14. September. Mayerhofer hatte Geschäfte in Therapia, ...

14. September. Mayerhofer hatte Geschäfte in Therapia, und ich beschloß, ihn zu begleiten, teils weil ich den Bosporus bei der Durchfahrt doch nicht genau genug besehen zu haben glaubte, teils weil unser Lohnbedienter notwendig mit ihm fahren mußte. Fuhren um sieben Uhr morgens auf einer vierrudrigen Barke ab. Stiegen in Jeniköi aus, weil M. den Fürsten der Walachei zu besuchen hatte, der aber eben im Begriff war, nach Konstantinopel zu fahren. Weiter fort an den herrlichen Ufern und an den leider hölzernen und nur im ganzen imposanten, im einzelnen kleinlichen Häusern. In Therapia Herrn Autrant besucht, an den ich Briefe hatte. Die Maschinenwerkstätte der Donauschiffahrtskompanie besehen. Langweilig. Endlich nach Bujukdere, wo wir Essen bestellten und indes spazieren gingen. Aus den Fenstern des Landhauses des spanischen Gesandten tönte Musik. Es waren altitalienische Duette, beinahe schien es Solfeggien für Sopran und Alt mit Begleitung des Fortepiano. Die Stimmen waren nicht gerade schön, sie sangen aber die ungemein schwierige Musik sehr richtig, und es machte mir unendliches Vergnügen, da ich strenge Singsachen liebe und jetzt so lange keine Musik gehört habe. Darauf besahen wir den Spaziergang hinter dem Orte, wo die Gegend jener von Weidling gleicht und den Vorzug vor ihr nur durch eine Baumgruppe von sieben Bäumen, i setti fratelli, behauptet, dergleichen man bei uns wirklich nicht sieht. Im Rückfahren nahmen wir zu Therapia Herrn Autrant ins Schiff und ließen uns ans asiatische Ufer überfahren, wo wir in dem famös gewordenen Chunkiar Skelessi ans Land stiegen. Zum erstenmal Asien betreten. Wenn ich die Gegend von Bujukdere mit der von Weidling verglichen habe, so brauche ich mich nicht im Verdacht der Exaltation zu haben, ich kann daher sagen, daß ich etwas diesen asiatischen Baumgruppen Aehnliches nie gesehen habe. Es ist etwas Weiches, Partien- und Gruppenartiges in ihnen, das den unsern fehlt. Besonders zeichnen sich die Eschen aus, dunkler als bei uns, massenhafter und doch unendlich zarter. Ich war eigentlich hingerissen. Der Abend nahte, und wir mußten nach Hause. Die Wasser des Bosporus himmlisch in der untergehenden Sonne. Durch die bereits dunkeln Straßen von Topchana und Pera nach Hause. Ein wunderschöner Knabe zu Pferde. Wahrscheinlich – Ein Glas Wein getrunken und zu Bette.