Der Offizier als Vorbild der Leute.

Es ist durchaus notwendig, daß der Offizier dem Manne als Vorbild diene und ihm imponiere; die neuesten Veränderungen im Exerzierreglement deuten mit Bestimmtheit darauf hin.

Es wächst in der Wirklichkeit der Mut der Leute im Vertrauen auf die richtige Führung der Vorgesetzten.


Die Bahnreiterei aber macht wenig Eindruck auf den gemeinen Mann; mag der Vorgesetzte auch noch so kunstgerechte Seitengänge und Volten reiten; der Mann versteht deren Feinheit nicht und bildet sich ein, das auch zu können; wenn er aber selbst mit Mühe einen achtfüßigen Graben überwindet und sieht den Offizier leicht einen doppelt so breiten springen, so imponiert ihm das, denn er weiß, er kann das nicht. Hört der Mann von seinem Offizier, derselbe habe gewettet, in so und so viel Zeit eine gewisse Quantität Champagner auszutrinken, so denkt er, das könnte ich auch, wenn ich nur den Wein dazu hätte; sieht er denselben aber eine Steeplechase gewinnen oder auch nur schneidig mit reiten, so imponiert ihm derselbe, und das Zutrauen wird erweckt.

Zu Zeiten des großen Königs war das Steeplechasereiten bei uns noch nicht eingeführt; dafür ritten die Offiziere weite Touren und machten gefahrvolle Kunststücke. Man denke nur an Seydlitz, der zwischen den Flügeln einer gehenden Windmühle hindurchritt und beim Hetzen über Bauernwagen hinwegsprang, was im Grunde genommen dasselbe bewirkte als das jetzige Steeplechasereiten, nämlich die Verachtung von Strapazen und Gefahren.

Steht aber der Offizier mit dem Manne, was den Schneid anbetrifft, auf gleicher Höhe, so ist kein Vorbild und keine Anregung mehr da und das Ganze sinkt bei einem längeren Frieden, trotz Bahnreiterei, immer tiefer in den Leistungen für die Kampagne.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Rennreiten