Deutsche Kauffahrer hatten in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts den Weg in die Düna gefunden . . .

Deutsche Kauffahrer hatten in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts den Weg in die Düna gefunden, hatten mit den an den Ufern des Stromes ansässigen Liven Handelsbeziehungen angeknüpft und diese weiter gepflegt. Dem Handel folgte die Christianisierung. Den Kauffahrern hatte sich 1184 ein betagter Augustinermönch aus dem holsteinischen Kloster Seegeberg, Meinhard mit Namen, angeschlossen, um den heidnischen Liven das Evangelium zu predigen. Seine bescheidenen Erfolge wurden ihm vom Erzbischof Hartwig von Bremen mit der Erhebung zum Bischof von Livland vergolten, und vor allem wohl aus dem Grunde, um dem Erzbistum Bremen die Metropolitangewalt über das Livenland zu sichern. Nach zwölfjähriger unermüdlicher Tätigkeit starb Meinhard und fand sein Grab in der kleinen von ihm erbauten Kirche zu Ykeskola, dem heutigen Üxküll, 20 km stromaufwärts von Riga. Sein Nachfolger, der ehemalige Abt des Klosters Loccum, Berthold, gelangte nicht in den Besitz seines Bistums; er fiel im Kampf mit den dem Glauben abtrünnig gewordenen Liven und an seiner Stelle ernannte Erzbischof Hartwig II. von Bremen seinen Schwestersohn, den Bremer Domherrn Albert, einen weltklugen Staatsmann, in dem Livland den Begründer seines Staatswesens und seiner Hauptstadt Riga verehrt*).

*) Über das Leben dieses bedeutenden Mannes und seine umfassende Tätigkeit sind wir gut unterrichtet durch einen seiner Zeitgenossen, den Priester Heinrich, von Lettland zubenannt, dessen Chronik zugleich die vorzügliche Quelle für die livländische Geschichte bis zum Jahre 1227 ist.

Albert trat mit anderen Machtmitteln auf als seine Vorgänger, weil sein Augenmerk von vornherein auf die Errichtung eines festgefügten Staatswesens abzielte, in dem die bekehrten Liven erst in zweiter Linie zählten. Deshalb konnte ihm auch der kleine Bischofssitz in Ykeskola nicht genügen, ganz abgesehen von der Vorschrift des kanonischen Rechts, wonach Bischöfe ihre Residenz nur in volkreichen Ortschaften haben sollen. Die Gründung einer Stadt, die dem Kaufmanne einen guten Hafen und einen sicheren Stapelplatz für seine Waren bot, die ihm die Möglichkeit gewährte, unter ihrem Schutz seinen Handel weiter ins Land auszudehnen, die als wohlbefestigter Platz den Mittelpunkt kriegerischer Unternehmungen zur Eroberung weiterer Landteile bilden konnte, sie gehörte zu Alberts ersten Unternehmungen, nachdem neue Verträge mit den Liven geschlossen worden waren.


Etwa vier Kilometer von der Mündung der Düna ins Meer, auf einer Ebene am Fuße einer mäßigen, jetzt verschwundenen Anhöhe, da wo ein kleines, in die Düna sich ergießendes Flüsschen, der Rigebach, die Anlage eines Hafens gestattete, fand Albert den geeigneten Platz zur Anlage seiner bischöflichen Residenz, der „stat tho der Ryge".

Unter der Beihilfe der Kreuzfahrer und Pilgrimme, mit deren Hilfe Albert im Lande wieder festen Fuß gefasst hatte, begann im Frühling 1201 der Bau der Stadt. Und während man am Dünagestade fleißig mit der Aufführung der notwendigsten Bauten beschäftigt war, warb des Bischofs Bruder Engelbert, ein Ordensgeistlicher aus Neumünster in Holstein, die ersten Bürger für die neue Stadt, in den norddeutschen Gebieten an.

Im Frühling des nächsten Jahres landete er mit ihnen in Livland, und zusehends wuchs von nun ab der Strom der deutschen Einwanderer, angezogen durch die geschäftlichen Vorteile, die Albert durch die Gewährung verschiedener Privilegien in Bezug auf Zoll, Münze und Gerichtsbarkeit: den Handeltreibenden und Handwerkern zu bieten wusste. Schon nach einem Jahrzehnt machte sich das Bedürfnis nach Wohnplätzen außerhalb der Stadtmauern geltend, obgleich es an Angriffen feindlich gesinnter nachbarlicher Völkerschaften auf die Stadt nicht gefehlt hatte. Im Jahre 1225 erhob der deutsche König Heinrich Albert zum deutschen Reichsfürsten, und seit dem Frühling 1226 besaß Riga Bürgermeister und Rat.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Riga und Reval. Mit 121 Abbildungen
Kreuzritter

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Fuhrmann in der Hansezeit

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Hanseatische Kaufleute

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Hanseatische Kaufleute (2)

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Kirchlicher Würdenträger in der Hansezeit

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Kriegsmann mit Beute beladen

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Sittenbild aus der Hansezeit

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