Dommuseum und Herder-Platz

Von großer Bedeutung ist die prähistorische Sammlung des Dommuseums und sehr bemerkenswert sind mehrere Funde aus der Frühzeit des Christentums in Livland, darunter außer verschiedenen Waffen ein schön erhaltenes Aquamanile und die sogenannte Kaiser-Otto-Schale, eine patena chrismalis aus Bronzeblech. Die Innenfläche dieser Schale ist mit schönen romanischen Gravierungen bedeckt und außerdem durch ein Kreuz geziert, das aus vier aufgelöteten Bronzestreifen mit Palmettendekor und fünf brakteatenartig geprägten Medaillons an der Überschneidung der Kreuzesstäbe und an deren vier Enden besteht. Die Medaillons zeigen das Brustbild eines Kaisers, wie es ähnlich die gleichzeitigen Kaisersiegel zeigen. Der zu beiden Seiten der Figur flehende Name Otto deutet auf Otto d. Gr. (936-973), der als Beschützer der Kirchen und Klöster den Ehrentitel pacificus führte. Jedes der fünf Kaiserbilder trägt außerdem die Inschrift: Hierusalem visio pacis, die dem alten Kirchweihhymnus

      Urbs beata Jerufalem
      dicta pacis visio


entlehnt ist.

Von großem Wert ist ferner die Sammlung baltischer Münzen und Medaillen, die in ihrer Vollständigkeit, dank dem Eifer ihrer Begründer, der DDr. August und Anton Buchholtz, Vater und Sohn, wohl unübertroffen dasteht.

Treten wir aus dem Portal des Dommuseums, so stehen wir nach wenigen Schritten vor dem bescheidenen Denkmal Herders, der bekanntlich vom Herbst 1764 bis zum Juni 1769 in Riga lebte, zunächst als Kollaborator an der Domschule wirkte, dann als Hilfsprediger an der Jesus- und an der Gertrudkirche tätig war und außerdem das Amt eines Gehilfen des Stadtbibliothekars versah.

Das malerische Gewimmel alter Häuser, das ehemals den kleinen Platz nach der Nordseite hin abschloss, bestand noch bis zum Jahre 1886. Dann machten die gesteigerten Ansprüche des Verkehrs von der Innenstadt zum Hafen, mehr vielleicht noch ein übel angebrachter Purifizierungseifer diesem fröhlichen Durcheinander ein Ende. Jetzt sind der Herder- und der Domplatz, die ehemals durch den malerischen Häuserblock voneinander getrennt waren, vereinigt. Um das kleine Herder-Denkmal haben sich hohe Steinpaläste erhoben, die es schier erdrücken, und die früher teilweise verdeckte, im 15. Jahrhundert umgewandelte, künstlerisch wenig anziehende Westfassade des Domes liegt jetzt wieder zutage.

Ihr gegenüber erhob sich einst die bischöfliche Residenz, deren Bau wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Dombau unternommen sein mochte und um 1234 vielleicht in den Hauptteilen vollendet war, denn in diesem Jahre schenkte Bischof Nikolaus seine steinerne Pfalz den Dominikanern zur Einrichtung ihres Klosters, worunter nur das Haus des Bischofs neben dem abgebrannten ersten Dom verstanden werden kann.

Vom Kloster der schwarzen Mönche ist außer einem Rest des Kreuzgangs und der ehemaligen Klosterpforte nur die dem heil. Johannes geweihte Kirche erhalten, ein Bau aus dem 15. Jahrhundert.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Riga und Reval. Mit 121 Abbildungen
Herder, Johann Gottfried (1744-1803) deutscher Dichter, Übersetzer, Schriftsteller, Theologe und Philosoph

Herder, Johann Gottfried (1744-1803) deutscher Dichter, Übersetzer, Schriftsteller, Theologe und Philosoph

Riga Herder-Denkmal

Riga Herder-Denkmal

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