26. September. Heute soll's nach Troja gehen.

26. September. Heute soll's nach Troja gehen. Früh aufgestanden, aber unter Zögerungen der Türken mit den Pferden erst spät abgegangen. Hätte gleich anfangs ein großes Unglück haben können. Mein Pferd, das kein anderes vor sich haben will, gleitet noch im Dorfe über eine Brücke aus und stürzt, ich mit, doch ohne mich zu beschädigen oder die geringste Ungelegenheit zu spüren. Von neuem fort. Merke an dem Schmerz in den Füßen wohl, daß ich zwanzig Jahre kein Pferd bestiegen habe. Verzweifle fast, ob ich's aushalten werde, aber mein Verlangen war zu groß, daher frisch weiter. Der Reiseplan dürfte nicht gut angelegt gewesen sein. Denn reiten fast den ganzen Tag, bis wir in die Ebene von Troja seitwärts einbrechen und bei Zschiblak die ersten Säulentrümmer und andere Ruinen sehen. Den Simois (nach Gewalik) passiert, wo das Wasser den Pferden nicht bis an die Kniee reicht. Bei Zschiblak dürfte das Ilium recens der Alten zu suchen sein, also die Stelle, wo einige das alte Troja hinsetzen, mit welchem Recht, ist mir nicht deutlich. Es war Abend geworden, und wir eilten, Bunarbaschi zu erreichen, wo wir mit einbrechender Nacht eintrafen. Der Kawaß, den uns der Pascha der Dardanellen mitgegeben hatte, machte uns Platz in dem Meierhofe des Paschas; man belegte den Fußboden eines erträglichen Zimmers mit Betten. Vorher stiegen wir noch zu den Quellen des Skamander hinab, deren vierzehn bis sechzehn sind, sämtlich vom reinsten, hellsten Wasser. Der Fluß bleibt übrigens höchst unbedeutend. Daß dieser Fluß bei Bunarbaschi entspringt, wie nach Homers Beschreibung der Skamander bei Troja, macht die Meinung höchst wahrscheinlich, daß hier das alte Ilion zu suchen sei. Die Umgebungen der Quellen sind übrigens durchaus steiniges Hügelland. Gut gegessen und ebenso geschlafen, selbst ohne Flöhe, was uns am meisten wunder nahm.