22. August. Den Tag im Wagen zugebracht, ...

22. August. Den Tag im Wagen zugebracht, wie man ihn nach einer durchwachten Nacht, zerschüttelt, von Hitze und dem ungeheuersten Staube gequält, vis-à-vis von zwei Juden zubringen kann. Mittags in Budwitz. Gegen Abend glücklicherweise vor Iglau die Achse gebrochen. Glücklicherweise, da der Zufall doch Gelegenheit gab, ein wenig sich zu erholen.

Komisch war anzusehen, wie eine Station vor Iglau der Schmied des Ortes den Kondukteur auf den Bruch der Achse aufmerksam machte. Der Mann hatte auf eine fast unbegreifliche Weise das am unteren Teile der Achse befindliche Gebrechen im Vorbeigehen sogleich bemerkt. Kaum aber hatte er es ausgesprochen, als alles über ihn herfiel, ihn mit Schimpfworten überhäufte, seine angebotenen Dienste zurückwies, und doch war die Achse wirklich gebrochen und wir waren ihm eher Dank schuldig. Ich erkundigte mich und erfuhr nun, daß der Mann, wie gesagt, Schmied des Ortes, und wohl oft ohne Arbeit, sich ein eigenes Geschäft daraus mache, den ankommenden Wagen aufzulauern und den Leuten die gute Laune durch Entdeckung eines Gebrechens an denselben zu verleiden. Daher ist der Mann bekannt und verhaßt. Niemand läßt etwas bei ihm reparieren, sondern man fährt aus Abgunst lieber mit Gefahr eine Station weiter, und doch setzt der Schmied sein odiöses Geschäft immer fort.


Ich bewunderte, wie ruhig er fortging, wie er auf alle Schmähungen nicht ein Wort erwiderte, als ob die anderen ein Recht hätten, sie ihm zu sagen. Er souteniert wenigstens seinen Charakter,

In Iglau zwei Stunden, während der Wiederherstellung der Achse herumgeschlendert. Die Stadt nicht übel, der Menschenschlag hübsch. Ein Haus nahe dem Thor von oben bis unten mit beinahe ganz geschwärzten Malereien bedeckt. Oben und unten biblische Geschichten, in der mittleren Reihe den Einzug eines großen Herrn darstellend, Karls V., wie man mir sagte. Das ganze recht gut gemalt; besonders scheinen in dem Festzuge die Gesichter all dieser Ritter und Herren meist mehr Ausgedrücktes und Bezeichnendes gehabt zu haben, als von einer solchen Schilderei zu erwarten ist.

Bei einbrechender Dunkelheit abgereist, die Nacht durch gefahren. Gewitter und Regen. Sobald man die böhmische Grenze überschritten hat, fährt man schlechter, langsamer. – Tagesanbruch, Bilde ich's mir ein, oder ist die, im Grunde nicht so üble Gegend wirklich – wie soll ich's nennen? – ernster, herber, rauher als in Oestreich und Mähren, Straßenbettler häufiger und unverschämter. Einem meiner Reisegefährten fiel der Mantel vom Wagen; der Postillon stieg ab und holte ihn, der etwa zehn Schritte zurücklag.

Da wir in der Station angekommen waren, begehrte der Postillon ein eigenes Trinkgeld für das Holen des Mantels.

Endlich erblickt man Prag, herrlich gelegen im Umkreise seiner Berge.