Weshalb Offiziere Rennen reiten.

Das Bedenken, daß Offiziere den Sport dazu benutzen könnten, um Geld zu verdienen, ist gänzlich hinfällig, denn es ist wohl nirgends schwieriger zu profitieren, als gerade im Sport, und jeder Offizier, der Rennen reitet, würde unzweifelhaft mit Freuden auf den Vorschlag eingehen, auf pekuniäre Vorteile zu verzichten, wenn er dafür gegen die Nachteile gesichert würde.

Die ritterliche Passion des Kampfes Mann gegen Mann, die Konzentrierung aller Kräfte, die unbedingte Hingebung in die Gefahr mit der Absicht, darin nicht nur nicht umzukommen, sondern zu siegen, die Anspannung des Geistes, den Gegner durch List und Geschick, sei es durch richtige Pace oder gewandte Überwindung der Hindernisse oder schlaue Benutzung des Terrains, zu übervorteilen, vor allem aber der Ruhm, aus allerhöchster Hand den Ehrenpreis zu empfangen — das sind die Gründe, weshalb Offiziere Rennen reiten. Die in diesem Kampfe hervortretenden Charakterzüge spiegeln sich im Kriege genau wider, nur daß dort der Preis, um den man kämpft, nur der der Ehre ist und nicht das leidige Geld eine Rolle spielt; aber unsere, d. h. der Kavalleristen Pflicht ist es, uns im Frieden zu solchen Charakteren auszubilden, und deshalb lasst uns die Jagd- und Rennreiterei nach Kräften üben und fördern.


Hannover, den 16. Februar 1875.

von Tepper-Laski,
Sekondeleutnant im 1. hannoverschen Ulanenregiment No. 13.




Vorstehende Arbeit wurde von dem jetzigen General der Kavallerie, Exzellenz Herrn von Rosenberg, seiner Zeit wie folgt beurteilt:

Der Verfasser zeigt, daß er in der kurzen Zeit seiner kavalleristischen Laufbahn die außerdienstlichen Gespräche sowie die dienstlichen Instruktionen seiner älteren Kameraden mit großem Interesse und Verständnis aufgefasst hat. Sein sehr gutes, persönliches, über alles Lob erhabene schneidige Reiten zeigt, daß die hier gesagten Worte von ihm richtig gefühlt und verstanden werden und der wahre Reitergeist, der zu einem jungen Offizier notwendigerweise gehört, in ihm weht. Wenn Leutnant von Tepper mit dem Eifer, Verständnis und Geschick wie bisher sich bemüht, die Reiterei zu erlernen, so ist die Annahme berechtigt, daß er einstens etwas Großes darin leisten wird. Obgleich die Beantwortung der Aufgabe noch lange nicht erschöpft ist und die Gedanken nicht immer ganz logisch geordnet sind, so kann sie doch nur als sehr gut bezeichnet werden.

Hannover, 1. März 1875.

von Rosenberg,

Major.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Rennreiten