbaute, aber sich völlig selbst ständig entwickelte. An der Küste Kleinasiens saß der Stamm der Jonier, in den Seestädten und auf den Inseln, Menschen mit kühnen und neuen Gedanken. Hier ist die Wissenschaft im engeren Sinne und die Philosophie entstanden. Nach dem Vorbilde der Phönizier machten sie große Seefahrten und gründeten überall Handelsfaktoreien. Vor allem ward von Milet aus die Gegend des Schwarzen Meeres, auch ihr Nordrand, seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert mit Kolonien besiedelt, die sich hier gegen alle Kämpfe der einheimischen Stämme behaupteten und eine hohe Kultur festhielten, z. B. Olbia am Bug, Pantikapaion, das heutige Kertsch, Sewastopol, Feodosia usw. So lernten die Jonier, bei denen im Zusammenhang mit ihrer Kolonisation die geographische Wissenschaft entstand, Südrussland früh kennen. Besonders der, den man mit mehr oder weniger Recht den Vater der Geschichte nennt, Herodot (um 450 v. Chr.), hat eine ausführliche Darstellung der dort wohnenden Völker gegeben, Nachrichten sowohl über die, die mit den Griechen im Verkehr standen, wie über die, die weiter nördlich wohnten, und die die Griechen nur vom Hörensagen kannten. Freilich sind die Nachrichten über die Letzteren meist phantastisch und unglaubhaft. Was saßen für Völker in Südrussland? Vor allem Skythen! Wir wissen nicht, ob das nicht ein Sammelbegriff für Völker ist, die verschiedene Sprachen redeten. Vielfach aber sind es Stämme, deren Sprache nahe verwandt mit der persischen ist, die also eine asiatisch-indogermanische, genauer eine iranische Sprache redeten. Vor allem sind unter ihnen die Sarmaten zu nennen. Weiterhin sitzen sicher finnisch-tatarische Stämme, aber im Einzelnen ist schwer zu sagen, welcher Völkergruppe die einzelnen genannten Völker angehörten.
Die Griechenstädte im Norden des Schwarzen Meeres, die viel Getreide und Fische ausführten, hatten hier jahrhundertelang eine vorherrschende Stellung; dann aber, ohne rechte Verbindung mit dem Mutterlande, behaupteten sie sich nur kümmerlich gegen die Skythen, bis Mithridates, König von Pontos, der große Gegner der Römer, um 100 v. Chr. sie seinem Reich einfügte und sie so schützte. Nach. dessen Sturz wurden sie römisch, aber auch die Römer behaupteten nur das Küstenland.
In den Jahrhunderten nach Christi Geburt sind große Scharen von Ostgermanen von der Weichsel an diese Küsten des Schwarzen Meeres gezogen. Schon vorher treten hier gelegentlich Germanen auf: die Skiren, zu denen Odoakar später gehörte, werden auf einer griechischen Inschrift aus der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrhunderts mit Kelten zusammen genannt als solche, die der Stadt Olbia gefährlich werden. Das ist das erste Mal, dass ein germanischer Stamm in der lebendigen Geschichte genannt wird. Sie sitzen damals in Bessarabien. Bald darauf werden die Bastarner viel erwähnt; 182 v. Chr. will sie Philipp von Makedonien als Hilfsvölker anwerben; Mithridates haben sie viel geholfen. Auch sie müssen im dritten Jahrhundert v. Chr. von der Weichsel nach Bessarabien gezogen sein. Als Germanen erkannt sind sie erst von den Römern in der ersten Kaiserzeit. Dann folgen die Goten. Ermanarich, der sagenhafte König, hatte im vierten Jahrhundert ein großes gotisches Reich gegründet, das den größten Teil des heutigen westlichen und südlichen Russlands umfasste, das aber nach seinem Tode schnell zerfiel. Goten und Skythen sitzen hier zusammen, die letzteren nun Alanen genannt, und vollführen ihre Raubzüge nach Griechenland und Kleinasien im dritten nachchristlichen Jahrhundert, die die damalige Kulturwelt in Schrecken setzen. Von hier wandern sie zur Balkanhalbinsel, und dann weiter nach Italien, Spanien und Afrika. Rex Wandalorum et Alanorum heißt der König der zum gotischen Stamm gehörenden Wandalen in Afrika, zum Beweis, eine wie enge Verbindung diese Völker eingegangen waren. Auch die Hunnen stürme gehen über diese Gegenden hin und unterwerfen Goten und Alanen. Dann, im fünften Jahrhundert, wandern die Goten meist aus: nur in der Krim bleibt ein Rest sitzen; noch im neunten Jahrhundert finden wir bei ihnen die gotische Bibelübersetzung; um 1475 werden sie von den Türken unterworfen, erst im achtzehnten Jahrhundert stirbt ihre Sprache aus.
Vom sechsten Jahrhundert an treten die Slaven hier auf, die schon im vierten Jahrhundert in Rumänien genannt werden. Zuerst sind die Slaven erwähnt von den römischen Schriftstellern um 100 n. Chr., wie von dem Naturforscher Plinius, von Tacitus in seinem Buch über die Germanen. Sie sind nach ihrer Sprache ein indogermanisches Volk. Hier werden sie Venedi genannt, Wenden, wie sie bei ihren westlichen Nachbarn stets heißer, wie noch heute, während die südeuropäischen Völker sie unter dem Namen Slaven kennen. In dieser Zeit sitzen sie östlich der Weichsel im östlichen Polen, südlich von Ostpreußen, nördlich an der Dwina, nach Süden bis an die Karpaten, nach Osten bis zum Dnjepr. In den Jahrhunderten der Völkerwanderung machen sie nach allen Seiten Fortschritte. Vom sechsten Jahrhundert an fallen sie fortgesetzt in die Balkanhalbinsel ein; im östlichen Deutschland rücken sie in die Gegenden, die die Germanen verlassen, nach Osten und Norden gewinnen sie den finnisch-mongolischen Stämmen, die hier saßen, Terrain ab. Ein Schriftsteller des sechsten Jahrhunderts berichtet von ihnen: „Sie zerfallen in viele kleine Stämme, werden demokratisch regiert, einen König haben sie nicht. Sie verehren einen Gott als Weltschöpfer und Urheber des Blitzes, dazu Flüsse, Nymphen und andre göttliche Wesen. Sie wohnen in jämmerlichen Hütten weit voneinander und wechseln oft ihren Wohnort. Sie sind breit und wehrhaft und haben rötliche Haare; sie sind ohne Falsch und Arglist, grausam und wild.“ Allmählich sind dann die einzelnen Völker aus einer Anzahl von Stämmen zusammengeschlossen. Merkwürdig und noch nicht erklärt ist es, dass auf den verschiedensten Gebieten, die sie besetzt halten, dieselben Stammnamen wiederkehren. Im siebenten Jahrhundert erreichen sie ihre größte Ausdehnung. Von nun an unterscheidet man Südslawen, Westslawen und Ostslawen.
Aus dem russischen Volksleben
Tatar auf der Halbinsel Krim
Volksbelustigung der Russen
In Kiew erschien die erste Proklamation des Bundesrates
In Moskau kam es zu großen Studentenunruhen
Kosaken und Tscherkessen
Russicher Bauer in Wintertracht
Eine Großrussin
Die slavischen Gesandten vor Rurik, dem Gründer des Russischen Reiches
Katharina II (1729-1796) Genannt Katharina die Große, Kaiserin von Russland