Dreschmaschinen

Vor allen andern haben die Dreschmaschinen in den letzten Jahren Eingang gefunden. Es soll hier zunächst meine Aufgabe sein, in einigen Grundzügen anzugeben, wie unsere alten Dreschmaschinen eingerichtet waren und wie unsere jetzigen sich gestaltet haben: denn nur so werden wir sicher erkennen, welche Fortschritte in diesem Gebiete gemacht worden sind und welche noch zu machen übrig bleiben. Die ältesten in Mecklenburg und Pommern angewendeten Dreschmaschinen kennen wir unter dem Namen der schottischen. Dieselben hatten als Betriebskraft ein sogenanntes Göpelwerk, oft unvollkommen konstruiert und noch unvollkommener ausgeführt, durch welches der eigentliche Dreschapparat in Bewegung gesetzt wurde. Dieser zeigte zuvörderst Speisewalzen, welche das auf den Arbeitstisch gelegte Getreide dem bis zu 3 Fuß im Durchmesser haltenden, an seiner Peripherie mit Schlagleisten versehenen Dreschzylinder zuführte. Letzterer, in einem Rahmen, Gestell, fest gelagert, wälzte sich vermittelst eines Vorgeleges mit wesentlicher Geschwindigkeit um seine Axe, und in geringer Entfernung eines stufenartig gebildeten Mantels oder Kropfes. Zwischen diesen und den Dreschzylinder ward das Getreide durchgeführt und durch die rasche Umdrehung des letzteren demselben in Folge der Schlagleisten und der vorspringenden Stufen des Mantels des Inhalts seiner Ähren beraubt, dabei gefördert noch durch die Einrichtung, dass der Mantel dem Dreschzylinder, je nach Beschaffenheit des Getreides, näher oder entfernter gerückt werden konnte. Betrachten wir dagegen die jetzt angewendeten Maschinen, so finden wir im Prinzip keine Veränderung, wohl aber in der Konstruktion der einzelnen Teile, sowie in Anwendung früher nicht bekannter Hilfsapparate. Zuvörderst bemerken wir bei der eingeführten englischen — als einen nicht geringen Fortschritt — einen wesentlich kleineren Durchmesser des Dreschzylinders, da dieser gegen die früheren sehr schweren eine Welle mit wesentlich schwächeren Zapfen bedingt, wodurch die Reibung vermindert wird; dann ist der Mantel, wenn auch dem früheren ähnlich gebildet, doch genauer und sicherer vermittelst angebrachter Schrauben zu stellen; ferner hat man die kraftabsorbierenden Speisewalzen fast bei allen Maschinen beseitigt, und endlich nicht nur einen sogenannten Strohschüttler angeordnet, der verhütet, dass die unter das Stroh geratenen Körner weggeharkt werden, sondern auch noch einen Reinigungsapparat nebst Sieb hinzugefügt, der sofort die Körner vom Kaff trennt.

Es ist nach dem Angeführten nicht zu verkennen, dass im Bau der Dreschmaschinen wesentliche Fortschritte erreicht sind, wodurch ihre vielfache Anwendung erklärt und gerechtfertigt wird. Aber es ist gleichwohl gewiss, dass vor allem die erreichte Transportabilität dieser Maschinen ihre Nutzanwendung wesentlich vermehrt hat. Zwar habe ich noch soeben der feststehenden das Wort geredet, aber doch nur, wenn diese in Verbindung mit anderen landwirtschaftlichen Maschinen vermittelst Dampfkraft betrieben wird; ist dies nicht der Fall, also das bloße Dreschen, welches allein nicht die Aufstellung einer Dampfmaschine rechtfertigt, die Hauptsache, dann muss man dem transportablen Göpelwerke, trotz der geringeren Dauerhaftigkeit und geringeren Leistungsfähigkeit bei gleicher Kraftanwendung im Vergleich mit einem feststehenden, den Vorzug geben! denn die Annehmlichkeit, an verschiedenen Punkten die Arbeit des Dreschens verrichten zu können, überwiegt die damit verknüpften Nachteile. Zu den gebräuchlichsten Maschinen dieser Art gehören die von Hornsby, von Barrett, Exall & Andrews, sowie von Garrett. Die letztere wird häufig in der Weise eingerichtet, dass sie glattes Stroh liefert, und man rühmt dies als einen wesentlichen Vorzug an ihr im Vergleich mit andern. Ich selbst bin dieser Meinung gewesen, aber es will mich jetzt bedünken, dass der gedachte Vorzug seinen Wert verliert, wenn man erwägt, dass die Maschine, in Folge der erforderlichen längeren Dreschtrommel, eine stärkere Welle bedingt, und wenn man ferner gewahrt, dass diese Einrichtung auch die kraftabsorbierenden Speisewalzen nötig macht — beides Momente, die Veranlassung sind, dass eine solche Maschine schwerer arbeitet, ja die Hinzufügung des Strohschüttlers, des Siebes und Neinigungsapparates bei einer Kraft von 4 Pferden gar nicht gestattet. Bedarf man demnach auch jetzt noch glattes Stroh zur Bedachung der ländlichen Gebäude (gewiss strebt man dahin, sie mehr und mehr durch Ziegeldächer zu ersetzen), sowie zu Pferdehäckerling, so mag man dies durch Handdrusch gewinnen, sonst aber sich um so weniger scheuen, krummes Stroh liefernde Maschinen aufzustellen, als dasselbe wegen seiner Weichheit, zu Häckerling geschnitten, vom Vieh mit größerem Behagen gefressen wird. Ich glaube hiermit gezeigt zu haben, dass das Prinzip der jetzt angewendeten Maschinen mit demjenigen der alten schottischen identisch ist. Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein, dass außer wesentlichen Abänderungen auch neue Hilfsmittel zur Erzielung vollkommnerer Leistungen gekommen sind.


Aber in noch größerem Maßstab erkennen wir solche an der neuesten, in vielen Blättern gepriesenen amerikanischen Dreschmaschine von Moffits & Knight. Es liegt mir eben ein im „Mark Lane Express" abgedruckter ausführlicher Bericht über dieselbe vor, und halte ich es um so mehr für meine Pflicht, uns damit näher bekannt zu machen, als die flüchtigen Mitteilungen landwirtschaftlicher Zeitschriften den Glauben erwecken, dass die bisher angewendeten Dreschmaschinen überall nur unvollkommene, nicht weiter zu beachtende Werke des menschlichen Geistes seien.

Bevor ich jedoch auf den mit großer Sachkenntnis geschriebenen Bericht näher eingehe, muss ich die überschwängliche Behauptung widerlegen: die Maschine dresche in 40 Sekunden einen Bushel Weizen. Ein Bushel ist gleich 661/1000preuß. Scheffel, und müsste demnach dieselbe per Minute 991/1000 oder, um sicher nicht zu hoch zu rechnen, 9/10 Scheffel, und in der Stunde 54, sage vierundfünfzig preuß. Scheffel liefern. Der Widersinn dieser Angabe liegt demnach auf der Hand. Dennoch will ich mich die Mühe nicht verdrießen lassen und berechnen, welche Masse Getreide zur Erzielung dieses Quantums nötig wäre. Als lohnend sieht man in Mecklenburg und Pommern gewiss den Weizen an, wenn man von einem vierspännigen Fuder 8 Scheffel drischt. In einer Stunde müssten demnach fast 7 Fuder oder, das Fuder zu 150 Garben angenommen, 1050 Garben, d. i. pr. Minute 17 ½ Garben ausgedroschen werden. Die Unmöglichkeit, ein solches Quantum in dieser Zeit auch nur annähernd der Maschine zuzuführen, liegt für jedermann offen zu Tage. Viele Beobachtungen bei arbeitenden Dreschmaschinen haben mich überzeugt, dass einer, die von 4 Pferden gezogen wird, pr. Stunde nicht mehr als 1 ½ bis 2 Fuder Wintergetreide, wie es hier geschnitten wird, zugeführt werden kann, und ich gehe so weit zu behaupten, dass, mag man auch die Maschine in der Weise vervollkommnen, dass dies Quantum mit etwas geringerem Kraftaufwand gedroschen wird — ein irgend wesentlich größeres Resultat nie erzielt werden kann. Denn betrachtet man mit Aufmerksamkeit unsere jetzt angewendeten Maschinen, so wird man finden, dass ein höherer Effekt nicht durch sie — oft arbeiten sie leer —, sondern durch die Schwierigkeit bedingt ist, dieselben ununterbrochen durch Arbeiter zu speisen.

Wenden wir uns jetzt zu unserem Berichterstatter. Bei allen bisher angewendeten Dreschmaschinen ist die Dreschtrommel an der Peripherie mit geraden Schlagleisten versehen, die so lang sind wie die Trommel. Diese Einrichtung kann man nicht vollkommen nennen, denn nicht nur ist die Widerstandsfläche groß, sondern es ist auch bei enger Stellung des Mantels sehr wohl die Möglichkeit gegeben, dass ausgedroschene Körner geschrotet werden. Diese Übelstände finden wir bei der neuen amerikanischen Maschine vollständig dadurch beseitigt, dass der Dreschzylinder, statt der Schlagleisten, auf Leisten geschrobene, 2 ¼ Zoll lange, an der Wurzel starke und verjüngt zulaufende eiserne Spitzen trägt und auch der Mantel in gleicher Weise gebildet ist. Die Entfernung dieser Spitzen von einander beträgt 1 ¾ Zoll, und schlagen die des Dreschzylinders nicht etwa gerade zwischen die des Mantels durch, sondern es sind diese auf den vier an der Peripherie befestigten Leisten so versetzt, dass kaum ¼ Zoll Zwischenraum zwischen der zuerst durchschlagenden und der nächstfolgenden bleibt. Es ist hiernach augenscheinlich, dass die starre Widerstandsfläche der Schlagleisten gegen diese Einrichtung wesentlich zurücksteht; es ist ferner unzweifelhaft, dass dies System von Schlagspitzen eine weit größere Berührungsfläche darbietet, als die Schlagleisten; es ist endlich auch gewiss, dass durch Beseitigung der festen Widerstandsfläche die Maschine leichter arbeiten kann; — aber es ist auch ebenso sicher, dass das Stroh bei dieser Arbeitsmethode noch mehr als bei den anderen Maschinen beschädigt wird. Schon auf der Londoner Industrie-Ausstellung fand sich eine nach diesem System gearbeitete Maschine von Rudd, und meine damals ausgesprochene Ansicht, dass sie allgemein eingeführt werden müsse, wenn das Stroh in einem zu Häckerling noch brauchbaren Zustande gewonnen würde, vertrete ich noch jetzt. Die angeregte Frage a priori zu entscheiden, maße ich mir nicht an; wohl aber knüpfe ich hieran um so mehr den Wunsch, dass zunächst die landwirtschaftlichen Vereine die amerikanische Dreschmaschine anschaffen mögen, als unser Berichterstatter nach seiner Ansicht das so gewonnene Stroh zur Umwandlung in Häckerling völlig geeignet hält.

Eine fernere Abweichung von der bisherigen Einrichtung bietet der Strohschüttler dar. Am häufigsten sieht man in der Neuzeit den von Barrett Son koustruierten — bestehend aus 12 bis 16 neben einander gelagerten, sich auf- und abwärts bewegenden Leisten, die bei einer Länge von 8 bis 9 Fuß auf ihrer Oberfläche 4 Stück einen Zoll lange Spitzen tragen. Erfolgt nun vermittelst Krummzapfenwelle die auf- und abgehende Bewegung der Leisten oder Latten, so sind diese — die Spitzen — eine zweckmäßige Einrichtung, das Stroh allmählich vom Dreschzylinder fortzuführen, während der halbzöllige Zwischenraum zwischen je zwei Leisten das Durchfallen der mit Stroh vermengten Körner gestattet, welches von hier vermittelst schüttelnden Siebes zum Reinigungsapparat gelangt. Der neue amerikanische Strohschüttler dagegen ist durch zwei über Stollen gleitende Ketten ohne Ende gebildet, deren obere Flächen aber so geformt sind, dass die Befestigung von dünnen Holzscheiden darauf erfolgen kann. Diese Konstruktion gestattet leicht eine etwa nötig erscheinende Verlängerung des Strohschüttlers; allein einen wesentlichen Vorzug kann ich hierin nicht finden; wohl aber muss ich einen solchen insofern demselben zugestehen, als er einfacher ist und dabei billiger hergestellt werden kann. Als völlig neu ist ferner die Vorrichtung anzusehen, welche Getreide und Kaff der Reinigungsmaschine zuführt. Bisher bediente man sich bei transportablen Dreschmaschinen eines Schüttelsiebes und bei feststehenden, falls der Dreschapparat in einer Höhe von 6 bis 8 Fuß vom Fußboden aufgestellt war, eines großen Rohres, welches die gedroschene Masse zu dem Rumpfe der Putzmühle führte. Hiergegen macht unser Berichterstatter die Bemerkung, dass, da beim Dreschen die Ährenenden zuerst vorgeführt werden, die Maschine bald Körner, bald Stroh dresche, mithin der Reinigungsapparat — die Windfege — das Getreide nicht so rein von Spreu zu sondern vermöge, als wenn Gedroschenes in gleicher Quantität demselben zugeführt werde. Diesen Mangel hat der Erfinder dadurch beseitigt, dass er alles Getreide und allen Kaff sich unter dem Mantel in einer muldenförmigen Vertiefung ansammeln lässt. In dieser bewegen sich zwei sehr grobgängige Schrauben, welche gleichmäßig die Masse bis zu dem Punkte fortführen und fallen lassen, wo der Windstrom dieselbe aufs kräftigste trifft und reinigt. Auch diese Einrichtung verdient Beifall und ihre Einführung bei uns ist außer Zweifel, wenn sie nicht etwa zu kompliziert erscheint. Überblicken wir alles über diese Maschine Gesagte noch einmal, so ist dadurch Wohl jedenfalls der Wunsch rege gemacht, die amerikanische Dreschmaschine bald einmal in Tätigkeit zu sehen. Hoffen wir daher, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.