Rembrandt van Rijn (geb. zu Leiden 1606, gest. in Amsterdam 1669)

Meisterwerke der Malerei, alte Meister, Holländische Schule
Autor: Bode, Wilhelm von (1845-1929; Knapp, Fritz (1870-1938), Erscheinungsjahr: 1900

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kunst, Kultur, Malerei, Meisterwerke, Holland, Amsterdam, Eremitage St. Petersburg, Rembrandt, Gemäldegalerie, Motive, Landschaften, Bildnisse, Religion, Akt, Frauen, Künstler, Anatomie, Epochen
Die Anatomie des Professors Tulp

Holland hat seine herrlichen Bilderschätze, dank der Gleichgültigkeit ihrer Besitzer, im ganzen achtzehnten und zum Teil noch im neunzehnten Jahrhundert bis auf einen verhältnismäßig sehr kleinen Teil verloren. Auch von dem großen Meister der holländischen Schule, der allein mehr bedeutet als alle anderen Künstler dieser Schule zusammen, von Rembrandt van Rijn, besitzt Holland nicht mehr den zwanzigsten Teil der Gemälde, die uns von ihm erhalten sind; aber unter dieser kleinen Zahl befinden sich drei Meisterwerke, die man von jeher als die Marksteine der verschiedenen Epochen seiner Kunst betrachtet hat.

Die „Nachtwache“, die seiner mittleren Zeit angehört, und die „Staalmeesters“ aus seiner letzten Zeit haben wir früher schon vorgeführt; die „Anatomie des Professor Tulp“ in der Galerie des Mauritshuis im Haag, die uns hier vorliegt, ist das berühmte Hauptwerk seiner Jugend. Der Auftrag auf das Bild, das er 1632 vollendete, führte ihn auf längere Zeit nach Amsterdam, und der Erfolg bestimmte ihn, dauernd dahin überzusiedeln. In der schlichten, treffenden Charakteristik stehen die einzelnen Köpfe noch keineswegs auf der Höhe der besten Bildnisse, wie sie seine älteren Zeitgenossen, namentlich in Amsterdam, damals malten; die Zeichnung, namentlich im Kadaver, ist mit Recht getadelt worden, die Komposition ist noch zu gehäuft und teilweise selbst ungeschickt, die Färbung ist zu kalt im Ton: und doch geht der Künstler hier schon weit über das hinaus, was seine Vorgänger in ähnlichen Motiven geleistet hatten. Hier zum ersten Mal ist der Vorwurf groß und einheitlich ergriffen, der geistige Gehalt zum Ausdruck gebracht; der Professor ist in seinem Vortrag, in seinem Verhältnis zu den Zuhörern von einer Lebendigkeit und Feinheit, dass Rembrandt selbst später kaum darüber hinausgegangen ist, und die Studenten, durchweg ältere, ehrwürdige Männer, gehen ganz in dem Vortrag ihres Lehrers auf. W. B.

Rembrandt van Rijn. Die Anatomie des Professors Tulp.
Galerie des Mauritshuis, Haag

Rembrand van Rijn. Die Anatomie des Professors Tulp. Galerie des Mauritshuis, Haag (1)

Rembrand van Rijn. Die Anatomie des Professors Tulp. Galerie des Mauritshuis, Haag (1)

Rembrand van Rijn. Die Anatomie des Professors Tulp. Galerie des Mauritshuis, Haag (2)

Rembrand van Rijn. Die Anatomie des Professors Tulp. Galerie des Mauritshuis, Haag (2)

Rembrand van Rijn. Die Anatomie des Professors Tulp. Galerie des Mauritshuis, Haag

Rembrand van Rijn. Die Anatomie des Professors Tulp. Galerie des Mauritshuis, Haag