13. April. Mittwoch mit Brant die Stadt durchstrichen. Garten der Tuilerien. Nicht groß, aber angenehm, besonders dadurch, daß jedermann den Garten wie seinen eigenen betrachtet. ...

13. April. Mittwoch mit Brant die Stadt durchstrichen. Garten der Tuilerien. Nicht groß, aber angenehm, besonders dadurch, daß jedermann den Garten wie seinen eigenen betrachtet. Die Kinder schlagen den Reifen, andere tanzen im Kreise und singen dazu. So abscheulich hier die Erwachsenen singen, so gut läßt es den Kindern, die überhaupt das Artigste sind, was man sehen kann. Ein weiteres Spiel ist, daß zwei, oft Erwachsene, eine Schnur schwingen und nun ein so kleines Wesen aufs graziöseste darüber hin und her hüpft. Alles ist so heiter, und dazu die sonoren Organe und die selbst beim gemeinen Volke elegant markierte Sprachweise.

Die Champs élysées unbedeutend, dafür aber mitten in der Stadt, drei Schritte von jedermanns Wohnung entfernt. Hierauf über den Pont neuf. Statue Heinrichs IV. Wüßte nicht, daß sie mir sonderlich gefallen hätte. Der Kopf des Pferdes gut, das übrige scheint mir nicht ausgezeichnet. Notre Dame, etwas schwer, besonders mit dem Straßburger Münster verglichen. Im Innern, wie dieser, ausgeweißt und so verdorben. Die Priester sangen eben eine Art Vesper, von einem Instrumente gleich einem Serpent begleitet, was eine gute Wirkung machte. Ganz weiß gekleidete Chorknaben standen vor ihnen, sehr anständig und gemessen in ihren Bewegungen. Die Kirche muß man natürlich wiederholt besehen. Platz des zerstörten erzbischöflichen Palastes. Aufs andere Ufer zurück. Hotel de Ville. Kleiner, als ich mir's vorgestellt hatte und es einer Stadt wie Paris ziemt.


Für den Abend hatte ich mich mit dem jungen Neuwall ins Théâtre du vaudeville zusammen bestellt. Man gab Deux maitresses, wo eine Mlle. Brohan recht gut spielte. Dann Renaudin de Caèn. Arnal, der Komiker, sehr gut, trocken natürlich. Suzette, ein sehr hübsches Mädchen, mit dem deutschen Namen L. Mayer. Endlich M. und Mad. Galochard, wo Arnal und die Brohan das Ehepaar aufs beste darstellten. Ein Bauernmädchen Suzon, die nur zehn Worte zu sagen hatte, von einer Mlle. Josephine so vortrefflich gegeben, als bei uns kaum die ersten Personen im stande sind. Mir entgeht übrigens zu viel in diesen Stücken, als daß sie mir nicht mitunter lange Weile machen sollten. Die angestrengte Aufmerksamkeit ermüdet mich unendlich.

Schlecht geschlafen. Als ich vor Tag aufwachte, war mir wie einem zu Mute, dem eine große Krankheit bevorsteht. Das Zimmer drehte sich mit mir. Ich suchte eine Weile vergebens nach dem Puls. Machte mir doch ein wenig bange. Aufs Frühstück ward es übrigens besser. Ich bin ein solches Jagen und Hetzen nicht gewohnt. Will mich mehr schonen und zum Frühstück die Butter weglassen, die mir nicht bekommt.

Zu Brant. Wir lesen englisch. Beschließen, in den Jardin des plantes zu gehen. Es beginnt zu regnen. Machen einen Gang durch ein paar Straßen. Der immer stärkere Regen zwingt uns, umzukehren. Gehe nach Hause und fange an, diese Erinnerungsbehelfe niederzuschreiben.

Mittags bei Neuwall. Treffe Börne. Den Witz sieht man dem Manne wohl an, kaum aber die Gewalt, am wenigsten die Ausgelassenheit. Ich hatte mich herzlich auf ihn gefreut. In der Art wollte es sich nicht recht geben, wozu wohl auch die größere Gesellschaft beitrug. Ein Doktor David aus Kopenhagen, mit seiner Frau, der mir kaum gefiel. Soll wegen Liberalismus halb verbannt sein. Ein Herr Leidesdorf aus Kopenhagen. Scheint ein gescheiter Mensch. Brant. Ein paar Unbekannte. Gutes Diner, schlechter Champagner. Der Sohn vom Hause gefällt mir recht wohl. Abends mit den Hauswirten zu einer deutschen Familie Valentin, oder wie sie heißen. Curschmann aus Berlin, den angenehmen Liedersänger, dort getroffen. Im übrigen bleiben sich die Deutschen aller Orten gleich. Man muß mit ihnen in einem herzlichen Verhältnisse stehen, um sie nicht abgeschmackt zu finden. Ich war sehr müde und daher froh, als ich fort kam.