Tschernow, Victor (1873-1952) russischer Politiker

„Die Partei bin ich," hätte Victor Tschernow noch vor einem Jahrfünft sagen können, sobald auf die Partei der Sozial-Revolutionäre die Rede kam. Seit 1900 beherrschte und repräsentierte er sie fast auf allen Gebieten ihrer Betätigung. Er war ihr einziger Schriftsteller von Bedeutung. Ununterbrochen saß er zwei Jahrzehnte lang in ihrem Zentralkomitee und leitete die ganze Politik der Partei. Sofern man von theoretischer Begründung der sozial-revolutionären Bewegung sprechen kann, muss man namentlich Tschernows literarische Tätigkeit im Auge haben. Bis 1917 war sein Name mit der Geschichte der Partei unlöslich verknüpft.

Tschernow ist keine glänzende Begabung. Diese Individualität besitzt keine hervorstechenden, auffallenden Züge. Aber was ihm an Talent fehlt, ersetzt er durch Fleiß und Willen. Er ist nicht gedanken-, sondern wortreich. Mit unermüdlicher Ausdauer ist er imstande, auf die Zuhörer ein Zureden, bis sie ermattet, nicht seiner Überzeugungskraft, wohl aber dem einschmeichelnden und selbstgefälligen Ton seiner Rede erliegen. Auch den Schriftsteller Tschernow kennzeichnet diese selbe Eigenschaft. Ein Wort gibt bei ihm das andere. Er überzeugt den Leser nicht, sondern unterwirft ihn dem Einfluss seiner Ausführlichkeit. Was ihm an Glanz fehlt, holt er in Langatmigkeit ein. Wenn die Partei der Sozial-Revolutionäre in Tschernow ihren einzigen Schriftsteller besaß, so hat er sich jedenfalls redlich bemüht, ihr wenigstens ein Dutzend Schreiber zu ersetzen, schon im Hinblick auf den äußerlichen Umfang seiner Leistung.


Aber vielleicht waren es gerade diese individuellen Eigenschaften Tschernows, die ihm seine Aufgabe leicht machten. Er war der letzte Ausläufer des klassischen Volkstümlertums, und die Partei, der er seine Arbeit widmete, versuchte es in den Fußstapfen ihrer großen Vorgängerin, der Partei des „Volkswillens", weiter zu wandeln. Um solches theoretisch zu rechtfertigen, musste man vor allem Eklektiker sein. Man musste leimen, kleistern, zusammenschweißen. Es kam nicht so sehr darauf an, neue Gedankengänge zu finden, als vielmehr die althergebrachten zu renovieren. Nun ist aber jeglicher Eklektizismus vor allem eben nur ein Wortgebilde.

Indem man versucht, heterogenste Weltanschauungen zusammenzukoppeln, ist man schon gezwungen, die einzelnen Bestandteile, mit denen man operiert, in einem weitschweifigen Phrasenmeer untertauchen zu lassen, damit sie möglichst unkenntlich werden.

Tschernow besorgte dies mit entschiedener Geschicklichkeit. Seine „Theorie" war eben nichts anderes als verschnittenes Volkstümlertum: indem er diesem einen Schuss Marxismus beimengte. Nicht konnte, wie früher, die Bauernschaft als alleinige Trägerin der sozialen Bewegung aufgefasst werden: so wurde ihr das Proletariat beigesellt und mit in das Parteiprogramm „aufgenommen". Nicht konnte man, wie früher, hoffen, die kapitalistische Entwicklungsphase zu überspringen: so sollten also die Arbeiter in der Stadt ihre proletarische Revolution machen, während die Bauern auf dem Lande ihre Gemeinde als Ausgangspunkt sozialistischer Umwälzung ausnutzten. Als dritte im Bunde fungierte die Intelligenz, die, — sozusagen zwischen den beiden Klassen, d. h. zwischen Proletariern und Bauern schwebend, — als Bindemittel des Ganzen herhalten musste.

Vom rein theoretischen Standpunkte aus war ja dieser Gedankenwurf ein Unding. Aber, objektiv betrachtet, füllte er mit Notwendigkeit eine bestimmte Lücke in der sozialen Entwicklung Russlands aus. Sofern die Arbeiterklasse einerseits nicht stark genug war, um eine wirksame Hegemonie auszuüben, sofern andererseits eine rein bürgerliche Ideologie unmöglich auf Erfolg rechnen konnte, mussten alle jene Zwischenschichten der Bevölkerung, die an Russlands Umgestaltung interessiert waren, sich um eine Fahne scharen, deren Farbe mehr oder weniger verschwommen aussah.

Immerhin konnte eine politische Partei, die gewissermaßen mit Vorbedacht als ein Zwitterding auftrat, nur sehr schwerfällig sich entwickeln. Jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf" sagt Karl Marx. Aber auch das Umgekehrte gilt: Jeder politische Kampf ist ein Klassenkampf. Eine politische Partei, die zwischen den Klassen schweben möchte, ist von vornherein zur Machtlosigkeit verurteilt. Um dem abzuhelfen, kam zu jener Theorie des nachgeborenen Volkstümlertums noch der Terrorismus hinzu, — womit gleichzeitig noch eine andere „Tradition" der Partei des Volkswillens — und zwar ihre glanzvollste! — gewahrt blieb.

Tschernow war der einzige Theoretiker des Terrors innerhalb der Partei. Das bedeutet soviel, als dass er der Einzige gewesen ist, der die theoretische Rechtfertigung des Terrors übernahm. Andere übten ihn praktisch aus, Tschernow gab ihm die ideologische Gewandung. Bewunderungswürdig war die doktrinäre Selbstgefälligkeit dieses Charakters, der täglich neue Opfer seiner Überzeugung fallen sah, der täglich neue Gesinnungsgenossen dem Galgen entgegenschickte, ohne mit der Wimper zu zucken.

über welche Nervenorganisation, über welche Beschaffenheit des Gewissens musste man verfügen, um das Problem des Terrors, — für andere eine Frage persönlicher Aufopferung — , zu einer Angelegenheit des Wortes für sich selbst zu machen? Es musste irgendwo durch diese Natur ein tiefer Riss gehen, der allein dies Rätsel erklären könnte. Vielleicht läßt sich gerade jene Selbstberauschung Tschernows an der Akustik des Wortes, die ihn so sehr kennzeichnet, auf den Zwiespalt zurückführen, der seine Psyche beherrschen musste.

Der Eindruck, den seine Persönlichkeit macht: das Tänzerische seiner Bewegungen, das ölige Flackern seines Auges, der weibische Tonfall seiner Stimme, die fette Makellosigkeit seiner Beredsamkeit und seines Stils, — alles ist bezeichnend für die Wesenheit dieses Parteiführers, dem die Aufgäbe ward, eine Doktrin zu verteidigen, deren einzige geschichtliche Rolle darin bestand, die schwankende Masse der Mitläufer des Befreiungskampfes notdürftig zu organisieren.

Nach Februar 1917 schwollen die Reihen der Sozial-Revolutionäre ins Uferlose. Alles trat dieser Partei bei: Junge Damen und Portepee-Fähnriche, Rechtsanwälte und Staatsbeamte, Gastwirte und Droschkenkutscher, Landleute und Gymnasiallehrer. Sie konnte alle Welt umspannen, weil ihr schillernder Wesenskern sich eben jeder Herzensregung anzupassen schien. Dieser Umstand hat ihre ersten großartigen Erfolge in der Revolution ermöglicht. Nach seiner Rückkehr in die Heimat trat Tschernow sofort als gefeierter Held in die vordersten Reihen der neuen Machthaber ein und lernte das Ausmaß seiner Popularität an unzähligen Ehrungen, Kundgebungen und Ernennungen, die ihm zuteil wurden, kennen. Das war der Höhepunkt seiner Karriere.

Aber teuer musste dieser Wortführer der Sozial-Revolutionäre seinen Aufstieg bezahlen! Eben derselbe Umstand, der seine Partei groß machte, sollte ihr zum Verhängnis werden. Ohne festen Rückhalt, ohne ein bestimmtes klassenpolitisches Ziel, überschwemmt von zweideutigen Elementen, konnte sie sich nur behaupten, indem sie alle brennenden Probleme der Revolution geflissentlich mied und sich immer tiefer in den Sumpf nichts sagender Redensarten, brutaler Gewaltakte, lächerlicher Unbeholfenheiten versenkte. Tschernow machte diese ganze Entwicklung getreulich mit. Dieser Held entpuppte sich mehr und mehr als Wortheld. Und so war eigentlich sein Aufstieg in der Revolution ein vollkommener Umfall.

Was sollte Tschernow werden? Natürlich Ackerbauminister. Welch verlockende Aussichten! Endlich konnte dieser Theoretiker, der sich in der Agrarfrage spezialisierte, zu praktischen Aufgaben schreiten; endlich ward diesem Politiker, der die Interessen der Landbevölkerung sein Lebtag mit besonderer Rührung hervorhob, die Möglichkeit, an die Verwirklichung seines Programms zu gehen. Ließ sich eine wirkungsvollere und beneidenswertere Krönung des Lebenswerkes denken?

Indes, auch hier zeigte ein anderes Antlitz die vollbrachte Tat! Wohl behielt Tschernow dieselbe Träne im Auge, wenn er vom Landhunger des russischen Bauern sprach, wohl nannte er sich in unzähligen Manifesten und Aufrufen, die er an die Bevölkerung richtete, schwungvoll „Bauernminister", wohl fand er noch Zeit, leviathanische Aufsätze über verschiedenste Reform . . . Projekte, die er im Kopf herumwälzte, zu veröffentlichen, ohne sich jedoch zur kleinsten positiven Tat aufraffen zu können. Es bleibt eine unbestreitbare und unbestrittene Tatsache, dass während der nahezu halbjährigen Herrschaft dieses Ackerbauministers nicht nur keine einzige praktische Maßnahme gezeitigt wurde, sondern eine vollständige Anarchie sich der russischen Landwirtschaft bemächtigt hatte.

Die Landbevölkerung, die sich mit abgedroschenen Redensarten nicht mehr zufrieden geben wollte, ging zu eigenmächtigen Eingriffen über. Eine Welle erbitterter Unruhen ergoss sich über das ganze Land, wie man dergleichen selbst unter der Regierung des zweiten Nikolaus nicht erlebt hatte: Was ihr jedoch die Regierung, der Tschemow nunmehr angehörte, entgegenzusetzen wusste, war nichts anderes als das alte, probate Mittel: militärische Strafexpeditionen. Das war der Schlusspunkt dieser Laufbahn.

Von nun an griff das Unheil mit rasender Schnelle um sich. Alles, was Tschemow noch tat und ließ, waren nur Symptome eines fortschreitenden Verfalls. Er predigte Geduld, als die Katastrophe schon vor der Türe stand; er bat um Vertrauen, als es schon um den Rest seines Ansehens geschehen war; er appellierte an die Parteidisziplin, als die Partei sich schon in ihre Bestandteile auflöste und unmittelbar vor Spaltung und Siechtum stand.

Tschernow ist in der russischen Revolution eine komplementäre Figur, wie es komplementäre Farben gibt. Er ergänzt Kerenski. Jener hat den Zusammenbruch der Praxis, dieser den Verfall der Theorie der Partei der Sozial-Revolutionäre zum Ausdruck gebracht. Beide sind als Bankrotteure aus der Revolution hervorgegangen, aber jeder auf seine eigene Art: Kerenski mit der lächerlichen Gebärde eines Tatmenschen, der keine Ahnung von den wirklichen Triebkräften der Geschichte hat, — Tschernow mit der rührseligen Träne des Worthelden, dem jede aktive Willensäußerung fremd geblieben. Beide sind nur Erscheinungsformen einer und derselben Tate sacke. Sie offenbaren den Zusammenbruch jener intellektuellen Schicht, die sich vermaß, in der Geschichte als Vollstreckerin des Volkswillens aufzutreten und an die großen Traditionen der ersten Tyrannenstürmer ihre Tätigkeit zu knüpfen. Was dahinter steckte, war persönliches Unvermögen und historische Verblendung. Solches konnte sich breit machen, solange die ganze Aktivität der russischen Intelligenz ein Sturm im Glase Wasser blieb. In der Höhenluft weltgeschichtlicher Umwälzungen ging ihr der Atem aus.

Wie die Laufbahn Kerenskis für den Werdegang des durchschnittlichen russischen Studenten typisch ist, so typisch ist die Laufbahn Tschernows für den Werdegang des durchschnittlichen Revolutionärs. Was er in groben, ungehobelten Formen aufweist, ist bezeichnend für die ganze Gattung. Denn im Grunde genommen, war ja der russische Revolutionär nach 1900 nur ein wild gewordener Liberaler. Terrorismus war Liberalismus, der sich mit Bomben bewaffnete, weil er an legalen Entwicklungsmöglichkeiten verzweifelte.

Irgendwo im Liberalen liegen auch die Anfänge Tschernows. Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist, was er über seine ersten Begegnungen mit Miljukow, dem nachherigen Führer der Kadettenpartei, in den „Erinnerungen" erzählt, die er kürzlich erscheinen ließ. Es war dies im Anfang der 90er Jahre. Miljukow dozierte an der Moskauer Universität, wo Tschemow sein erstes Semester machte. Miljukow „frondierte", wie übrigens die Mehrzahl der bürgerlichen Professoren dazumal, während Tschernow an jener studentischen Bewegung teilnahm, die noch von der Stoßkraft der volkstümlerischen Bewegung der 80er Jahre zehrte. Miljukow kam mit den jungen Leuten vielfach in Berührung. „Wir waren der Meinung," schreibt nunmehr Tschernow, „dass unsere Kontroversen mit Miljukow rein technischer oder , strategischer' Natur seien. Aber unser Ziel ist das nämliche." Allerdings weist Tschemow daraufhin, dass sie sich den „Liberalen" scharf entgegengesetzt hätten. „Aber," fügt er sofort bei, „Miljukow haben wir zu diesen letzteren gar nicht gerechnet." Dies bedeutet eben jedoch nichts anderes, als dass man — bei aller subjektiven Abneigung — eine recht unklare Vorstellung vorn Wesen des Liberalismus hatte.

Und das war von providentieller Bedeutung Die Partei der Sozial-Revolutionäre wirkte im Grunde genommen stets als Schrittmacherin der liberalen Bewegung. Je zahmer der russische Liberalismus wurde, umso wilder gebärdete sich diese Partei. Was Wunder, wenn man in Betracht zieht, dass ihre geschichtliche Aufgabe eben darin bestand, jenes Menschenmaterial mobil zu machen, welches die bürgerliche Revolution einmal auf den Plan rufen solltet

Das war die objektive Aufgabe, deren sie sich im Laufe der russischen Revolution, so gut es ging, zu entledigen suchte, ohne allerdings ihrer immer bewusst zu werden. Namentlich war Tschernow der Letzte, dem eine derartige Ahnung aufging. Vom Wortschwall seiner eigenen Beredsamkeit berauscht, auf die großen Traditionen seiner Vorläufer pochend, hatte er wohl selbst die zuversichtliche Überzeugung, zum Hüter der revolutionären Gewalt berufen zu sein. Diese Überzeugung hegte er sein Leben lang. Aber es war. eine Selbsttäuschung, die sich einmal bitter rächen sollte.

Vieles in diesem verwirkten Leben erklärt sich durch rein persönliche Umstände. Verhältnismäßig früh ging Tschernow in die Verbannung. Von dort aus vertrat er in Wort und Schrift die Interessen seiner Partei. Aber, wer Augen hatte, um zu sehen, hätte schon damals den nachherigen Zusammenbruch dieser Natur Voraussagen können. Denn zu groß war die Diskrepanz zwischen dem äußerlichen Gang ihres Lebens und den öffentlich proklamierten Prinzipien.

Dieser Sozial-Revolutionär, der das gute und schlechte Wetter des russischen Terrorismus machte, entwickelte sich allmählich zum unverfälschten Kleinbürger. Bakunin sagte auf seinem Sterbebette, mit wehmütigem Lächeln zu Karl Vogt gewandt: „Unordentlich gelebt, aber ordentlich gestorben!" Diese Individualität, die Bakunins unruhigem Geist nur die Phrase abgelauscht hat, lebte eben zu ordentlich. Dieser Widerspruch konnte nicht gut enden. Man musste auf unordentlichen Tod gefasst sein.

Die Partei der Sozial-Revolutionäre war die wohlhabendste illegale Partei Russlands. Reichste Vertreter der russischen Industrie — ein Morosow, ein Rjabuschinsky — unterstützten ihre terroristischen Unternehmungen. Ums tägliche Brot brauchte sie wahrlich nicht besorgt zu sein. Tschernow selbst: konnte an diesem Überfluss teilnehmen. In Riviera di Ponente, an jene Azurküste des Mittelmeers, an der es sich so leicht lebt und atmet, hat er sich eine Villa erbauen lassen, wo in ruhiger Zurückgezogenheit die Geschäfte des Terrorismus besorgt wurden. — Das war bequem, aber verhängnisvoll. Während andere Krieg führten, heiratete das glückliche Österreich . . .

Das letzte Mal erscheint Tschernow auf der Oberfläche der Revolution am 5. Januar 1918, dem Tage der russischen Konstituante. An diesem Tage wurde er zu ihrem Vorsitzenden gewählt, da er die Partei, die in ihr zahlenmäßig am stärksten vertreten war, hinter sich hatte. Aber die Stunden der Konstituante waren ja bekanntlich gezählt. Der triumphierende Bolschewismus hatte keine Veranlassung, vor diesem Schattenparlament zurückzuschrecken. Er wollte die Sache kurz machen. Wohl ließ er die Konstituante, die noch während der Periode Kerenskis gewählt worden war, in demselben Taurischen Palais, in dem einst die Reichsduma tagte, zusammentreten, aber nur, um sie sofort auseinander zu jagen. Es sollte augenfällig und brutal bewiesen werden, dass sie sich auf keine reale Macht stütze.

Am Abend des ersten und einzigen Tages ihres Daseins — Tschernow hielt gerade eine wohlgesetzte Rede über die Agrarfrage — erschien vor dem Podium der Matrose Schelesnjak und sagte laut und vernehmlich: „Genug! " — Im ersten Augenblick versteht Tschernow gar nicht, um was es sich handelt. Dann aber bleibt ihm der unbeendete Satz in der Kehle stecken, die lachende Visage da drüben schert sich den Teufel um die Satzbildungen seiner Eloquenz. — „Schluss machen, abtreten!" sagt sie im ungeschulten und rohen Tonfall ihrer eigenen Beredsamkeit, ohne auch nur zu ahnen, dass sie in einer welthistorischen Tragödie die Hauptrolle spielt. Von nun an sollte der glanzvolle Name Tschernows im ewigen Dunkel der Geschichte verschwinden. Die Zeit des namenlosen Matrosen Schelesnjak brach heran, der keine wohlgeformten Reden zu halten, keine gelehrten Abhandlungen zu schreiben, sondern nur die ungeschulte Gier seines Hungers zu vertreten berufen war . . .

Das war das Ende. Man wird der Figur Tschernows von nun an nicht mehr auf den Wegen der Revolution, sondern nur noch auf den Hintertreppen der Konterrevolution begegnen. In Ufa wird er noch mit den Tschecho-Slowaken konspirieren, wird in Paris in Wartezimmern des französischen Imperialismus herumlungern, wird mit aus Russland auf Schleich wegen herausgeführtem Golde in Prag eine Zeitschrift herausgeben, wird der gegenrevolutionären Aktivität seiner Freunde in Russland nach wie vor die passive Willfährigkeit seines Wortes leihen, wie er es früher in Ansehung ihrer revolutionären Aktivität getan hat, aber alles wird im Bereich des Unwirklichen verbleiben. Der Schatten eines Hausknechts, der mit dem Schatten einer Bürste den Schatten einer Equipage putzt . . .