Freitag, 15. April. Kamen morgens ein paar junge Schweden zu mir, die ich in Wien kennen gelernt und gestern bei Tisch im Palais royal wieder gefunden hatte. ...

Freitag, 15. April. Kamen morgens ein paar junge Schweden zu mir, die ich in Wien kennen gelernt und gestern bei Tisch im Palais royal wieder gefunden hatte. Beschlossen, abends zusammen in die Oper zu gehen, wo man den zweiten Akt der Oper Wilhelm Tell und ein Ballett: La revolte au serail gibt. Ging zu Geymüllers Tochter, die als Frau des Grafen Kielmannsegge, hannoverischen Gesandten, hier lebt. War nicht zu Hause, d. h. ließ sich verleugnen. Die Gans mag warten, bis ich wiederkomme. That es ohnehin bloß, um dem Vater bei meiner Rückkunft sagen zu können, ich hätte sie besucht. Kam mir manches Widerliche aus den Verhältnissen in meiner Vaterstadt ins Gedächtnis. War verstimmt. Wollte eine historische Tour, allein, machen. Den Platz der Bastille, den Temple sehen. Verfehlte die Direktion und ging bis an die Champs élysées, ehe ich meinen Irrtum gewahr wurde. Umgekehrt und in der entgegengesetzten Richtung die Seine hinaufgewandelt. Man kann sich nichts Malerischeres denken, als den Anblick von Paris, von den Brücken und Quais aus. Konnte den Platz der Bastille vor Müdigkeit nicht erreichen. In einem Omnibus zurückgekehrt. Schnell ist diese Gelegenheit nicht, da alle zehn Schritte der Wagen anhält, um jemanden ein- oder auszulassen. Für weite Entfernungen und müde Beine haben sie ihr Gutes. Mittagsessen mit meinen Schweden. Abends in die Oper.

Der Saal prächtig und geschmackvoll zugleich. Es ist schon ein Schauspiel, nur ihn zu sehen. Rot mit Gold. Vier Reihen Galerien, in äußerst angenehmen Krümmungen. Das Orchester vortrefflich. Die Ouvertüre ging, wie man bei uns keine Vorstellung hat, bis auf das letzte Presto, wo, wie überall, die Violinen zu wenig hervortraten. Sänger: Mad. Dorus, sehr gut, Stimme und Ausbildung. Tenor, Lafont, wenig Klang, eine Art Binder, mit besseren Formen. Tell, Derivis, unangenehm. Serda, tiefer Baß, mit einem Anklang von Strohbaß. Das berühmte Terzett gefiel mir in Wien viel besser. Der Chor wird häufig von den Instrumenten übertäubt, die Rütliscene auch im Arrangement nicht vorzüglich.


Das Ballett, schlechte Erfindung von Taglioni. Die Tänzerinnen kamen mir unbedeutend vor. Ein Mr. Albert gefiel mir. Die Chortänze viel besser als bei uns. Dekoration und Kostüme sehr gut, ohne außerordentlich zu sein. Erstere gefielen mir im Théâtre français weit besser. Im Anfang des zweiten Aktes das Innere des Serails, wo die Mädchen in einem Bassin baden, eigentlich reizend. Sonst dummes Zeug und Langweile.