Samstag, 7. Eine fürchterliche Nacht zugebracht. Anfangs ziemlich gut geschlafen, aber sehr früh aufgewacht. Alle Anzeichen eines starken Fiebers. Der Puls heftig, Kopf schwer. Jeder andere würde ärztliche Hilfe gesucht haben. ...

Samstag, 7. Eine fürchterliche Nacht zugebracht. Anfangs ziemlich gut geschlafen, aber sehr früh aufgewacht. Alle Anzeichen eines starken Fiebers. Der Puls heftig, Kopf schwer. Jeder andere würde ärztliche Hilfe gesucht haben. Ich pflege derlei nicht. Ging früh aus, weil mir die Temperatur meines Zimmers unerträglich war und das heftige Feuer, das sie hier anmachen, mir nicht weniger widerlich ist. Dazu das Nachsehen und Anblasen, ohne welches es auslöscht. Ging also aus und befahl, das Feuer in meiner Abwesenheit zu machen. In den Tuileriengarten. Wollte mich in den spärlichen Sonnenstrahlen erwärmen. Aber die Luft war so kalt, der Boden feucht. Fast bis ans Ende der elysäischen Felder gegangen. War müde, ohne auch nur ein wenig Transpiration gewonnen zu haben.

Brant besucht. Der junge Neuwall war früher bei mir gewesen, zu melden, daß seine Eltern morgen nicht nach Versailles fahren, wie doch seit langem ausgemacht war und mich in Verlegenheit setzte, da ich um deswillen keine andere Gesellschaft gesucht hatte. Brant will auch nicht gehen. Wir lesen Englisch. Befand mich in einer wahrhaft betrübten Stimmung. Paris fängt mir an, zur Last zu werden, und der Gedanke an meine Heimat ist mir unerträglich. Untergehen; versteht sich von Gottes Hand, aber nicht durch eine widerliche Krankheit in der Fremde.


Gehe mit Brant über die Boulevards: die Sonne kommt etwas hervor. Ich fühle mich erheitert. Will für morgen einen Platz nach Versailles bestellen. Alle Plätze sind genommen.

Bei Tische finde ich meine Schweden, die gerne die Partie mit mir gemacht hätten, aber nun sind sie bereits versagt. Nach dem Essen kommt das Fieber wieder, mit einer Heftigkeit, daß es mir die Klarheit des Sehens benimmt. Setze mich ins Théâtre des variétés, wo ich, halb schlafend, vier Stücke ansehe und nur Vernet in der Madelon Friquet durch die Vortrefflichkeit seines Spieles mich manchmal aus meinem widerlichen Zustande reißt. Uebrigens ist er doch ein klein wenig possenhaft, mehr als die übrigen hiesigen Komiker. Derlei abgerissene, übrigens höchst ergötzliche Faxen entstellen unter andern auch seine Darstellung des Rausches im zweiten Akte der Madelon.