Saskia van Ulenborch als Braut des Künstlers
Mit dem Namen Rembrandts ist der Name der Saskia aufs engste verknüpft. Unsere Zeit, die alles subjektiv mitempfinden will, hat auch für das Liebesleben ihres Lieblingskünstlers das wärmste Interesse; die Gattin Rembrandts steht uns fast so nahe wie der Meister selbst, und dieser hat alles dazu getan, unser Empfinden nach dieser Richtung noch zu unterstützen und zu stärken. Kein anderer Maler hat ja so modern gedacht, hat seine Kunstwerke so subjektiv gestaltet, so viel vom eigenen Leben und Fühlen darin zum Ausdruck gebracht und selbst seinen Bildnissen so viel eigenes Empfinden mitgegeben wie gerade Rembrandt. Was Wunder, dass er die Gattin, mit der er die glücklichste, leider zu kurz bemessene Zeit verlebte, in zahlreichen Werken verewigt und uns in seiner intimen Auffassung so nahe gebracht hat, dass wir in ihren Bildern eine alte Bekannte zu erblicken meinen. Wir können Saskia in den Bildnissen, die Rembrandt von ihr gemalt hat, fast von ihrer ersten Bekanntschaft mit dem Künstler bis zu ihrem Tode verfolgen. Aus dem Jahre 1632 besitzen wir ein Profilbildnis, jetzt in der Sammlung Andre in Paris: hier steht ihm das junge Mädchen, die Cousine seines Freundes Rombertus van Uylenborch, bei dem er damals in Amsterdam wohnte, noch fern; er malt sie daher in modischer Tracht und ganz förmlich, wie alle bestellten Bildnisse jener Zeit. Ein Jahr später entstand unser herrliches großes Profilporträt der Kasseler Galerie, im breiten roten „Rembrandt-Hut“ und in phantastischer Tracht, das Bild der Verlobten, die ein Rosmarinzweiglein als Zeichen der Treue in der Hand hält. Aber nicht immer war die junge Braut so feierlich; in dem Bild der Dresdener Galerie, aus gleicher Zeit, lächelt sie dem Bräutigam schalkhaft zu. Einfacher, aber besonders sympathisch ist ein anderes Bildnis aus jener Zeit des Brautstandes im Besitz des Lord Elgin in Schottland, das Saskias hübsche Züge am vorteilhaftesten zeigt. Die jung Vermählte lernen wir in dem berühmten Bilde der Dresdner Galerie kennen: „Rembrandt und Saskia beim Frühstück auf der Hochzeitsreise“ würde es betitelt werden können, wenn es sich um ein modernes Bild handelte. Wie sich hier der Künstler in fast ausgelassener Fröhlichkeit mit der schönen Gattin abgebildet hat, so sehen wir ihn auf einem ähnlichen Doppelbildnisse im Buckingham Palace, wie er der reich gekleideten Gattin ihren Schmuck anlegen hilft. Andere Bilder dieser ersten Jahre der Ehe, zwischen 1634 und 1636, zeigen Saskia meist in reicher oder selbst phantastischer Ausstaffierung, am schönsten in dem stattlichen Bilde mit braunem, federngeschmücktem Sammetbarett, das Graf Luckner in Altfranken bei Dresden besitzt. Dann fehlen uns eigentliche Bildnisse bis zum Jahre 1641, wo das herrliche Bild der Dresdner Galerie entstand: Saskia, die dem Gatten mit herzgewinnendem Blick eine Nelke entgegenstreckt. Und zwei Jahre darauf vollendete der Künstler ein Bild, bei dem ihn die Krankheit und der rasche Tod der Gattin unterbrochen hatte: das ernste, durchgeistigte Bildnis in hohem Kopfputz in der Berliner Galerie. Diese prächtigen Bilder schmückten zum Teil das Haus des Künstlers, auch Jahre nachdem die Gattin es für immer verlassen, und selbst als schon eine andere ihren Platz eingenommen hatte. Und als dann drückende Schulden den Künstler zwangen, eines dieser Bilder nach dem andern abzugeben, als er die „Saskia im roten Hute“ seinem Gönner Jan Six abgetreten hatte, und auch das stattliche Doppelbild, wo er der Gattin den Schmuck anlegt, fortwandern musste, machte er von dem Bildnis der Gattin in diesem Gemälde die köstliche kleine Kopie zur Erinnerung für sich, die jetzt die Galerie der Eremitage schmückt.
Rembrandt van Rijn. Saskia van Uylenborch als Braut des Künstlers.
Königl. Gemälde-Galerie, Kassel
Rembrandt van Rijn. Saskia van Uylenborch als Braut des Künstlers.
Königl. Gemälde-Galerie, Kassel
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Rembrandt van Rijn (geb. zu Leiden 1606, gest. in Amsterdam 1669)
Rembrand van Rijn. Saskia van Uylenborch als Braut des Künstlers. Königl. Gemälde-Galerie, Kassel
Rembrand van Rijn. Saskia van Uylenborch als Braut des Künstlers. Königl. Gemälde-Galerie, Kassel (1)
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