Kerenski, Alexander Fjodorowitsch (1881-1970) russischer Politiker

Als Schildknappe des gemäßigten Sozialismus kam Kerenski in das erste Revolutionskabinett, in dem Fürst Lwow den Vorsitz führte. Den bürgerlichen Wortführern der Februarrevolution erschien er als der Übel kleinstes. Dumaabgeordneter mit einigem Anhang; Beziehungen zu den Sozialrevolutionären und Sozialdemokraten; mäßige Popularität; Gewandtheit; Bereitschaft im politischen Schachspiel, das Miljukow und Rodzianko mit kundiger Hand lenken zu können glaubten, die ihm zugedachte Rolle eines Läufers zu übernehmen, der die rote — demokratische — Diagonale beherrschen sollte: warum sollte man ihn nicht mit offenen Armen empfangen, da man doch unmöglich hoffen konnte, ein sozialistenreines Kabinett durchzusetzen?

Kerenski kam auf die Oberfläche der Revolution als der Ungefährlichste. In seinem Wesen war Willfährigkeit. Er behandelte die Welt, geschickte wie einen Klienten. Der Wunsch der Kundschaft war ihm immer, wenn nicht bestimmend, so doch zumindest wegweisend. Er war der kleine Advokat, den die große Revolution plötzlich auf ihren Schild hob.


Er selbst begründete allerdings seinen Eintritt in das bürgerliche Ministerium — wo er neben einem Gutschkow, einem Nekrassow, einem Konowalow zusitzen kam — mit der Notwendigkeit, die Gefahren zu überwachen, welche die Revolution umlauerten. Er gefiel sich sehr gut in der Rolle des Kundschafters, der im Interesse des Volkes die Tätigkeit seiner Feinde in ihrem eigenen Generalstab beobachtet. Das war so seine beliebteste Redewendung während der ersten Periode der Februarrevolution. Der Advokat wollte im Streite der Parteien schlichten, vermitteln, unterhandeln. Der Politiker, dessen Name kaum bekannt zu werden begann, nahm sich vor, im Weltgetöse der Revolution den Klang der eigenen Stimme vernehmlich zu machen. Der Intellektuelle, der den Durchschnitt der russischen Intelligenz nur zu gut verkörperte, unternahm es, aus dem ganzen angesammelten Vorrat der demokratischen Phraseologie politisches Kapital zu schlagen: das war die Stellung und die Rolle Kerenskis innerhalb der ersten Phase der russischen Revolution von 1917.

Kerenskis Begabung, — denn er ist begabt, — hat etwas Einschmeichelndes. „Simpatico" sagt man in Italien von diesem Menschenschlag. Er ist irgendwie im Studentischen stecken geblieben. Persönlich ist diese Spielart des Russentums wohl die liebenswürdigste. Sie hat noch den alten Augenaufschlag der „slawischen Seele", ob sie gleich ihm schon das kalte Lächeln des europäischen Strebertums beigesellt. Eine unreife, knabenhafte Seele, die sich mit dem maschinellen Komfort der Neuzeit auszustatten sucht. Freilich ist Kerenski Streber und Karrierist. Nicht von ungefähr erinnert er jedoch an den unsterblichen Helden der Gogol'schen Satire: von Iwan Alexandrowitsch Chlestakow hat er jene liebenswürdige Aufschneiderei, jenes clownhafte Sichgehenlassen geerbt, das zu den hervorragenden Merkmalen der russischen Intelligenz mit zu gehören scheint.

Kerenski ist die Zeit seines Lebens Student und Provinziale geblieben. Die staatsmännischen Allüren, die er sich anzueignen suchte, waren nur die äußerliche Aufmachung seiner Persönlichkeit. Seine Wesenheit hatte immer das Taschenformat des durchschnittlichen Russentums. Zungenfertigkeit — ohne tiefere Bedeutung; politisches Draufgängertum, das vor Konsequenzen zurückschreckt; weltgeschichtliche Ambitionen, die sich im Sentimentalen auswirken. Kein Mann, — aber ein Allerweltsmann.

Man kennt diese Laufbahn. In der Provinz, irgendwo an der Wolga, Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts geboren. Die Tradition des revolutionären Volkstümlertums, „Narodnitschestwo", — wirkt noch am stärksten fort in diesen entlegenen Gegenden, wo der Bauer eine greifbare, reale Gestalt hat, wo der Gegensatz zwischen Stadt und Land noch nicht in Erscheinung getreten ist. Gymnasium: gute Kameradschaft, wenig Arbeit, Selbstbildungszirkel. Man liest Pissarew, Dobroljubow, Belinski, Michailowski. Man huldigt Weltbefreiungsplänen, das Leben schwärmt nur so dahin im spielerischen Taumel einer allgemeinen Gutartigkeit. Es ist nichts Praktisches, nichts Aktives. Aber die Gesinnung ist gut und edel. Man ist ein sympathischer Knabe, ein liebenswürdiger Jüngling.

Dann kommt die Hauptstadt. Schnell sind fünf Jahre auf der Universität dahin, ohne dass man recht wusste wieso. Man konspirierte ein wenig, — welcher Student konspiriert nicht in Petersburg? — man schlug sich mit Stundengeben durch das Leben, schwärmte fürs Theater und die schönen Künste, sprach allnächtlich von Volksbeglückung und -Revolution.

So war die Universitätszeit um. Plötzlich kam man unmittelbar mit dem praktischen Leben in Berührung. Doch im Grunde blieb alles beim Alten. Nur die persönliche Einstellung änderte sich: so zwischen Gerichts-Sitzungen, öffentlicher Betätigung und geheimen Verbindungen entwickelte man sich gar bald zu einem professionellen Politiker. Weltbefreiung und Volksbeglückung gelangten mehr in den Hintergrund, — als gefällige Phrase, die stets bei der Hand sein musste. Was zum Vorschein kam, war jenes undefinierbare Strebertum, das die geheimste Triebkraft des parlamentarischen Lebens ausmacht. Denn es versteht sich von selbst, dass man inzwischen Dumaabgeordneter geworden ist.

Jung, sympathisch, radikal, wie man war, musste man schon sein Glück machen in einem Lande, dessen intellektuelle Führerschaft mehr auf die Gebärde achtet als auf die Tat, — mehr auf die Gesinnung als auf den Charakter.

Was folgt, ist Kino und Kolportageroman. In der kurzen Zeitspanne zwischen Februar und Oktober 1917 erscheint Kerenski nacheinander als stellvertretender Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates, erster Justizminister der Revolution, Minister für Heer und Marine, Oberbefehlshaber der Armee, Premierminister und — zu guter Letzt! — unumschränkter Diktator. Die Bilder überstürzen sich in rasender Eile. Mit krampfhafter Mühe versucht Kerenski sein eigenes Format den weltgeschichtlichen Dimensionen anzupassen. Unter dem blassen und kalten Himmel Petersburgs entwickelt er eine schauspielerische Begabung, die mitunter an die südländische Heißblütigkeit Nouma Roumestans gemahnt. Nur dass dort spontanes Auswirken der Persönlichkeit war, während Kerenski einen geschickten Advokatenkniff demonstrierte. Dort war Leben, hier — Inszenierungskunst.

Auf der allrussischen Staatskonferenz zu Moskau (August 1917) postierte Kerenski hinter seinem Sessel, — er führte den Vorsitz, — zwei sehr elegante Offiziere, die mit gezückten Säbeln Wache standen. Das fiel auf. Man lächelte darüber. In dieser Repräsentationswut war der ganze Kerenski. Oder wenigstens seine bessere Hälfte. Er freute sich noch kindisch der „Macht", die ihm plötzlich in den Schoß fiel. Es machte ihm Spaß, sich nachts im Bett des ehemaligen Zaren auszustrecken. Ihm gefielen die Wachen, die mit aufgepflanztem Bajonett den Zugang zu seinem Empfangszimmer im Winterpalais sicherten, — sehr dekorativ, — aber vollständig überflüssig. Kerenski war vielleicht der einzige Meister der Aufmachung, der Schaustellung, den die russische Revolution kennen lernte. Mit Fleiß übte er sich in der majestätischen Gebärde des geborenen Potentaten.

Allein diese Gebärde ward ihm zum Verhängnis. Denn nun nahm dieses Leben, dessen Wesenskern doch nur harmlos ist, plötzlich eine tragische Wendung. Je höher sein Stern aufstieg, umso unhaltbarer wurde seine Stellung. Immer deutlicher zeigte es sich, dass ihm die Kraft fehlte, die innere Gegensätzlichkeit der Revolution zu meistern. Zwischen den Extremen der russischen Revolution hergetrieben, konnte Kerenski keine endgültige Entscheidung treffen. Revolution als Phrase, staatserhaltende Macht als leeres Schema: das war, genau betrachtet, seiner Weisheit letzter Schluss.

Keine einzige von den großen Fragen, welche die russische Revolution aufrollte und deren Erledigung sie, — so oder so, — gebieterisch erheischte, versuchte Kerenski auch nur halbwegs annehmbar zu lösen. Die Revolution konnte sich nur behaupten, indem sie die breite Masse der ländlichen Bevölkerung gewann. Unter der Herrschaft Kerenskis kam keine einzige vernünftige agrarpolitische Maßnahme zu Stande. Die Revolution konnte sich siegreich nur entwickeln, indem sie das Kriegst und Friedensproblem aufrollte. Kerenski blieb diesem Problem gegenüber stocktaub. In der ersten, — der entscheidendsten und verantwortungsvollsten, — Periode der Revolution verstand er es nicht einmal, sich von der tollwütigen Besessenheit Miljukows loszusagen, der als erster Außenminister monatelang sein Unwesen trieb. Und bis zum Schluss gelang es ihm nicht, aus dein Schatten dieser politischen Waffengefährtschaft zu treten, sich vom bösen Odium jener Kriegspsychose reinzuwaschen, die Russland von London und Paris aus beigebracht wurde.

Dieser Wortführer der Revolution, der die Fronten bereiste, um hungrige, nackte, verelendete Soldaten zu weiterem Verharren im aussichtslosen Kampf anzufeuern, der die selbstmörderische Junioffensive Brussilows beglückwünschte, der die Todesstrafe an der Front einführte, kam immer mehr ins Fahrwasser obstinater Gewaltpolitik, die selbst in ihren hellsten Stunden das Revolutionsproblem als eine einfache Machtfrage auffassen zu können glaubte.

Aber indem Kerenski sich für die Interessen des Besitzes in die Bresche warf, hatte er nicht den Mut oder die Vorsicht, es bis ans Ende und restlos zu tun. Erjagte einem Phantom nach. Irgendwie und irgendwo schwebte ihm die Gestalt Napoleon Bonapartes vor, deren russische Stellvertretung er wohl nicht abgeneigt gewesen wäre zu übernehmen. Dabei übersah er, dass er bestenfalls nur in der Rolle General Cavaignacs Aussicht hatte, in die Geschichte zu kommen! Aber dann musste er auch danach handeln...

Ein einziges Mal schien Kerenski dies eingesehen zu haben: als er den Kornilow'schen Truppen die Weisung gab, gegen Petersburg zu marschieren, um dort die „Ordnung" wiederherzustellen. Aber dann graute ihm wieder vor der Entscheidung. Oder fürchtete er, nicht mehr Herr der Kräfte zu bleiben, die er heraufbeschwor? Dem sei wie ihm wolle. Genug, dass er das Kornilow'sche Unternehmen fallen ließ, hartnäckig und leidenschaftlich jedes Einverständnis mit dem gegenrevolutionären General ableugnete. Denn nun musste er Zusehen, wie diese Episode, bei der er unter allen Umständen eine sehr zweideutige Rolle spielte, den Boden unter seinen Füßen vollends zermürbte. Nun wussten die Linken, dass es auf ihn keinen Verlass gab, während die Rechten erst recht jedes Vertrauen zu dieser wankelmütigen Ordnungsliebe, die nur das Chaos vergrößerte, verloren. Von nun an hieß es: der Waschlappen Kerenski. . .

Vor der Revolution breiteten sich zwei Möglichkeiten aus: entweder die Interessen des „Besitzes", der „Ordnung", kurz: die Interessen der kapitalistischen Entwicklung zu saturieren, oder aber rücksichts- und erbarmungslos die augenblicklichen Interessen der breiten Volksmassen, die der Krieg aus Rand und Band gebracht hat, zu den ihrigen zu machen. Das war ihr Rhodus, hier musste getanzt werden. Die Niederwerfung des Zarismus konnte entweder die Herrschaft jenes neuen Bürgertums einleiten, das um die Jahrhundertwende die industriellen Geschicke des Landes in der Hand hielt, oder die Diktatur jener namenlosen Masse, die sich im Laufe der vier Kriegsjahre allmählich herausgebildet hat und deren allgemeines Merkmal die nackte Armut war.

Im März 1917, unmittelbar auf die erste Nachricht von der Umwälzung in Russland hin, schrieb ich in der „Züricher Post": „Noch sind die Geschehnisse, die einmal im Fluss sind, nicht zum Abschluss gelangt, noch sind die entfesselten Gewalten nicht besänftigt, und viel drohender als die Frage nach einem möglichen Handstreich der Reaktion erhebt sich vor den Wortführern des Bürgertums die Frage nach der notwendigen Fesselung der entfesselten Revolution". Dies war in der Tat der springende Punkt der ganzen nachherigen Entwicklung. Die Schatten, die der Bolschewismus seit den ersten Tagen der Revolution vorauswarf und die buchstäblich mit jeder Stunde eine greifbarere und drohendere Gestalt annahmen, waren eben nichts anderes als der Ausdruck jener Tatsache, dass die entfesselte Revolution entweder nach oben konsolidiert oder nach unten aufgelöst werden musste, um das Werk der vierjährigen Kriegsverwüstung Russlands wirtschaftlich und sozialpolitisch zu vollenden.

Nun, es hat sich ja im Verlaufe der Revolution augenfällig erwiesen, dass die Bourgeoisie außerstande war, die tobenden Wogen zu sänftigen. Ihre Anführer entpuppten sich als gewissenlose Abenteurer oder hirnverbrannte Maniak en. Sie selbst war als Klasse desorganisiert, politisch und sozial ungeschult, wirtschaftlich aufgerieben. Noch viel weniger konnte sich der gemäßigte Sozialismus, der den bürgerlichen Politikern während der ersten Periode der Revolution Gefolgschaft und Dienste leistete und den bürgerlichen Charakter der russischen Revolution mit viel größerem Nachdruck als das Bürgertum selbst gewahrt wissen wollte, zu einer konsequenten Taktik aufschwingen. Kerenski ist das überzeugendste, einleuchtendste Beispiel jener zwitterhaften, wankelmütigen, kläglichen Haltung, die das Wesen der sozialistischen Parteien kennzeichnet, welche im Februar bis Oktober 1917 in Russland am Ruder waren.

Kerenskis Handlungsweise während der letzten Wochen seiner Herrschaft hat keinen historischen, sondern nur noch hysterischen Sinn. Schon sah er das ganze Gebäude bis auf die Grundpfeiler wanken. Das Bürgertum zog sich mit stumpfsinniger Resignation oder reaktionärer Schadenfreude immer mehr zurück. Die sozialistischen Parteien zerfleischten sich selbst im unklaren Bewusstsein ihrer Ohnmacht. Die Mächte aber, die den ganzen Bau der Februar-Revolution einrennen sollten, hielten schon öffentliche Musterung ihrer Kräfte und entfalteten ihre Fahnen. Von Stunde zu Stunde konnte das Zeichen zum letzten Sturmlauf gegeben werden. Übernächtigt, heiser, gereizt, fassungslos trieb sich Kerenski zwischen den kämpfenden Parteien herum, klammerte sich mit fiebernden Fingern an die nunmehr inhaltlosen Attribute seiner Macht und war nichts anderes mehr als der leibhaftige Vertreter der vollkommenen Hilf- und Ratlosigkeit der Februar-Revolution. Noch ließ er hysterische Hilferufe ertönen, die das Bewusstsein der Kraft Vortäuschen sollten und nur von endgültiger Nervenzerrüttung zeugten, aber schon tat sich die große Versenkung auf, in der er sang- und klanglos verschwinden sollte . . .

In jener folgenschweren Winternacht auf den 26. Oktober 1917, in der Petersburger Soldaten das Winterpalais stürmten, um die provisorische Regierung fast ohne Schwertstreich zu verhaften, suchte die vielköpfige, erhitzte und berauschte Menge nur einen einzigen Feind. Ein einziger Name ward in allen Tonleitern des Hasses mit Zorn und Verwünschung genannt. Ein einziger Wunsch beseelte die lärmenden Scharen, die das Winterpalais bis auf die letzte Dachkammer absuchten. Käme zu jener Stunde Kerenski in die Hände seiner Verfolger, hätte ihn keine Macht auf Erden vor grausamsten Torturen bewahren können. Wenn man von Spontaneität des Volksnasses sprechen darf, so trat sie bei dieser Gelegenheit so grell und augenfällig in Erscheinung wie kaum je zuvor in der Geschichte. Eine ergreifende Wandlung! Wahrlich: „Ein andres Antlitz zeigt die vollbrachte Tat, ein anderes, ehe sie geschehen." Noch glaubte das Ohr von Ferne die Salven des Jubels zu vernehmen, die diese selben Massen jenem Namen darbrachten, welcher der nunmehr die verhassteste Bedeutung erhielt. Damals war Kerenski der Held, die Lichtgestalt der Revolution, — nun tauchte seine Sonne in einem Meer von Blut und Kot unter, um nie mehr zu erscheinen. Das Spiel war beendet.

Es ist Kerenski gelungen, aus dem Winterpalais im letzten Augenblick in einem englischen Auto zu flüchten. Noch lebt ihm die Hoffnung: dort, an der Front müssen ja Truppen sein, die sich für die Hypnose seines Namens schlagen werden. Denn nichts hat er aus den Trümmern seiner Regierung gerettet als diesen Glauben an die unverminderte Wirksamkeit seiner Popularität. Er stößt zur Division Krasnows und kehrt mit einigen Hundert Kosaken und einem Häuflein Fußvolk in die Hauptstadt, — in seine Hauptstadt! — zurück. Er gelangt nur bis Gatschina. Dort erwartet ihn ein in aller Eile aus Matrosen, Soldaten und Arbeitern zusammengewürfeltes Bataillon, an dessen Spitze Dybenko und Trotzki stehen.

Die Begleiter Kerenskis schwanken. Soll man angreifen? Nein. Man schickt eine Abordnung heraus, um mit den Verteidigern Petersburgs Fühlung zu nehmen. Der Überredungskunst Trotzkis gelingt es, den letzten Trumpf Kerenski aus der Hand zu schlagen. Die nämliche Abordnung, — Dybenko an ihrer Spitze, — kehrt nun zum Stabsquartier Kerenskis zurück, um ihn zu verhaften und den Sowjets auszuliefern. Krasnow verständigt ihn rechtzeitig von dem drohenden Unheil. Mit knapper Not gelingt es ihm auch diesmal, durch eine Seitenpforte zu entkommen und seinen Leib in Sicherheit zu bringen, während draußen schon die Kosaken lärmen und wuchtige Kolbenschläge die letzte Residenz des letzten Oberhauptes der provisorischen Regierung erschütterten.

Von nun an wird der Name Kerenskis noch in Zeitungsnotizen und Geschichtsbüchern auftauchen, er selbst aber wird nie mehr an das helle Tageslicht aktueller Geschichte kommen. Der Wagen der Revolution rollt über seinen Körper weiter hinweg, — er bleibt mit zerschmetterten Gliedern auf der Landstraße liegen. Und nun erst kommt der leise Verdacht, dass es vielleicht nicht seine Schuld, sondern sein Unglück war, wenn er nicht das Zeug hatte, die Revolution vom Bock zu fahren . . .