Einführung

Die „Darstellungen aus Russlands Kaiserstadt“, welche, nach des Verfassers ersten nordischen Reise, im Jahr 1829 erschienen, sind, — wahrlich! er durfte es kaum hoffen, — in St. Petersburg mit Beifall aufgenommen, und von Ihren kaiserlichen Majestäten, — Nikolaus und Alexandra, — selbst, mit großmütiger Anerkennung begünstigt worden. —

Durch glückliche Familienverhältnisse, und durch den hohen Reiz der herrlichen Residenz des Nordens, angezogen, landete der Verfasser, im Sommer 1835, noch einmal an der Newa Ufer; nun dort nicht mehr unheimisch, ein ungekannter Fremdling. Gleich dem Freunde des Hauses, mit verdoppelter Gastlichkeit, von den ihm einst teuer gewordenen Familienkreisen aufgenommen, fand er, beim längeren Bleiben in St. Petersburg, behaglichere Muße, um die älteren Merkwürdigkeiten dieser Weltstadt, oft wiederholt zu sehen, — und viele, seit jener Epoche dort hervorgegangene neue Schöpfungen, aufmerksam zu betrachten. — Mit Hilfe der altern und der erworbenen neuen Gönner und Freunde, konnte er nun, manche frühere Beobachtung berichtigen, ergänzen, erweitern, und sein Reise-Album mit neuen Ansichten bereichern. —


Noch mehr! Ein günstiges Gestirn, leitete ihn diesesmal erwünscht, zu jenen, durch ungeheure Begebenheiten unserer Zeit, in der Weltgeschichte verewigten Räumen, wo den verderblichen Großtaten, des, den Flammen der alten Zarenstadt kaum entronnenen Eroberers, — Nemesis, einen Grenzstein gestellt hatte. Es ward ihm vergönnt, Moskwas klassischen Boden und seinen weltgeschichtlichen Kreml zu betreten, und ihre, durch Natur, Kunst und Altertum verherrlichten Umgegenden zu erschauen. —

Er durchzog ferner, den hochromantischen Teil des Felsenlandes der Finnen, — und stand endlich, am Imatra, Finnlands wundervollen Katarakt. —

Das waren die neuen, die großartigen, die herrlichen Erscheinungen im Norden, die den Reisenden ergötzten, fesselten, und ihn dort schon mahnten, die Ergebnisse seiner gemachten Erfahrungen, vereint mit den überarbeiteten altern nordischen Ansichten, in erweiterter Form, daheim bei stiller Muße, zu sammeln und zu ordnen. — —

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Wenn nun, der königliche Dichter, — Se. Maj., Ludwig von Baiern, — die Zusendung des früheren Werks, mit den huldvollen Worten erwiderte: —

— — — „Ihr Schreiben vom 9. d. M. mit Ihrem Werke über Russlands Kaiserstadt, war Mir ein sehr angenehmer Beweis der Fortdauer Ihrer Gesinnungen gegen Mich, welche Sie bei Meinem Aufenthalt in Hamburg Mir an den Tag gelegt haben, und die Mir, so wie überhaupt der Empfang daselbst, die Rückerinnerung an jene Tage so angenehm machen. Empfangen Sie dafür meinen Dank und den Wunsch, dass Ihnen noch recht lange die Kraft blühe, Schwanengesänge, wie Sie Ihr Werk nennen, zu geben. — Ich benutze übrigens mit Vergnügen diesen Anlass, Ihnen Meine unverändert erhaltene Wertschätzung zu versichern.
Ihr
wohlgewogener Ludwig.
München, 27. Oktober 1829.“


— so mögen wohlwollende Leser, — denen der Verfasser die vorliegenden Blätter widmet, — es nicht für den leeren Schall einer verbrauchten Banalphrase halten, wenn er sie hierdurch bittet, den Erfolg des gewagten Entschlusses zu ihrer Veröffentlichung, — welcher, durch jenen hohen Wink, und durch die Ermunterung russischer und deutscher Freunde, motiviert, in der heitern Muße eines der Spätjahre seines Lebens reifte und ausgeführt ward, — mit gewohnter freundlicher Nachsicht zu beurteilen.
Geschrieben, Hamburg, den 1. Januar 1837.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Russische Denkmäler. Band 1. St. Petersburg