Beherrschung der Nerven.

Der Steeplechasereiter lernt im scharfen Galopp und angesichts der Gefahr, welche die Hindernisse bieten, denken; denn er muss seine Nerven beherrschen, und beherrschte Nerven erlauben ein ruhiges Denken.

Er lernt, schnell zu urteilen, schnell zu sehen, er gewöhnt sich daran, nicht planlos einherzujagen, sondern mit kaltem Blute den Zweck seines Reitens im Auge zu behalten. Er lernt, einen gefürchteten Gegner besiegen und sich nicht durch den Nimbus, den dieser vielleicht um sich zu breiten weiß, beeinflussen zu lassen.


Alles dieses sind Eigenschaften, die der Kavallerieführer in der Kampagne braucht.

Kann ein Spiel auch nie annähernd den Ernst erreichen, so steht ihm dieses jedenfalls am nächsten, abgesehen davon, daß es das ritterlichste und schönste der Jetztzeit ist.

Ein General hat einst geäußert: „Die gescheitesten Leute machen mitunter die größten Fehler.“ Zu Hause am Schreibtisch hätten sie diese wohl kaum begangen; ihr Geist war eben durch etwas Neues, was sie umgab, nämlich die Gefahr, benommen.

In solchen Lagen aber ist der Steeplechasereiter, der hundertmal einer unvorhergesehenen Gefahr zu begegnen gehabt hat, zu Hause.

In der Geschichte ist es übrigens mehrfach zu verfolgen, daß Völker, deren Jugend an gefahrvollen Spielen keinen Reiz mehr fand, auch ihre Blütezeit hinter sich hatten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Rennreiten