7. Abschnitt. Drittteilung der deutschen Kaufleute am Kontor zu Brügge 1347. Die Organisation des deutschen Kaufmannes. 1285 ersucht Bremen um Wiederaufnahme in die Hanse. 1361 erster Krieg der Hansestädte gegen Dänemark. 1366 Freilassung des Ritters Bertold Stoltenberg gegen Lösegeld, aus der dänischen Gefangenschaft. Zweiter Krieg gegen Dänemark und Hakon von Norwegen, führt 1370 zum Sieg. Unbestrittene Herrschaft auf der Ostsee. Die Kontingente für die Städte im Kriegsfall.

Am Kontor zu Brügge finden wir im Jahre 1347 den deutschen Kaufmann nach Drittheilen gegliedert: das erste umfaßt die Kaufleute aus Lübek, aus den wendischen und sächsischen Städten, das zweite in noch immer nicht befriedigend erklärter Verbindung die Westfalen und Preußen,4) das dritte die von Gothland, Livland und Schweden. Neun Jahre darauf (1356) sind Rathssendeboten der Städte zu Brügge anwesend: von Lübek, Hamburg und Stralsund als Vertreter des Lübischen Drittels, von Dortmund, Soest, Thorn und Elbing als Vertreter des westfälisch-preußischen Drittels, aus Wisby und Livland als Vertreter des gothländischen Drittels. 5) Die Beschlüsse betreffen die Organisation des deutschen Kaufmanns; von Wichtigkeit aber ist, daß die Städte Verhältnisse, welche sonst vom deutschen Kaufmann geregelt sind, von sich aus ordnen, daß sie Beschlüsse, welche der deutsche Kaufmann gefaßt hat, ihrem Wortlaut nach wiederholen und bestätigen, vor Allem, daß sie die Gliederung, welche zu Brügge unter den Kaufleuten besteht, auch auf sich anwenden. Zwei Jahre später (1358) sind auf einem Städtetage zu Lübek außer den Rathmannen Lübeks Sendeboten der Städte Goslar, Hamburg, Rostock, Stralsund, Wismar und Braunschweig als Vertreter des Lübischen Drittels und Sendeboten von Thorn und Elbing als Vertreter der Preußen anwesend; 1) aus Wisby und Schweden sind Schreiben eingelaufen, welche versprechen, daß den Beschlüssen, die zu Lübek gefaßt werden, nachgelebt werden soll; 2) die Beschlüsse beziehen sich aber auf den Abbruch allen Verkehrs mit Flandern und bedrohen diejenige Hansestadt, welche sich eigenwillig absondern wollte, mit dem ewigen Ausschluß aus der Hanse der Deutschen. (Wer och jenich stad van der Dudeschen hense, de sik mit vrevele ute dessem ghesette wolde werpen unde des nicht wolde holden, de stad schal ewichliken ute der Dudeschen hense blyven unde des Dudeschen rechtes ewichliken entberen).3) Während es bisher nur einen Kaufmann von der deutschen Hanse gegeben hat, ist hier zum ersten Male von deutschen Hansestädten die Rede.

Wohl in Folge dieses Beschlusses sucht Bremen, das seit 1285 den verbundenen wendischen Städten fern gestanden hat, um seine Wiederaufnahme in die Hanse nach. Gegenüber den Seestädten und den anderen Städten, wie auch gegenüber den gemeinen Kaufleuten von der Hanse der Deutschen des heiligen Römischen Reichs verpflichtet es sich, zur Vertheidigung des Oeresundes ein Schiff mit 50 Gewappneten, zur Vertheidigung der Elbe aber 100 Gewappnete zu stellen. 4) Diese Verschiedenheit in der Zahl beruht auf dem Gedanken, daß auf der Ostsee die Westseestädte nur die halbe Last tragen sollen, wie auf der Westsee die Ostseestädte. 5) Gestellt aber werden die Kontingente, wenn Bremen dazu aufgefordert wird für den Oeresund von Lübek, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald, für die Elbe von Hamburg.


Drei Jahre darauf (1361) ruft die Eroberung Wisbys durch König Waldemar den ersten Krieg der Hansestädte gegen Dänemark hervor, zu dem sich Lübek, Hamburg, Bremen, Kiel, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Anklam, Stettin und Kolberg mit den Königen Magnus von Schweden und Hakon von Norwegen vereinigen.6) Durch den unglücklichen Verlauf desselben wird unsere Stadt mit am Härtesten betroffen; 1364 schmachten noch 83 ihrer Bürger und Söldner in dänischer Gefangenschaft, 1) und erst 1366 wird für das Lösegeld ihres gefangenen Hauptmanns, des Ritters Bertold Stoltenberg, quittirt. 2)

Der zweite Krieg der Hansestädte gegen Waldemar von Dänemark und Hakon von Norwegen führt dagegen zu dem glorreichen Frieden zu Stralsund vom 24. Mai 1370, mit dem die Entwickelung des hansischen Städtebundes ihren Abschluß erreicht, durch den derselbe seine volle Bedeutung, die unbestrittene Herrschaft auf der Ostsee und die Stellung einer nordeuropäischen Großmacht gewinnt.

Im ersten dieser Kriege bestanden die Kontingente unserer Städte3) für Lübek aus 600 Mann, für Rostock und Stralsund aus je 400, für Wismar und Greifswald aus je 200; das Größenverhältniß hatte sich also hauptsächlich darin geändert, daß Stralsund herangewachsen, zu der gleichen Bedeutung wie Rostock emporgestiegen war. Im zweiten Kriege, an dem sich 43 deutsche Städte betheiligten, war die Last, welche von den einzelnen Städten zu tragen war, nur halb so groß; von unsern fünf Städten wurden 800 Mann ausgerüstet,4) von Lübek 300, von Stralsund 200, von Rostock 140, von Wismar 100 und von Greifswald 60. Daß hier die Kontingente Rostocks und Greifswalds niedriger angesetzt sind als beziehentlich diejenigen Stralsunds und Wismars, kann nur auf der Rücksichtnahme auf zeitweilig obwaltende, besondere Verhältnisse beruhen, die wenigstens vorläufig nicht mit Sicherheit zu ermitteln sind.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Rostocks Stellung in der Hanse.