15. September. Unsere englischen und holländischen Freunde ...

15. September. Unsere englischen und holländischen Freunde holten uns verabredetermaßen ab, um den Zug des Sultans in die Moschee zu sehen. Unglücklicherweise hatte er, da er eben den Palast Beglerbeg auf der asiatischen Seite bewohnt, für die heutige Freitagsandacht eine kleine Moschee bei Skutari gewählt, wo er denn zu Schiffe ankommen und der größte Teil des militärischen Pompes wegfallen mußte. Wir fuhren in einer vierrudrigen Barke hinüber und postierten uns, wahrscheinlich allen Verordnungen entgegen, auf der Terrassentreppe eines leerstehenden Hauses, wo der Sultan vorüberfahren mußte und niemand stand als wir. Lumpige Truppen machten Spalier. Offiziere von allen Sorten und Graden. Bald verkündigten Kanonenschüsse die Ankunft des Herrschers. Ein paar Barken mit Adjutanten als Avantcoureurs. Endlich die von Gold strahlenden Staatsbarken, mit prächtig gekleideten Ruderern besetzt, es waren drei; in der mittlern, wenn ich mich recht erinnere, saß der Sultan unter einer Art Thronhimmel. Er sieht nicht übel aus, und hart an uns vorüberfahrend, blickte er uns scharf an. Die See ging hoch, und ein halb Schiffbruch leidendes Kaïk mit einem General am Bord vertrieb unsere Schiffleute von ihrem Standplatz, so daß wir halb mit Lebensgefahr über Hals und Kopf in unser Schiff springen und sogleich abstoßen mußten. Wir beschlossen, nach den süßen Wassern Asiens zu fahren. Der starke Wind und die gewaltige Strömung machten die Fahrt schwierig. Schon früher war ein kurzer, aber heftiger Regen eingetreten, der uns zwang, in einem Kaffeehause von Skutari Zuflucht zu nehmen, wo man uns mit Kaffee und Pfeifen bediente. Während der Regen noch dauerte, fuhr der Sultan zurück. Diesmal ohne Thronhimmel, einen roten seidenen Regenschirm (parapluie) über den Kopf gehalten.

Die süßen Wasser entsprechen als Gegend ihrem Rufe nicht, einige schöne Bäume, unbedeutende Hügel, nicht mit Chunkiar Skelessi zu vergleichen. Das Gras fand sich naß, die Wege kotig, weshalb auch wenig Gesellschaft, größtenteils aus Weibern und Kindern bestehend, da war. Sämtlich in bunten, vergoldeten, kugelförmigen Wagen, teils von Pferden, teils von Ochsen gezogen, wovon mir die letzten mit hohen, quastengezierten Halbbogen an dem Kopfzeuge geziert und nebstdem wunderschöne weiße Tiere, am besten gefielen.


Ein Gaukler mit einer Baskentrommel und ein sich überschlagender und umkollernder Knabe unterhielten die Weibergesellschaft, von denen die vornehmeren, wahrscheinlich des durchnäßten Grases wegen, ihre Wagen nicht verließen. Sogar komödienartige Reden schienen manchmal eingemischt. Näher konnten wir die Sache nicht untersuchen, denn die Polizeisoldaten wiesen uns, obgleich höflich, von dem Weiberkreise zurück. Nach Hause gekehrt. Gegen Abend Mr. Kathlik besucht und Herrn Craigher, der mir ein paar Besuche gemacht, ohne mich zu treffen. In demselben Hause die Gräfin Hahn-Hahn. Deren Bekanntschaft gemacht. Sie scheint natürlich, wenigstens spricht sie so. Gefiel mir weit besser, als ich erwartete.